Schwetzingen. Es hatte alles so gut angefangen. Noch im August 2024 waren sich die Verantwortlichen von der Heidelberger Niederlassung der Autobahn Südwest GmbH recht sicher, dass schon zum Jahresbeginn oder zumindest im Februar der Verkehr auf der neuen Brücke freigegeben werden kann. Man lag im Zeitplan und der große Schritt des Einsetzens der passgenau in einem Werk gefertigten Stahlbetonträger stand an. Dazu wurde ein Wochenende lang die Autobahn gesperrt. Aber damit begann dann auch das Dilemma.
Am Ersatzneubau des Brückenbauwerks A6/B39 an der Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim gab es Probleme, es musste nachgearbeitet werden. Der Zeitplan geriet aus den Fugen. Die Bauherren wollten dann im zweiten Quartal fertig werden, aber das läuft bereits und wer sich die Baustelle anschaut, weiß, dass auch das nicht klappen kann. Unsere Zeitung bleibt dran und hat wieder nachgefragt. Jetzt bestätigt die Autobahn GmbH, dass man noch den ganzen Sommer über an der Fertigstellung arbeiten müsse und vermutlich im Spätsommer fertig sei. Dann mit über einem halben Jahr Verspätung. Die Autofahrer, die frühmorgens und nachmittags im Berufsverkehr auf der B 39 im Stau stehen, wird das kräftig ärgern. Vor allem beim Einfädeln von der Autobahn auf die Bundesstraße stockt der Verkehr.
Was ist bis zur Fertigstellung noch alles zu machen?
Derzeit werden die Brückenkappen des neuen Bauwerks geschalt, um anschließend bewehrt und betoniert zu werden. Nach diesem Schritt folgt die Abdichtung der Fahrbahntafel sowie der Einbau einer Schutz- und Deckschicht auf der Brücke, schreibt uns Autobahn Südwest. Zudem müsse die Fahrbahn in den Anschlussbereichen der B39 hergestellt werden.
Zu den Aufgaben, die danach noch anstehen, gehören: Hinterfüllung der Widerlager, Herstellung der Betonfahrbahn im Bereich der Mittelpfeiler auf der A6, Sanierung der schadhaften Fahrbahnen im Bereich der Auf- und Abfahrten auf der Ostseite der Anschlussstelle, Herstellung der Bankette im Bauwerksbereich, Sanierung von Schadstellen an der Unterseite der Stahlträger, Erneuerung des Korrosionsschutzes an den Stahlträgern, Rückbau der Provisorien auf der A6, die ja für die Verkehrsführung während der Bauzeit benötigt wurden, die Montage von Schutzplanken auf der A6, Rückbau der Mittelstreifenüberfahrten und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands auf der B39.
Schuld waren nach Angaben der Verantwortlichen der Mangel an Fachkräften sowie die anhaltenden Engpässe bei Rohstoffen wie Stahl. Im konkreten Fall sind einige Verzögerungen – beim Korrosionsschutz und bei der Herstellung der Übergangskonstruktion – auf diese Problematik zurückzuführen. Der Einhub der neuen Brückenträger musste in unmittelbarer Nähe zu einem Bestandsbauwerk (der nördlichen Überführung, über die derzeit der ganze Verkehr rollt) ausgeführt werden. Hinzu kam die sogenannte Schiefwinkligkeit der Brücke gegenüber der Bestandsstraße, die in Verbindung mit Fertigteilträgern eine besondere Herausforderung darstellt. Diese Ausgangssituation erforderte einige Arbeiten im Nachgang.
Der nach dem Einhub der neuen Brückenträger festgestellte Anpassungsbedarf – so auch das Anbringen zusätzlicher Querfesthalterungen – war in diesem Umfang nur schwer vorherzusehen und erforderte eine zusätzliche Planung und Prüfung, die eine gewisse Zeit benötigte“, hatte uns zum Jahresende 2024 die Autobahn GmbH mitgeteilt.
Diese Gründe hätten laut Pressesprecherin Petra Hentschel nach wie vor Gültigkeit. „Es haben sich seitdem keine zusätzlichen Herausforderungen ergeben. Übergeordnet ist erneut auf die festgelegte Abfolge von Bauleistungen bei komplexen Projekten zu verweisen: Verzögert sich die Ausführung an einer Stelle, kann sich dies schnell auf den gesamten Zeitplan auswirken, weil Nachunternehmer den Einsatz von Maschinen und Personal von langer Hand planen und untereinander abstimmen müssen, also selten ad hoc auf Veränderungen im abgestimmten Ablauf reagieren können. Wir haben es heute also mit einer Verzögerung zu tun, deren Gründe in besagte frühe Projektphase zurückreichen.
Wann ist die Freigabe für den Verkehr geplant?
Im Austausch mit dem beauftragten Bauunternehmen war dann zu klären, ob die folgenden Arbeiten beschleunigt werden können. In der Folge wurden Abläufe optimiert und der Einsatz von Personal und Maschinen auf der Baustelle deutlich erhöht, sodass bis heute ein guter Baufortschritt erzielt werden konnte, heißt es von der Autobahn GmbH. Aber: „Dennoch muss die damals getroffene Prognose hinsichtlich des Projektabschlusses im zweiten Quartal 2025 leicht korrigiert werden: Aktuell rechnen wir damit, dass die Verkehrsfreigabe bis Ende des Sommers erfolgen kann. Dabei werden die Einschränkungen zuerst auf der A6 und nach Restarbeiten einige Wochen darauf auch auf der B39 aufgehoben“, so heißt es weiter.
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Und wie sieht es mit den Kosten aus? Längere Bauzeit bedeutet ja im Normalfall auch mehr Arbeitsstunden. „Die Projektkosten für den Ersatzneubau des südlichen Teilbauwerks werden sich voraussichtlich etwas erhöhen. Belastbare Zahlen können aber erst im Sommer 2025 genannt werden“, lautet die Antwort von Petra Hentschel dazu.
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