Odenwaldring - Aquarelle und Farbholzschnitte von Otto Eberhardt in den Räumen der Firma Hermann Müller zu sehen / Kunstwerke in Bäderausstellung integriert

Das Bild der Welt in der Welt der Bilder

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Gastbeitrag von Professor Josef Walch
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Betritt man den Showroom der Firma Hermann Müller am Odenwaldring 9 im Schwetzinger Industriegebiet, so trifft man seit kurzer Zeit in diesen hellen, großzügig gestalteten, lichten und weiten Räumen neben edlen Designobjekten aus dem Sanitärbereich auf großformatige Bilder des Schwetzinger Künstlers Otto Eberhardt.

Die Ausstellungsräume wurden in den vergangenen Monaten mit der notwendigen professionellen Ausstellungstechnik ausgestattet wie Hängeleisten oder Scheinwerfern und sind so eine gelungene Ergänzung der Ausstellungsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler in Schwetzingen.

Der 1930 in Mannheim geborene Künstler Otto Eberhardt verstarb im Mai 2019. Sein Leben ist auf das Engste mit Schwetzingen verbunden. Viele Bürger erinnern sich an ihn, vor allem auch aufgrund seiner weit über die Region hinausragende Theaterarbeit mit Schülern des Hebel-Gymnasiums, an dem er lange Jahre unterrichtete. Seine Inszenierungen von „Faust I“ und „Faust II“ in den 1980er Jahren mit Schülern des Hebel-Gymnasiums sind legendär.

Reisen als Inspiration

Neben einem Philologie-Studium in Heidelberg, einem Schauspielstudium in Wien und Rom studierte Eberhardt auch von 1955 bis 1957 an der Karlsruher Kunstakademie bei dem bedeutenden Holzschneider HAP Grieshaber. Auf großformatige, farbige Holzschnitte trifft man auch in der aktuellen Ausstellung, so unter anderen auf einen farbigen Holzschnitt, der den Schwetzinger Schlossgarten zeigt. Dekorative Stilisierung und eine Vereinfachung der kompakten Körperformen zeichnen diese starkfarbigen, kontrastreichen Druckgrafiken aus, die zeigen, wie souverän der Künstler das Drucken mit den verschiedenen Platten beherrschte, wie ausgesparte weiße Flächen gekonnt in die Komposition eingebunden werden und ihre eigene Dynamik entwickeln.

Otto Eberhardt hat sein Leben lang die Welt bereist. Ägypten, Indien, Russland (Petersburg), Indien - aus diesen Ländern stammen zahlreiche Motive der Ausstellung. Auf diesen Reisen sammelte der Künstler eine Vielfalt von Eindrücken, denen er vor allem in den präsentierten Aquarellen Ausdruck verliehen hat. Auch hier kann der Betrachter eine souveräne Beherrschung dieser auf den ersten Blick so leicht erscheinenden künstlerischen Technik feststellen. Eine eher souveräne „altmeisterliche“ Handhabung der Aquarelltechnik zeichnet Eberhardt aus, wobei vor allem Stadtansichten, sogenannte Veduten eine zentrale Rolle spielen. Vedute, das ist die wirklichkeitsgetreue Darstellung eines Gebäudes oder eines Stadtbildes, die den Künstler interessiert, auf die sein Blick fällt. Wiedererkennbarkeit ist das Ziel. Alle anderen künstlerischen Aspekte der Bildgestaltung treten in den Hintergrund. Menschen als Staffagen sind in diesen Bildern ausgespart.

Eine besondere Rolle spielen hier Aquarelle, die in der Toskana und in Venedig gemalt wurden, eine Landschaft, in der die Kunst der Renaissance entstanden ist, zu der Otto Eberhardt in vielem eine besondere Beziehung hatte, die er liebte. Es sind aber nicht die fließenden, impressionistischen Eindrücke, das Spiel von Wasser und Licht, die Ästhetik des Zerfalls, die man von vielen Venedig-Bildern kennt, die Eberhardt hier interessieren. Man erinnert sich beim Betrachten dieser Bilder unwillkürlich an einen der berühmten Aussprüche von Paul Cézanne, dem es in einer Loslösung vom Impressionismus darum ging, „diesen Eindruck in etwas Dauerhaftes wie die Kunst zu verwandeln“. Harmonisch miteinander kombinierte Farbskalen aus Ocker-, Siena-und Umbrabraun, den unterschiedlichsten Grüntönen von Olivgrün bis hin zu Smaragdgrün oder Permanentgrün bestimmen den harmonischen Ausdruck dieser Bilder, die ganz in sich ruhen und mit ihrer Stille sich dem Betrachter öffnen, so ein Bild der Farnesischen Gärten im toskanischen Uccelliere. Eberhardt arbeitete mit der traditionellen Lasurtechnik, setzte seine kleinteiligen Farbflächen, aufbauend auf den durchscheinenden hellen Tönen präzise nebeneinander.

Werke bis Oktober zu sehen

Otto Eberhardts Sohn Nikolaus hat sich der Erfassung und Katalogisierung des umfangreichen Werks seines Vaters angenommen und zwei Werkkataloge ediert. Diese Ausstellung gibt einen interessanten und spannenden Einblick in dieses Werk, das in Schwetzingen immer noch zu wenig bekannt ist. Man verlässt die Ausstellung mit der Frage, warum dieser Künstler nicht in der Galerie „Gleis 1“ vertreten ist, wo die Stadt Schwetzingen „ihre“ Künstler (Künstlerinnen fehlen) präsentiert.

Zu sehen ist die Ausstellung bis Ende Oktober, Montag bis Freitag, 9 bis 13 sowie 14 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr. Danach wird die Firma Müller ihre Räume anderen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung stellen. Man darf gespannt sein – eine gelungene Erweiterung der Möglichkeiten, Kunst in Schwetzingen zu präsentieren, ist das allemal.

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