Tag des offenen Denkmals

Capitol in Schwetzingen: Wo einst Godzilla wütete, wird bald gewohnt

Das ehemalige Kino Capitol in der Herzogstraße in Schwetzingen erfreut sich am Tag des offenen Denkmals am Sonntag regen Interesses. Besucher teilen Erinnerungen und erfahren auch eine Menge über die Planungen rund um das Gebäude.

Von 
Volker Widdrat
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Geben spannende Einblicke in die Zukunft des Gebäudes: Architekt Fermin Alonso Gomez (Mitte) und Laurin Schulze (links daneben) bei der Führung zum Tag des offenen Denkmals. © Cheesy

Schwetzingen. Der Film „Försterchristl“, der am Freitag, 8. Oktober 1926 im „mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ausgestatteten Lichtspieltheater unter dem Namen Capitol“ gezeigt wurde, bildete die festliche Premiere. Die Sonderbeilage der Schwetzinger Zeitung kündigte „die entzückende Liebesgeschichte aus dem Wiener Wald“ damals groß an. Und Besitzer J. Helfrich aus Plankstadt wünschte sich für sein Kino, „dessen Innenräume für jedermann eine Stätte angenehmer Erholung und Unterhaltung sein werden“, einen „zahlreichen Besuch“.

Am Sonntag war das altehrwürdige Gebäude zum Tag des Denkmals wieder geöffnet - und der Andrang war schon vormittags groß. Der Projektentwickler Laurin Schulze von der Denkmalliebe Beteiligungsgesellschaft mbH und der leitende Architekt Fermin Alonso Gomez führten den Tag über mehrere Gruppen durch die Räumlichkeiten.

Zum Tag des offenen Denkmals werden in Schwetzingen unter anderem Führungen durchs Capitol angeboten. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Hinter den neuen Besitzern liegen sechs Wochen harte Arbeit. Das Haus wurde komplett entmüllt und aufgeräumt. Mehrere Containerladungen voll Schutt wurden schon abgefahren und zahlreiche Holzverschläge abgerissen. Jetzt kann die Sanierung starten.

Das ehemalige Capitol-Kino gehört ebenso wie die Grundstücke Herzogstraße 24 und Herzogstraße 27 zum städtebaulichen Sanierungsbereich „Herzogstraße - Schlossplatz“. Das alte Gebäude war viele Jahre im Dornröschenschlaf.

Andreas Moosbrugger hat in der Samstagsausgabe dieser Zeitung über die Geschichte berichtet. Im Kinosaal fanden einmal bis zu 600 Menschen Platz. Mitte der 1970er-Jahre war aber Schluss mit den Filmvorführungen. 1977 wurde der Kinosaal umgebaut und beherbergte fortan eine Sauna mit Massagepraxis. Später folgte noch eine Kneipe. Weit über 20 Jahre rottete das Haus mit der grünen Fassade und den markanten Säulen dann vor sich hin. Die öffentlichen Führungen am Sonntag präsentierten das alte Capitol vom Eingangsbereich mit der Kinokasse und den beiden Treppenaufgängen bis hoch zum Saal mit dem Vorführraum.

Der Eingangsbereich des Capitols – hier sind noch Relikte der Vergangenheit auszumachen. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Das ehemalige Kino wird nun zu modernem Wohnraum umgestaltet. Im hinteren Bereich entstehen neun Eigentumswohnungen in verschiedenen Größen. Im Erdgeschoss zieht das Wohnstudio von Anke Laier ein, das bisher noch in Brühl in der Rheinauer Straße 3 zu finden ist. Im Obergeschoss wird ein Architekturbüro untergebracht. Bei den Führungen waren schon mal Visualisierungen des Projekts zu sehen.

Die meisten Besucher waren zum ersten Mal in den alten Mauern, einige von ihnen waren aber damals auch Kinogänger gewesen. So wie Iris Kirsch, die als 14-Jährige Mitte der 1970er Jahre als letzten Film Sergio Leones Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ gesehen hat. Das Capitol verbindet sie mit unvergesslichen Erinnerungen. Thomas Siebig war immer fasziniert, wenn er draußen die große Leuchtschrift gesehen hat. An die Zeit mit den japanischen „Godzilla“-Filmen denkt der 62-Jährige besonders gerne zurück.

Augenweide: Diese Bleiglasfenster im Wohnhaus sind ein echter Hingucker und werden erhalten. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Die Umbauarbeiten unter Auflagen des Denkmalschutzes sollen Ende 2024 beginnen. Das visionäre Projekt, mit dem das Capitol zu neuem Leben erweckt und einer würdigen Nutzung zugeführt wird, könnte Ende 2026 fertiggestellt sein. In dem neuen Haus in der Herzogstraße 27 sind zudem fünf Wohnungen sowie eine Praxis und eine Gewerbeeinheit geplant, auf dem Grundstück in der Herzogstraße 24 entstehen vier Wohneinheiten verteilt auf zwei Doppelhäuser.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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