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Bürgerinitiative Brühl fordert: Stoppt den Geothermie-Wahnsinn in unserer Region

Zum Thema Geothermie in der Region rund um Schwetzingen und Brühl hat die Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V. ihre Argumente gegen die Messungen und Bohrungen auf einen Blick zusammengefasst.

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Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.
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Chemikalien auf der Bohrstelle Brühl. © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Brühl / Ketsch / Schwetzingen. Die Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V. kämpft gegen die 3D-seismischen Messungen und will den Bau von Geothermie-Anlagen im Oberrheingraben verhindern. Ihre gesammelten Argumente und Erkenntnisse hat die BI zusammengetragen und in Form einer Anzeigenseite in dieser Zeitung veröffentlicht.

Bürgerinitiative Geothermie: "Was Betreiber, Politiker und Lobbyisten verharmlosen"

 Alle sprechen von der hydraulischen Stimulation des Wasserreservoirs — Das Umweltbundesamt nennt bei den Standorten Landau, Insheim und Soultzsous- forêts jedoch das Wort Fracking. Diese Art der Bearbeitung des Untergrunds mit enormen Drücken ist in Deutschland verboten. Dass tonnenweise Chemikalien in den Untergrund gepresst werden, um die Verrohrung von Verkrustung durch das extrem solehaltige Tiefenwasser zu befreien, wird selbstverständlich auch verschwiegen. Alle sprechen von einem geschlossenen Wasserkreislauf. Tatsächlich entstehen bei Probeläufen der Anlage, beim Hochfahren der Anlage und bei verstopfter Reinjektionsbohrung oder beim Pumpentausch immer wieder Dampfaustritte.

Geigerzähler Landau 6.3.2020 © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Der BI liegen Bilder solcher Dampfwolken von Tiefenwasser mit den unten genannten giftigen, korrosiven und übelriechenden Stoffen vor. Regelmäßig gab es in Landau und Insheim solche Dampfaustritte. Übrigens: In Insheim zog solch eine „ungefährliche" Dampfwolke über einen nahen Weinberg. Der damalige Betreiber hat die gesamte Weinernte aufgekauft. Warum wohl? Das Tiefenwasser wird immer als Thermalwasser beschönigt. In Wahrheit enthält das Tiefenwasser aber gefährliche Stoffe (z.B. Radionuklide, Schwefelwasserstoffe, Borsäure, Ammoniak, Arsen, Quecksilber und Salze sowie CO2). Die Befürworter, Politiker und Bürgermeister, die die Geothermie ihren Bürgerinnen und Bürgern zumuten, sollten vielleicht ein Bad in diesem Thermalwasser nehmen.

Von radioaktiven Schlämmen und Bohrklein spricht niemand. Das Bayerische Landesamt für Umwelt, das Bundesamt für Strahlenschutz sowie das Bundesamt für Umwelt stellen aber in verschiedenen Expertisen fest, dass Radon (ein radioaktives Element und ein Zerfallprodukt des Radium) bei der Förderung von Tiefenwasser neben anderen giftigen, korrosiven und übelriechenden Stoffen (s. oben) in Tonnen von Schlämmen und Ablagerungen freigesetzt wird. Dass selbst die Rohrleitungen im laufenden Betrieb strahlen, hat die BI selbst beim Tag der offenen Tür in Landau gemessen.

Hohes Risiko und nur geringe Laufzeit: Die Aussage unerschöpflich/ewig stimmt daher keineswegs. Das Erdwärmereservoir kühlt aus. Ein Standort mit zwei Bohrungen ist nach ca. 25 bis 30 Jahren thermisch ausgebeutet. Es dauert Jahrtausende, bis die Wärme im Untergrund wieder nachströmt. Aus dem Grund ist die Nutzungsdauer des Geothermiekraftwerks begrenzt. Es werden dann immer neue Bohrungen erforderlich! Auch ein Gutachten weist klar auf die Auskühlung des geothermischen Reservoirs hin.

Dampfaustritt in Brühl (Geothermie-Fördertest, Bild oben: Dampf über Insheim, Bild unten: Chemikalien auf der Bohrstelle Brühl. 30.03.2014) © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Bürgerinitiative Geothermie: "Was bedeutet Geothermie für unsere Region?"

Gefahr von Erbeben, Hebungen und Senkungen (bestätigt in den drei Gutachten zum Standort Brühl von 2010/11)

erhöhte Radon-Werte in Kellerräumen und an den Rändern der Bruchzonen an der Erdoberfläche. Radon ist hauptverantwortlich für Lungen krebs und Erkrankung der Bronchien

extremer Wasserverbrauch bei Lithium-Förderung

Leckagen Austritt des Tiefenwassers zum Teil in Grundwasser führende Schichten (Landau 2014, Insheim 2017, Bellheim 2016)

Schäden für Gebäude, Schulen, Klärwerk, Schwetzinger Schloss (Leiterin der Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg angeschrieben — keine Antwort)

Gefahr für die Infrastruktur (Leitungen für Gas, Wasser, Erdwärme)

Gefahr für den unterirdischen Gasspeicher in Sandhausen (Betreiber angeschrieben — keine Antwort)

2014: Hebungen / Riss in der Straße vor dem Geothermie-Kraftwerk Landau. © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Bürgerinitiative Geothermie: "Inhalte der drei Gutachten zum Standort Brühl aus 2010/11"

Die BI hat am 01.03.2012 Akteneinsicht beim Regierungspräsidium Karlsruhe genommen und dabei die drei eigens zum Standort Brühl erstellten Gutachten gesichtet. Hieraus ergeben sich gutachterlich festgestellte Fakten, die eine Nutzung der Tiefengeothermie im Oberrheingraben eigentlich nur verbieten können. Hier nur auszugsweise einige wenige Passagen:

Der Begriff Gemeinschaden im bergrechtlichen Sinne ist ein völlig anderer „Schaden", als im täglichen Gebrauch. Tolerierbare Schäden müssen hingenommen werden.

Getriggerte Beben (natürlich vorgespannte tektonische Platten) werden durch Menschen entspannt/ausgelöst und lassen sich nicht aufhalten. Das Beben läuft unkontrolliert weiter, auch wenn z.B. die Wasserverpressung/ Stimulation gestoppt wird (s. Beispiel Vendenheim im Ortenaukreis — 1 Jahr Beben, obwohl Kraftwerk abgeschaltet war).

Maßgebend für Schäden ist aber nicht die Magnitude, sondern die Intensität und die Bodenschwinggeschwindigkeit

Selbst schwache seismische Ereignisse können lokal zu starken Bodenbeschleunigungen führen (Mikrozonierung).

Die Gutachten stellen fest, dass für flache Erdbeben-Ereignisse in 3 km Tiefe sich auch mit geringer Magnitude eine maximale Intensität von I bis VI im Oberrheingraben ergeben kann.

Alle Gutachten sprechen sehr oft im Konjunktiv.

Es gibt Unkenntnisse zur lokalen seismischen Wellenausbreitungsgeschwindigkeit, eine erhebliche Unsicherheit bei der Hypozentrenbestimmung der Beben, problematisch ist auch die Bestimmung des kritischen Druckpunkts für die Injektion, die Fließerscheinungen unter Einwirkung der Kräfte durch Geothermieprojekte, die Bestimmung der Wellenausbreitunggeschwindigkeit und der Hypozentren und die Bestimmung des Schwellenwerts für den Reaktionsplan.

Wie kann GeoHardt trotzdem alles im Griff haben ??? Urteilen Sie selbst !!!

Vor Geothermie-Kraftwerk Landau: Schienen verformt durch Bodenhebungen. © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Bürgerinitiative Geothermie: Was passiert im Schadensfall?

Landespolitiker lehnen seit Jahren Übernahme von Schäden ab. Sie übernehmen keine Landesbürgschaft.

Schadensfälle werden - wenn überhaupt - mit Zeit- oder Teilwert entschädigt, weil es sich um einen Betriebshaftpflichtschaden handelt.

Es besteht in der Regel kein Versicherungsschutz durch Ihre Gebäudeversicherung, weil hier nur Elementarschäden (natürliche Erdbeben,Sturm, Hagel, Unwetter) versichert sind. Rücksprache mit dem Versicherer dringend empfohlen!

Betreiber bieten zum Teil „kulante" Entschädigungsleistungen an. Die Gutachter sind dann vom Betreiber beauftragt, erstellen die Gutachten i.S. des/der Betreiber/s. Oft sind dabei spätere Schadensereignisse und deren Regulierung ausgeschlossen. Oft werden Klauseln/Verbote formuliert, welche die Geschädigten zum Stillschweigen verpflichtet.

Die Erfahrungen in der Ortenau und im Elsass zeigen, dass so aber max. 10% des tatsächlichen Schadenumfangs zur Abgeltung angeboten werden.

Es gibt Probleme mit der Einsichtnahme von Gutachten und Messdaten z.B. aus dem Monitoring. Diese Daten gelten als betriebsintern bzw. Betriebsgeheimnis und werden den Geschädigten nie bekannt gegeben.

Die oft verwendete und als heilbringend gelobte Beweislastumkehr der §§ 114+120 Bundesberggesetz ist u. E. für den „Bohrlochbergbau" noch nicht vorhanden. Lesen Sie selbst!

Es drohen jahrelange Rechtsstreits und teure Gutachten/Gegengutachten.

Dampf über Insheim © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Bürgerinitiative Geothermie: "Mikrozonierung/Monitoring: Warum gibt es unterschiedliche Schäden?"

Je weicher der Untergrund, desto stärker und länger sind die Erschütterungen. Dies erklärt, warum benachbarte identische Gebäude auf unterschiedlichem Untergrund sehr verschieden beschädigt sind. Bodenbewegungen können einen Untergrund aus wassergesättigtem lockeren Sand „verflüssigen". Dabei verliert dieser für kurze Zeit seine Tragfähigkeit; das Bauwerk sinkt ein oder neigt sich zur Seite.

Zur korrekten Ermittlung, Berechnung und Prüfung der Bodenschwinggeschwindgkeit steht in der Zeitschrift der Bauingenieure zu lesen: „Eine zuverlässige Berechnung der maximalen Bodenschwinggeschwindigkeit zwischen den Messstellen (Monitoring) oder in Abhängigkeit der Entfernung ist nicht möglich".

Ersetzt gar die gelobte 3D-Seismik eine Mikrozonierung? Klare Antwort: Nein. Ein digitales geologisches 3D-Modell kann niemals die Gesamtheit der geologischen Komplexität der Natur exakt wiedergeben. Es stellt immer nur eine Annäherung an die realen Verhältnisse dar.

© Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Was sagen die drei Gutachten dazu?

1. Für Brühl gibt es keine seismische Mikrozonierung.

2. Besonders oberflächennahe Schichten mit hohem Wassergehalt, die im Oberrheingraben vorzufinden sind, können lokale Verstärkungen hervorrufen.

3. Baugrundklassen Brühl - Landau sind vergleichbar.

4. Wegen der spezifischen lokalen Bodeneigenschaften, wie dem Einfluss von Grundwasser, können die Schätzungen der Intensität der Beben nur als Mittelwerte angesehen werden. Lokal unterschiedliche Effekte können lokal zu sehr starken Bodenbeschleunigungen führen, die selbst bei schwachen seismischen Ereignissen als plötzliche Erschütterungen verspürt werden können.

Und das antwortet das Bergamt Freiburg 2013/14 u.a. bei dem Themenkomplex genaue Bohrtiefe, Gesteinsschichten, Sicherheitsabstand: „Eine exakte Vorhersage der Tiefenlagen der einzelnen Gesteinsschichten ist vor Durchbohren nicht möglich. Die entsprechenden Tiefen der Bohrlandepunkte werden daher erst während der Bohrarbeiten bestimmt".

Worauf gründen alle oben genannten Betreiber ihre Aussagen, dass sie es "besser" machen als Betreiber an anderen Standorten!?

Separator in Betrieb am Geothermiekraftwerk Landau (30.08.2017) © Bürgerinitiative Geothermie Brühl Ketsch e.V.

Bürgerinitiative Geothermie: "Situation in unmittelbarer Nachbarschaft"

Bruchsal: Betreiber EnBW Baden-Württemberg AG und Stadtwerke Bruchsal, ursprüngliches Versuchsprojekt, 24 Liter/Sek. Förderrate.

Graben-Neudorf: Betreiber Fa. Deutsche Erdwärme GmbH, eine Bohrung aktuell niedergebracht, plant weitere Kraftwerke z.B. in Waghäusel und Großraum Karlsruhe Eine Bohrlochuntersuchung ergab eine mangelhafte Zementierung der Verrohrung.

Insheim: Vulcan Energie Ressourcen GmbH, seit 01.2022 neuer Betreiber. Trotz nur reduzierter Förderrate (65 Liter/Sek.) und einem weiteren Seitenarm zur Reinjektion (Sidetrack), um den angewandten Druck zu verteilen, hat die Anlage aktuell wieder Erdbeben ausgelöst. Der Betreiber will in der Region zusätzlich jährlich 40.000 t Lithium fördern und plant bis 2025 hierzu fünf oder sechs Kraftwerke. Im Frühjahr 2022 schließt Vulcan mit der MVV Mannheim bereits einen Versorgungsvertrag für die parallel anfallende Wärme. Die Aufsuchungserlaubnis umfasst auch Gebiete rund um Mannheim.

Landau: Neuer Investor ist ein Luxemburger Fonds IKAV S.a.r.I.. Kraftwerk wurde zuvor mehrfach verkauft. Langer Stillstand, reduzierte Leistung. Beben in 2009 und in den Folgejahren. Wegen Leckage in der Bohrung Wassereintritte in Untergrund mit Erdhebungne und Schäden

Speyer/Schifferstadt: Betreiber Stadtwerke Speyer und Stadtwerke Schifferstadt erkunden bis Sommer 2023 den Untergrund. Aufsuchungsfeld grenzt an Brühler Gemarkungsgrenze auf der Kollerinsel

Aufsuchungsfeld Hardt: Fa. GeoHardt gehört nicht wie öffentlich immer dargestellt dem Konsotrium MMV AG und EnBW AG. Gesellschafter sind die MVV Grüne Wärme GmbH und die EnBW Neue Energien GmbH zu je 50%. Erst bei diesen beiden „Zwischen-GmbH"s" tauchen dann die MVV Energie AG und die EnBW Energie Baden-Württemberg AG als jeweils Alleingesellschafter auf. Geplant sind drei Kraftwerke im Feld Hardt.

Ein Firmenkonstrukt, das das Unternehmen vor größeren Haftungssummen schützt?

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