In großartiger Spiellaune hat sich der Musikverein Stadtkapelle im Lutherhaus bei seinem Frühjahrskonzert, das er in Zusammenarbeit mit der Hospizgemeinschaft organisiert hat, präsentiert. Mit Blasmusik auf hohem Niveau hat sich das Ensemble um Manuel P. Grund regelrecht in die Herzen der vielen Zuschauer gespielt.
Dem Dirigenten ist es gelungen, die Stadtkapelle in wenigen Jahren zu einem Blasorchester auf Höchstklasse-Niveau zu formen. Dank seiner Beziehungen hat er zudem international renommierte Solisten nach Schwetzingen geholt, die sonst auf den großen Bühnen der Welt auftreten. Bei solch geballter Ladung an Talenten war es nicht verwunderlich, dass der Vorsitzende Simon Abraham ein volles Haus begrüßen konnte, darunter auch den Schirmherrn der Veranstaltung, Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, die Landtagsabgeordneten Daniel Born (SPD) und Manfred Kern (Bündnis 90/Die Grünen), Ehrenmitglieder und Stadträte, den Hausherrn Pfarrer Steffen Groß, Vertreter befreundeter Vereine sowie den Vorsitzenden der Hospizgemeinschaft Franz Hauns.
Jens Geiß am Schlagzeug
„Ich freue mich ungemein“, sagte Hauns, „dass der Musikverein Stadtkapelle mit einem Benefizkonzert unsere, für die Gemeinschaft so wichtige Arbeit unterstützt. Das ist nicht so selbstverständlich, deshalb sind wir den Musikern sowie dem Dirigenten äußerst dankbar.“ Auf der Bühne war auch ein bekanntes Gesicht aus der Nachbargemeinde, aus Oftersheim, zu erkennen, denn kein Geringerer als Bürgermeister Jens Geiß verstärkte die Kapelle am Schlagzeug. „Sounding Ways in History“ lautete das Motto des Konzerts, das den Zuhörern ein abwechslungsreiches Repertoire bot mit Werken der Blasorchester-Literatur, die durch Einflüsse aus dem Jazz, den Weltreligionen, der Folklore aus verschiedenen Ländern der Welt geprägt wurden, wie Abraham vorab informierte. Mit einem Frühlingsgedicht Joseph von Eichendorffs lud danach Moderatorin Daniela Deseyve-Nohl das Publikum ein, sich gemeinsam mit dem Musikverein Stadtkapelle auf eine Reise sowohl durch die Geschichte als auch in viele Länder zu begeben.
Im ersten Stück, „A Klezmer Karnival“, verarbeitete der Komponist Philip Sparke drei traditionelle jüdische Weisen, einen Hochzeits-, Kreis- und Scherentanz, deren Fröhlichkeit und Melancholie das Orchester ausgezeichnet wiedergab. Es folgte eine ebenso stimmungsvolle dreisätzige Komposition, „Os Pássaros do Brasil“ (Brasilianische Vögel) von Kees Vlak, die die Zuhörer nach Brasilien entführte, „wo wir die Sonne spüren, den Samba-Rhythmen lauschen und den Ruf des Amazonas-Vogels hören“, so Deseyve-Nohl.
Ins Programm fügte sich wunderbar auch das nächste Stück, „Sa Música“ von Jacob de Haan ein, das nach Spanien entführte und von Virginia Perez Garcia dirigiert wurde. Unter ihrer Stabführung kontrastierte die Kapelle reizvoll den lyrischen und den Fiesta-Teil der für die Insel Mallorca so typischen Musik, so dass der Beifall der Zuhörer sehr enthusiastisch ausfiel. Höhepunkt und zugleich Abschluss des ersten Teils markierte die berühmte „Rhapsody in Blue“, in der George Gershwin das amerikanische Lebensgefühl so passend in Töne setzte.
Swingende Lockerheit am Klavier
Den technischen Herausforderungen am Klavier stellte sich der 24-jährige Däne Gustav Piekut. Sein kräftiger Zugriff gepaart mit swingender Lockerheit ließ keinerlei Wünsche offen, wobei sich auch die Stadtkapelle viel Raum nahm, um der raffinierten Farbigkeit der Komposition nachzuspüren. Nicht nur das Publikum spendete langanhaltenden Beifall, sondern auch der begeisterte Dirigent und die Musiker des Ensembles. Einen weiteren Höhepunkt im zweiten Programmteil bot der Musikverein Stadtkapelle mit dem „Rondo“ aus Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV417. Warm, weich und dennoch kraftvoll ließ José Antonio Dominguez Jiménez die Klänge seines Horns durch den Saal gleiten, so dass sich niemand dem Zauber entziehen konnte. Eine Ehre für Schwetzingen war auch die Mitwirkung des Solisten José Antonio Moreno Romero am Vibraphon.
Im „Concerto For Vibraphone“ von Ney Rosauro zog er mit wechselnden, faszinierenden Klangbildern das Publikum in den Bann. Der Musikverein Stadtkapelle begeisterte mit seiner Virtuosität, mit seiner Spielfreude und absoluter Hingabe bis zum letzten Stück, einem Medley aus „Die schöne und das Biest“. Bei der Zugabe, dem „Badner Lied“, stand schließlich der gesamte Saal auf und sang aus ganzem Herzen mit.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-brasilianische-klaenge-zum-abschluss-_arid,1432627.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html