Blick in die Historie - Das Schwetzinger Gaswerk – die technische Innovation des 19. Jahrhunderts – wurde vor 50 Jahren abgerissen

Das Erdgas sorgte für ein jähes Ende

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Lange Jahre prägte der Gasbehälter das Stadtbild von Schwetzingen zumindest für jene, die mit der Eisenbahn in die Stadt kamen oder auf Durchreise waren. Im Juni 1971 erfolgte die Demontage für das in die Jahre gekommene Gaswerk mit dem weithin sichtbaren technischen Glanzstück. Im Jahre 1872 beim Bau durch Wilhelm Franz Reidel, einem Gastechniker, der mit der Gemeinde Schwetzingen einen Vertrag über die Abnahme von Gas für eine Zeit von von 25 Jahren abschloss, war dieses Gaswerk in der weiteren Umgebung die technische Innovation. Hatte man vor dem Bau des Gaswerkes in den Straßen noch nicht einmal 16 Öllampen zur Beleuchtung installiert, so wurde nun die Zahl auf 60 Gaslaternen erhöht. Der erste Gasbehälter fasste 1498 Kubikmeter. Veranschlagt wurden für 1000 Kubikfuß Gas der Betrag von etwa sieben Mark – und für eine Gaslaterne zur Straßenbeleuchtung eine Brenndauer von 1200 Stunden im Jahr.

1898 – also nachdem der Vertrag über 25 Jahre ausgelaufen war – wurde die Gas-AG an die Stadt verkauft. Hauptaktionäre waren dann der damalige Bürgermeister Wittmann, Brauereibesitzer Traumann sowie Gastwirt Karl Hassler. Mittlerweile waren für das Gaswerk sowohl Privathaushalte wie auch die aufkommende Schwetzinger Industrie (Bassermann, Pfaudler und die Zweitniederlassung der Firma Schildkröt, die im Gewann Röhlich eine Gummi- und Kunstseidenfabrik baute) als neue Abnehmer gefunden worden.

Im Jahr 1904 kam noch die Energieversorgung der Nachbargemeinde Oftersheim hinzu. Außerdem wurde das Abfallprodukt Koks an zahlende Privatleute abgegeben. Bei einer Erweiterung des Betriebs in den 1920er Jahren wurden auf dem Grundstück der Scheffelsiedlung zwei Häuser und eine Kegelbahn abgerissen. Bereits in den 1930er und 40er Jahren waren dann aber immer mehr Reparaturen am Gaswerk nötig, um den geregelten Betrieb aufrecht erhalten zu können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Auslastung wegen Kohlemangels nicht mehr erreicht werden. Bei voller Auslastung hätte man am Tag 70 Tonnen Kohle verbrennen müssen. Durch schadhafte Gaszähler hatte man im Jahr 1948 zudem einen Gasverlust von bis zu 22 Prozent hinzunehmen. So wurde im Jahr 1957 der kleine Gaskessel mit 1500 Kubikmeterm stillgelegt und ein neuer mit 5000 Kubikmetern gebaut. Das ausschlagende Argument für die Stilllegung der Gasfabrik war dann die voranschreitende Förderung von Erdgas mit besseren Brennwerten. Im Juni 1971 bei der Demontage waren die Anlagen ziemlich marode und hatten nur noch Schrottwert. am

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