A6 / St. Leon-Rot. Ein grausamer Fund erschütterte vor 37 Jahren Spaziergänger an der Autobahn A6 bei St. Leon-Rot – die stark verweste Leiche einer Frau kam in unmittelbarer Nähe eines Parkplatzes in Fahrtrichtung Heilbronn zum Vorschein. Ihre Identität ist bis heute unbekannt, denn trotz wochenlanger intensiver Ermittlungen konnte die Sonderkommission der Polizei die Frau damals nicht identifizieren.
Klar schien allerdings von Anfang an: Es war davon auszugehen, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Nach den Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Heidelberg könnte die Frau zum Zeitpunkt ihres Todes – möglicherweise im Frühkahr oder Herbst 1985 – 27 bis 33 Jahre alt gewesen sein. Das berichten Polizei Mannheim und Staatsanwaltschaft Heidelberg jetzt in einer gemeinsamen Pressemitteilung, in der sich die Ermittler mit der Bitte um Mithilfe an die Bevölkerung wenden.
Cold Case bei St. Leon-Rot: Polizei bittet um Mithilfe im Mordfall von vor 37 Jahren
Denn in den Folgejahren des grausigen Fundes bemühten sich Staatsanwaltschaft Heidelberg und die Kriminalpolizei ergebnislos um die Identifikation der Leiche. Unter anderem erbrachte eine im Jahre 2009 am Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg nach neuesten wissenschaftlichen Methoden erstellte Weichteilrekonstruktion des Schädels ebenso keine weiterführenden Erkenntnisse wie die Veröffentlichung der von der Toten getragenen Oberkiefer-Zahnprothese in einschlägigen Fachzeitschriften.
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Eine Materialanalyse der Oberkiefer-Zahnprothese hat ergeben, dass ein Herstellungsort in Osteuropa ausgeschlossen werden kann; sie dürfte in einem westeuropäischen Land hergestellt worden sein.
Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Frau auch nach rund 37 Jahren doch noch identifizieren und das Verbrechen an ihr aufklären zu können, hat die Staatsanwaltschaft Heidelberg im Jahr 2011 beim Rechtsmedizinischen Institut der Universität München zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die anhand einer Isotopenanalyse von Knochen, Zähnen und Haaren der Toten Hinweise zu deren Herkunfts- beziehungsweise letzten Aufenthaltsorten zu Lebzeiten geben sollten.
Des Weiteren konnte in den Folgewochen ermittelt werden:
- Europäerin
- Körpergröße circa 155 bis 165 cm
- Bordeauxfarbene Hose und ein hellrotes T-Shirt; Kleidergröße nicht bekannt (vergleiche Bild)
- weiße Freizeitschuhe Größe 36 (vergleiche Bild)
- Zahnprothesenträgerin (Oberkiefer; vergleiche Bild)
- Blutgruppe A
- dünnes Lederbändchen am linken Fuß
- Fingerring (geflochten aus drei gold-, silber-, und bronzefarbenen Drähten; vergleiche Bild)
- Die dazugehörigen Bilder können unter dem nachfolgenden Link eingesehen werden: www.bka.de/IdentifyMe2
Cold Case bei St. Leon-Rot: Isotopengutachten nicht eindeutig zuzuordnen
Nach dem Ergebnis dieser Isotopenanalysen nehmen die Ermittler jetzt an, dass die Frau womöglich - mehrfach ihren Wohn- beziehungsweise Aufenthaltsort gewechselt haben dürfte - längere Zeit in den Benelux-Ländern (Luxemburg, Belgien, Niederlande) gelebt - sich die letzten zehn Monate ihres Lebens möglicherweise in Großbritannien aufgehalten haben könnte. Woher die Frau stammt, war auch durch die Isotopengutachten nicht eindeutig zu klären; es besteht unter anderem eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie in einem der GUS-Staaten aufgewachsen sein könnte.
Von einem erneuten Fahndungsaufruf erhoffen sich die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Dezernat Kapitalverbrechen der Heidelberger Kriminalpolizei doch noch Hinweise zur Identität der Toten zu erhalten. Sie wenden sich diesbezüglich deshalb besonders an die Öffentlichkeit mit folgenden Fragen:
- Wer kennt die Tote?
- Wer kann Angaben über ihre Identität machen?
- Wer kennt eine Frau, die seit 1985 aus dem Benelux-Raum/Großbritannien verschwunden und deren Schicksal bis heute nicht geklärt ist?
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Heidelberg unter Tel.-Nr. 06221/174-4444 oder jede andere Polizeidienststelle in Europa entgegen. Für Hinweise, die zur Identifizierung der Frau, zur Klärung der Todesumstände und somit gegebenenfalls zur Ergreifung eines Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5.000,00 EUR ausgesetzt.
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte die Polizei außerdem, der Fall werde in Kürze beim ZDF auf "Aktenzeichen XY... Ungelöst" behandelt. Nach den Informationen der Beamten soll es am 16. Juni um 20.15 Uhr so weit sein.
URL dieses Artikels:
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