Das Model und die Spargelstadt

Fotoshootings, Fotografen, Fans - all das gehört mittlerweile zum Leben von Samantha Striegel. Kein Wunder, denn die gebürtige Schwetzingerin ist ziemlich hübsch: langes blondes Haar, offenes Lachen, Ausstrahlung.

Als das 17-jährige Model gestern Mittag im kurzen Kleid und auf hochhakigen Keilabsätzen durch die Innenstadt spazierte, drehten sich die Menschen (bewundernd) nach ihr um. Einige Schüler schossen Fotos. Vor allem die schwarz-rot-goldene Schärpe, die sie um den Oberkörper trug, zog alle Blicke auf sich: "3. Miss Germany 2011" steht dort, denn die gebürtige Schwetzingerin belegte bei der diesjährigen Wahl zur schönsten Frau Deutschlands den dritten Platz.

Schönheit im Doppelpack

An der Hand hält sie ihren Freund Sunny Rose, ebenfalls Drittplatzierter bei der Wahl zum Mister Germany 2011. Ein Zufall der besonderen Art. Richtig klein kommt man sich vor, wenn man neben dem fast zwei Meter großen Sunny und der Schülerin, die 1,73 Meter plus Absatzhöhe misst, läuft.

Seit der Miss-Wahl hat sich Samanthas Leben gewandelt - ein Besuch bei den Großeltern in Schwetzingen gehört dennoch fest in das Ferienprogramm. "Es ist schön, wenn man wiederkommt und sieht, was sich verändert hat, es ist immer noch irgendwie die Heimat", sagt Samantha, die mit neun Jahren die Spargelstadt verließ und nach Suthfeld bei Hannover zog.

Shootings in der Dominikanischen

Für eine knappe Woche kehrte sie nun zurück in die alte Heimat und blickt stolz auf das vergangene halbe Jahr. Mittlerweile ist sie bei einer Hamburger Modelagentur unter Vertrag und hat einige große Aufträge an Land gezogen, unter anderem für einen bekannten Mode-Versandhändler.

Ein Erlebnis beeindruckte sie in den vergangenen Monaten besonders: eine Reise mit der ersten und zweiten Miss Germany in die Dominikanische Republik. "Wir haben dort ein SOS-Kinderdorf besucht, den Kindern Malbücher und Stifte geschenkt und mit ihnen gespielt", erzählt sie. "Die wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Weiße Engel haben sie uns genannt."

Neben den offiziellen Auftritten auf der Insel stand die Arbeit im Vordergrund. "Das war kein Urlaub, wir hatten verschiedene Fotoshootings." Ein Highlight war ein Wettbewerb unter den drei Mädchen, bei dem die Siegerin ein Fotoshooting für den Titel einer Frauenzeitschrift erhielt.

"Wir mussten zum Beispiel tanzen, damit die Jury sah, ob wir uns frei bewegen können." Samantha gewann - ein leichtes Spiel, schließlich ist sie amtierende deutsche Meisterin im Merengue-Tanz und bewegt sich seit drei Jahren zu der lateinamerikanischen Musik.

Bei all dem Glanz und Glamour hat Samantha die Schule nicht hinten angestellt - zur großen Erleichterung ihrer Mutter. "Meine Schulleiterin hatte mich für die Miss-Wahl vier Wochen beurlaubt, danach bin ich in meine Klasse zurück." Den Stoff, den sie in der 11. Klasse des Gymnasiums verpasste, holte sie nach. Sie habe sogar auf die Reise in die Dominikanische Republik ein dickes Mathebuch mitgenommen, erzählt Mutter Monika Hein-Striegel. "Jetzt bin ich besser in der Schule als vorher", meint die Tochter.

Miss Germany als Mitschülerin

Fanden es die Mitschüler komisch, plötzlich eine Miss Germany in der Klasse zu haben? "Einige waren irritiert, die dachten, dass ich mich verändert hätte", sagt sie. "Aber ich fühle mich nicht wirklich anders. Mein Leben ist immer noch genauso, ich habe noch die gleichen Freunde." Und wenn sie Prominente trifft, wie Sänger Marc Terenzi, beeindrucke sie das immer noch.

Eine Sache erstaunt: Privat mache sie nicht gern Fotos, erzählt die frühere Schwetzingerin. Auf Kinderfotos zieht sie häufig eine Schnute, scheint die Aufnahme alles andere als zu genießen. "Modeln ist wie eine Rolle, in die man schlüpft." Manchmal müsse man auch ganz beharrlich an etwas anderes denken, vor allem, wenn es kalt sei und nur Bademode trage.

Kindheitserinnerungen

Auch gestern Mittag in der Fußgängerzone friert das Model. Dennoch erkundet sie voller Enthusiasmus die Stätten ihrer Kindheit. Freund Sunny trägt dabei ihre Tasche und hakt sie unter, das Kopfsteinpflaster vor dem Schloss ist tückisch für hohe Absätze. Die Spargelstadt trägt diese Miss Germany noch immer in ihrem Herzen.

Ihr großer Traum: Hochzeitsfotos im Schlosspark zu machen. Wer weiß, vielleicht wird das in nicht allzu langer Zeit Wirklichkeit . . .