Waibel-Stiftung - Kurpfälzisches Museum kauft kolorierte Radierungen des Schlossgartens / Mannheimer Maler Carl Kuntz hat sie vor rund 300 Jahren geschaffen

Bilder kommen in die Heimat zurück

Von 
Stefan Kern
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Sind von der Ausdrucksstärke der Bilder verzaubert: Oberbürgermeister Dr. René Pöltl (von links), Caroline Westenhöfer, Professor Frieder Hepp und Dr. Dagmar Hirschfelder. © Lenhardt

Die Blätter rauben dem Betrachter den Atem. Fünf großformatige, kolorierte Aquatintaradierungen liegen auf dem Tisch im Zimmer des Oberbürgermeisters. Drum rum stehen OB Dr. René Pöltl, der Leiter des Kurpfälzischen Museums, Professor Frieder Hepp, seine Kollegin Dr. Dagmar Hirschfelder, die Kulturverantwortliche im Rathaus Dr. Barbara Gilsdorf und die Vorsitzende der Waibel-Stiftung, Caroline Westenhöfer, und staunen einfach. Vor ihnen liegen mehr als 200 Jahre alte und betörend schöne Kunstwerke mit Ansichten des Schwetzinger Schlossgartens des Malers und Radierers Carl Kuntz (1770 bis 1830).

Dass diese kleine Truppe sich hier über diese herrlichen Werke beugen kann, ja, sie überhaupt wieder hier in der Kurpfalz sind, verdankt sich einer Schenkung Eva Waibels an den Freundeskreis des Kurpfälzischen Museums. 50 000 Euro vermachte das langjährige Mitglied des Freundeskreises dem Museum, das nun dafür diese einzigartigen Blätter anschaffen konnte. „Frau Waibel versetzte uns in die einmalige Lage diese Blätter, die auf dem englischen Kunstmarkt aufgetaucht sind, ohne größeren bürokratischen Aufwand zu erwerben. Dafür sind wir ihr sehr dankbar.“

Ausdrucksstarke Werke

Man merkt den beiden Vertretern des Museum an, dass sich hier etwas besonderes ereignete. Vor allem ihre nachträgliche Kolorierung macht die Blätter zu etwas besonderem. „Es sind Unikate.“ Leider, so Hirschfelder, könne man im Nachhinein nicht mehr feststellen, wer diese Bilder koloriert habe. Sicher ist nur, dass sie zeitnah koloriert wurden. Es sind ausdrucksstarke Werke, die den Betrachter heute noch zu fesseln vermögen. Vor allem das Lichtspiel und die enorme Detailgenauigkeit erscheinen außergewöhnlich und faszinierend.

Der in Mannheim geborne Kuntz, so Hepp, verstand sein Kunsthandwerk. Eine Einschätzung, die auch der Autor Fritz Hirsch zu teilen schien. 1928 schrieb er in „100 Jahre Bauen und Schauen“. „Wenn nichts sonst von seinem Lebenswerk auf uns gekommen wäre, diese sechs Aquatintablätter sicherten dem Künstler einen Ehrenplatz in der Badischen Kunstgeschichte.“ Ein Satz, dem in den Augen des Oberbürgermeisters nichts mehr hinzuzufügen sei.

Letztes Blatt soll folgen

Einziger winziger Makel ist, dass das Kurpfälzische Museum bis dato nur fünf dieser sechs Blätter sein eigen nennt. Im Eigentum des Museums finden sich mittlerweile der „Tempel der Waldbotanik“, der „Apollotempel“, der „Minervatempel“, die „Gartenmoschee“ und die „Ruine einer römischen Wasserleitung“. Es fehlt der Merkurtempel, aber Museumsleiter Hepp versichert, dass man auch an diesem letzten Blatt schon dran sei.

Hepp aber auch Pöltl und Westenhöfer zeigen sich am Ende davon überzeugt, dass es Eva Waibel gefreut hätte, zu sehen, was das Museum mit ihrem Vermächtnis erreicht habe. Diese Blätter sind ein Schatz für die badische Kunstwelt und damit habe sie dem Buch zur badischen Kunstgeschichte ein wichtiges und vor allem herrliches Kapitel hinzugefügt.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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