Im Interview

Cris Cosmo und sein Soundtrack für bewusste Menschen

Cris Cosmo ist ein Gute-Laune-Macher. Seine Musik bereitet Freude, die Texte sind eingängig und zeugen von Tiefe. Das siebte Studioalbum steht vor der Veröffentlichung. Nicht nur darüber sprechen wir mit ihm.

Von 
Katja Bauroth
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Cris Cosmo bringt sein siebtes Studioalbum heraus. © René van der Voorden

Schwetzingen/Region. Er nennt es „Meisterwerk“ und das ist lediglich „Ein Teil von Allem“. Cris Cosmo hat eine neue Single herausgebracht, die auf seinem voraussichtlich am 8. September erscheinenden neuen Album sein wird. Es ist die siebte Studioplatte des Sängers und seiner Band, die in Schwetzingen und der Region eine breite Fangemeinschaft ihr Eigen nennen darf. Kein Wunder – wo Cris Cosmo auftritt, ist gute Laune angesagt. Wir sprechen mit ihm über sein „Meisterwerk“, einen Schreckmoment im Frühjahr, als er nicht mehr wusste, ob er als Musiker weitermachen kann, über Selbstwertgefühl und über das, was da noch kommt.

Cris Cosmo, um bei den Textzeilen deines Songs „Meisterwerk“ zu bleiben: Wann hattest du zuletzt das Gefühl, über dich hinausgewachsen zu sein?

Cris Cosmo: Im Juli waren wir unter der Woche mit der Band live auf der Bundesgartenschau in Mannheim. Es waren an die 1000 Menschen im Publikum, die meisten tatsächlich wegen uns. Im Nachhinein dachte ich tatsächlich: Wow, nach all den vielen Jahren der Aufbauarbeit haben wir es tatsächlich geschafft, in Mannheim ein echtes Standing zu haben. Wir sind hier endlich keine Newcomer mehr (grinst).

Das Cover der Single "Meisterwerk" von Cris Cosmo. © Cris Cosmo

Ist deine neue Single „Meisterwerk“ – oder ist dein neues Album „Ein Teil von Allem“ – auch etwas, wo du als Musiker sagst: Ja, da bin ich über mich hinausgewachsen?

Cris Cosmo: Neue Songs zu releasen ist ja schon, was man von einem Singer-Songwriter erwartet. Allerdings: Ich freestyle dir gerne mal fix was ganz Gutes aus dem Handgelenk oder schreibe innerhalb kurzer Zeit einen Auftrags-Blitzsong der in Anbetracht von Zeit und Budget super schnell geht und Qualität hat. Aber offizielle neue Cris-Cosmo-Songs, die mich als Menschen, meine Gedanken und den Sound meiner Band repräsentieren, die für viele Jahre ihren Platz in unserem Liveset haben sollen, da sitze ich Wochen, Monate und manchmal Jahre dran und kämpfe hier und da auch mal ganz schön mit mir selbst. Insofern bedeutet jeder fertige veröffentlichte Song auch tatsächlich eine große Portion Wachstum für mich.

„Meisterwerk“ überzeugt durch eine lässige Melodie und einen launigen Rhythmus genauso wie mit starken Textzeilen. Bleiben wir zuerst bei Letzterem: Es geht um Bestätigung, um Selbstwert. Bist du ein Mensch, dem Bestätigung sehr wichtig ist? – Und wenn ja, von wem am meisten?

Cris Cosmo: Früher, insbesondere als Teenager, war mir das extrem wichtig und das ist sicher einer der Gründe, warum ich Musiker geworden bin. Heute freue ich mich nach wie vor über Applaus, euphorische Stimmung und Lob – und das fühlt sich gut an. Die Bestätigung darin für mich selbst ist mir aber nicht mehr so wichtig, eher etwas in anderen Menschen bewegt zu haben.

Du kommst als Mensch und Musiker selbstbewusst rüber – warst du schon immer ein starker Charakter oder gab/gibt es auch Momente, die an deinem Selbstwertgefühl kratzen?

Cris Cosmo: Ich habe in meiner Familie schon immer riesigen Support bekommen, was mir ein enormes Urvertrauen in die Welt und auch in mich selbst geschenkt hat. Und klar hatte ich auch mit großen Unsicherheiten zu kämpfen, da wären wir wieder im Teenageralter angelangt. Ansonsten bin ich eigentlich ziemlich stabil. Als Corona passiert ist, habe ich auch ganz ernsthaft infrage gestellt, was ich hier denn überhaupt mache, was so gar nicht systemrelevant ist. Im Februar hatte ich plötzlich eine halbseitige Gesichtslähmung, konnte nicht mehr richtig sprechen und singen oder auch nur Flüssigkeit im Mund behalten. Das war für mich anfangs sehr herausfordernd. Ich dachte: Was, wenn das bleibt und du nicht mehr oder nur „entstellt“ auf die Bühne kannst und nicht mehr singen, ohne ganz fies zu lispeln... Diese Episode hat die Arbeit am Album übrigens ganz schön zurückgeworfen. Zum Glück war zwei Monate später alles wieder ok!

Live einfach spitze: Cris Cosmo. © TOBIAS SCHWERDT

Zum Glück! Und ehrlich gesagt, merkt man diesen Rückschlag gerade der neuen Single nicht an: Sie ist ein mitreißender Gute-Laune- und Motivationssong, ein durchaus typischer Charakter deiner Lieder. Tankst du selbst Energie mit solchen Titeln oder warum wählst du gern diese Art der Musik?

Cris Cosmo: Wenn ich auf die Bühne raufgehe und Menschen hören zu, will ich ihnen etwas Positives mitgeben. Schöne Zeilen, Musik zum Tanzen. Die Herausforderung für mich dabei ist: Gute Vibes, Freude, Partyspirit zu verbreiten, ohne dabei flach zu werden. Und ja, ich freue mich auch immer, wenn ich so einen Spirit in der Musik anderer Interpreten entdecken darf.

„Meisterwerk“ ist ein Vorgeschmack auf dein am 8. September erscheinendes Album „Ein Teil von Allem“. Ich durfte auch schon in andere Songs reinhören, unter anderem den gleichnamigen Titel des Albums. Es ist eine Art Hymne an die Erde und das Leben mit Blick auf den Klimawandel. Wie gehst du persönlich mit diesem Thema um in deiner Familie und gegenüber deinen Kindern?

Cris Cosmo: Meine Kinder, meine Frau, meine Familie – sie bedeuten mir super viel. Übrigens: Auf „Ein Teil von Allem“ ist auch der Song „Sternenstaub“ – meine erste offizielle musikalische Kooperation mit meinem Sohn Luke, der den Hauptteil der Musik für den Song produziert hat. Er ist jetzt 16 und produziert intensiv Musik, seit er acht Jahre alt ist. Seit einigen Jahren unter dem Namen „Yung Matrix“. Doch zum Klimawandel: Das ist wahrscheinlich nicht die Antwort, die du erwartest. Aber wie den meisten ernsten Themen begegnen wir privat auch dem Klimawandel in erster Linie mit Humor. Ich versuche aber auch, gerade bei meinen Kids Bewusstsein für ein achtsames Leben zu schaffen.

Zur Person: Cris Cosmo

  • Cris Cosmo (bürgerlich: Christian Gingerich; 45) ist ein Songwriter, Livemusiker und Coach aus Bühl in Baden-Württemberg. Seine Band kommt aus der Region Mannheim, Frankfurt und Mainz. Den Künstlernamen „Cosmo“ erhielt Cris in Südamerika, als er mit Straßenmusik um die Welt zog. Diese Zeit hat auch seinen Musikstil nachhaltig beeinflusst. Er nennt es „Conscious Pop“ (bewusste Popmusik) und mischt dafür Singer-Songwriter mit Pop, Reggae, Dancehall, HipHop, Funk und EDM.
  • Cris Cosmos Songs waren für den Echo und den German-Songwriting-Award nominiert, bekamen einen Radio-Regenbogen-Award und brachten ihn zum Bundesvision Songcontest. Auch in der Corona-Zeit war der kreative Kopf alles andere als untätig und schrieb einhundert neue Blitzsongs – maßgeschneiderte Auftragssongs für Privatpersonen und Unternehmen.
  • Cosmos reflektierte, positive Texte handeln von Selbstverwirklichung und Körperkontakt, von Hoffnung in Zeiten der Krise und davon, dass wir „Ein Teil von Allem“ sind. So heißt Cris siebtes Studioalbum, das voraussichtlich am 8. September veröffentlicht wird. Die Single-Auskopplung „Meisterwerk“ ist bereits in gängigen Streamingportalen verfügbar.
  • Cris größte Leidenschaft ist die Bühne. Seine Mission: Inspiration, Motivation und Interaktion für die Menschen da draußen. Mit spontanen Freestyles schreibt er live neue Songs und bricht Eis in Sekunden. Seine Tourdaten gibt es unter www.criscosmo.com.

Bei all den Krisen versuchen wir dankbar zu sein für die Aspekte, die gut sind, die funktionieren. Und wir versuchen natürlich, Teil eines positiven Wandels zu sein. Meine Frau Denise und ich sind vom Dorf Mühlbach bei Eppingen in die Kleinstadt Bühl bei Baden-Baden gezogen. Wir brauchen hier kaum noch unsere Autos, nur noch, um zu meinen Konzerten oder zu Denise Yoga-Events zu kommen. Sonst passiert hier alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Wir sehen zu, dass wir so einiges auf dem Markt und im Hofladen einkaufen, wo nicht alles in Plastik verpackt ist. Wir versuchen generell, unseren Konsum zu reduzieren und Ressourcen zu sparen. So haben wir die meisten Möbel für das neue Mietshaus gebraucht bei Kleinanzeigen gekauft, lassen Elektroartikel und Kleidung reparieren, anstatt die Sachen wegzuwerfen und Neue zu kaufen. Dinge, die wir nicht mehr brauchen, geben wir in der Familie oder an Freunde und Bekannte weiter. Wir ernähren uns seit vielen Jahren konsequent vegetarisch und vegan. Dennoch sind wir aber leider auch keine Heiligen. Ich drücke uns allen die Daumen, dass insbesondere die Politik noch schneller in die Pötte kommt, die Industrie entsprechend zu regulieren, damit wir mit einen blauen Auge davonkommen.

Worum genau geht es im Song „Sternenstaub“ – spielst du da auf die Endlichkeit an?

Cris Cosmo: Für mich geht es bei „Sternenstaub“ in erster Linie darum, dass wir Menschen alle denselben Ursprung haben, was uns zu einer großen kosmischen Familie macht. Aber tatsächlich: Je älter ich werde, umso mehr ist die Endlichkeit für mich schon auch ein Thema. Ich bin wahrscheinlich schon über die Lebensmitte raus. Die Endlichkeit zu akzeptieren bedeutet für mich zwei Dinge: Erstens zusammen das Leben zu genießen und sich nicht zu stressen, weil man nie weiß, wie lange uns noch gemeinsam vergönnt ist. Und zweitens aber schon auch zu hustlen und etwas Schönes, Nützliches, Inspirierendes zu hinterlassen.

Cris Cosmo bringt am 8. September 2023 ein neues Album heraus: "Ein Teil von Allem". © Cris Cosmo

Beschreib uns aus deiner Sicht deine neuen Songs und das neue Album in drei prägnanten Sätzen?

Cris Cosmo: Coole neue Songs mit schönen Texten. Soundtrack für bewusste Menschen. Positiv, mitreißend und inspirierend.

Das hast du gut zusammengefasst (lacht). Noch ein Wort zu deiner tollen Band, bei der ja bekannte Namen auch aus Schwetzingen und Umgebung dabei sind, genannt sei hier Tobias Nessel an den Drums. Wie habt ihr euch eigentlich gefunden und kann jeder Musiker bei einer solchen Albumaufnahme „mitquatschen“?

Cris Cosmo: Danke, ich liebe meine Band sehr. Wie haben wir uns gefunden ... da müsste man eigentlich zu jedem Bandmitglied ein Riesenfass aufmachen ... Sagen wir: Die sind mir alle zugelaufen (lacht). Mir ist bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, mit großartigen Menschen und Musikern arbeiten zu dürfen, die mir und unserem Projekt viele, viele Jahre treu bleiben und ihm einen relevanten Platz in ihrem Leben einräumen. Über die vielen Jahre der Zusammenarbeit haben wir uns gut zusammengerauft und sind sehr vertraut miteinander. Jeder darf mitquatschen und alle geben ihren musikalischen Senf zu den Songs dazu. Wenn wir Dinge anders sehen, versuchen wir, das aus der Perspektive der anderen zu sehen, es gibt viele Kompromisse, mit denen wir alle gut leben können. Insbesondere beim Album „Ein Teil von Allem“ hat die Band super viel beigetragen. Alle haben Homestudios zu Hause und spielen ihre Parts ein. Liebe es, wie dadurch die Songs noch mehr nach der Band klingen!

Wir haben ja (noch ordentlich) Sommer – und was für einen. Was war der erste Sommerhit, an den du dich erinnerst, und warum war es für dich ein Sommerhit?

Cris Cosmo: Ich denke, das war der Song „Ella, elle l’a“ von France Gall. Für mich war das ein Sommerhit, weil er damals iiiimmmmer im Radio lief und für mich durch die französische Sprache etwas besonders Exotisches an sich hatte und mich auch einfach als Kind voll gekriegt hat.

Cris Cosmo mit Tobias Nessel, der unter anderem die Musikschule Klangfabrik in Mannheim betreibt und gerade mit seinem Klangfabrik-Kollegen Mathias Buchta sowie Dominik Steegmüller in Schwetzingen zu erleben war. Cosmo und Nessel treten am 3. Dezember im Capitol in Mannheim auf. © Daniel Wetzel

Was macht für dich einen Sommerhit aus?

Cris Cosmo: Ein Sommerhit muss mich erst mal selbst catchen und dann zu verschiedenen sommerlichen Aktivitäten passen. Mit dem Auto bei offener Scheibe mit lauter Musik rumzucruisen zum Beispiel. Im Freibad oder am Baggersee mit Freunden chillen. Idealerweise sollte er einfach genug sein, dass man ihn mit ein paar Akkorden am Lagerfeuer nachspielen kann. Und er braucht auf jeden Fall ein paar coole einfache Zeilen, die Lust machen mitzusingen.

Unter deinen Songs sind zumindest für mich als Hörerin viele lässige Sommerhits. Welchen würdest du als solchen zum Beispiel bei einem Wettbewerb ins Rennen schicken und warum?

Cris Cosmo: Hm ... ich denke „Sternenstaub“. Warum?

Nur so. Ich hoffe ja immer, dass unser Interview auch ein Radiosender aus der Region hört, der dann „Sternenstaub“ spielt und so als Sommerhit von Cris Cosmo in der Welt verbreitet. Abschließende Frage: Du bist derzeit auf großer Tour und am 3. Dezember mit Tobi Nessel zumindest bei dem Auftritt im Mannheimer Capitol in unserer Nähe. Gibt es Pläne, wann Cris Cosmo und Band mal wieder in Schwetzingen oder Hockenheim und Umgebung zu erleben ist?

Cris Cosmo (lacht): Haha, im Winter ist das eher eine kleine Tour. Hm, Schwetzingen, weiß nicht ... Ist das Programm für den kurfürstlichen Weihnachtsmarkt denn schon gebucht? (grinst)

Gute Frage, die wir doch glatt mal an die Organisatoren in Schwetzingen weiterreichen. (lachen)

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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