Nachruf

Cornelius Kieser - die grenzenlose Liebe des Schwetzingers galt Büchern

Erinnerungen an Cornelius Kieser, der mit seinem Bruder vor 40 Jahren die bekannte Buchhandlung in Schwetzingen eröffnete. Kurz vor Weihnachten ist er mit 69 Jahren gestorben.

Von 
Birgit Schillinger
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Cornelius Kieser in seinem Buchladen. (Archivbild) © SZ/Archiv

Schwetzingen. Was kann es für einen Menschen, der „für sein Leben gerne liest“, Schöneres geben, als Buchhändler zu werden? Cornelius Kieser erfüllte sich den Lebenstraum mit der Eröffnung seiner eigenen Buchhandlung im Frühjahr 1983. Kurz vor Weihnachten verstarb der bekannte Händler mit 69 Jahren (wir berichteten) und hinterlässt eine erwachsene Tochter.

Cornelius Kieser hatte eine Lehre bei der Löffler-Hofbuchhandlung in Mannheim absolviert. Anschließend arbeitete er einige Jahre bei der legendären Frankfurter „Bücherstube“. Die Liebe zur Literatur war ihm in die Wiege gelegt, denn bereits seine Mutter war Buchhändlerin – bei der Mannheimer Buchhandlung Tilmann. Geboren wurde Cornelius Kieser 1953 in Mannheim, zwei Jahre später zog die Familie nach Schwetzingen. Sein Vater war Röntgenarzt mit eigener Praxis. Als auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christoph eine Buchhändlerlehre absolviert hatte, beschlossen die beiden Brüder vor 40 Jahren, sich in Schwetzingen selbstständig zu machen: „Wir fanden, Schwetzingen konnte eine größere Buchhandlung mit literarischem Anspruch gebrauchen“, erklärt Christoph Kieser. Die Einschätzung war richtig. Der kleine Laden in bester Lage wuchs und wuchs, die Bücher stapelten sich auf jedem Quadratmeter. Da wurde glücklicherweise der Laden nebenan frei und so konnte dank eines Durchbruchs die Fläche verdoppelt werden. Zwei Mal bekam das beliebte Geschäft den „deutschen Buchhandlungspreis“.

Cornelius Kieser konnte und wollte immer Menschen begeistern. Daher lagen ihm auch die Lesungen am Herzen. Mit Brigitte Kronauer, Georg-Büchner-Preisträgerin, beispielsweise verband ihn eine intensive Freundschaft: „Sie war unsere Hausheilige“, blickt sein Bruder zurück. Auch bei Lesungen mit dem Schwetzinger Astrophysiker Thomas Bührke gehörte der Bücherstand von Cornelius Kieser immer dazu. Die Schulen, insbesondere das Hebel-Gymnasium, haben ihm viel zu verdanken: Die von Kieser unterstützten Lesungen zählen zu den kulturellen Highlights der vergangenen Jahre. Neben den Büchern war auch die klassische Musik ein großes Hobby des Buchhändlers. Ob bei den Schwetzinger Festspielen oder beim Heidelberger Frühling – Cornelius Kieser war mit Feuer und Flamme dabei, hatte sich unzählige Platten gekauft und gewann in Musik-Kreisen viele Freunde. Und noch eine – vielleicht unerwartete – Leidenschaft gehörte zu ihm: Er war ein großer Fan der Mannheimer Adler. Die Eishockey-Spiele waren ebenfalls wichtige Fixpunkte im dichten Terminkalender.

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet an diesem Donnerstag, 12. Januar, 12 Uhr, auf dem Hauptfriedhof in Mannheim statt. Statt Blumen wird um eine Spende für die Notgemeinschaft Schwetzingen gebeten, IBAN DE 78 5479 0000 0005 0650 03, Kennwort Kieser.

Freie Autorin Lehrerin für Deutsch und Mathematik am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Spezialgebiete:Schulthemen, Mathematik, Leichtathletik, Triathlon

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