Premiere

Das Sams im Theater am Puls Schwetzingen – witzig und frech

Zahlreiche Kinder und Erwachsene hatten sich im Foyer im Theater am Puls am Freitagabend versammelt und warteten, dass sie endlich in den Zuschauerraum gehen durften, denn an dem Abend fand die Premiere zu „Das Sams“ statt.

Von 
Rita Weis
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Sie werden vom Publikum gefeiert: Johanna Withalm ( v. l.)als Lehrer/in, Hauke Weber-Liel als Herr Taschenbier, Léonard Georgi als das Sams, Susanna von Grumbkow als Frau Rotkohl, Klaus Herdel als Rektor. © Rita Weis

Schwetzingen. Zahlreiche Kinder und Erwachsene hatten sich im Foyer im Theater am Puls am Freitagabend versammelt und warteten, dass sie endlich in den Zuschauerraum gehen durften, denn an dem Abend fand die Premiere zu „Das Sams“ statt.

Ein lustig gekleideter Mann in gelbem Anzug stellte sich auf ein Podest beim Eingang zum Zuschauerraum. Es war Herr Taschenbier. Wie aus dem Nichts kam und platzierte sich neben ihn ein etwas pummeliges Wesen mit rüsselähnlicher Nase, roter Punkfrisur und blauen Punkten im Gesicht; es sprach ihn an, denn es wollte gerne mit ihm kommen. Eine Stimme auf einem Lautsprecher ertönte: „Sonntag Sonne. Montag Herr Mon. Dienstag Dienst. Mittwoch Mitte der Woche. Donnerstag Donner. Freitag frei. Und am Samstag? Am Samstag kommt das Sams.“

Der nicht gerade mutige Herr Taschenbier hatte Bedenken, das unbekannte Wesen mitzunehmen, denn Frau Rotkohl, seine Vermieterin würde das vielleicht nicht dulden und ihm kündigen. Da das Sams, das so hieß, weil es am Samstag kam, seine Bitte beharrlich wiederholte, schmuggelte Herr Taschenbier das Kind, das ihn plötzlich Papa nannte, in das Haus. Die Tür zum Zuschauerraum ging auf, und das Publikum konnte Platz nehmen. Auf der Bühne sah man, das Sams war eingezogen.

Zunächst stellte sich heraus, dass das Sams frech, vorwitzig und laut war. Außerdem aß es alles Mögliche: Herr Taschenbiers Krawatte, Stuhlbeine, Papier, Papierkörbe. Laut war auch Frau Rotkohl, die Vermieterin, die in bestem Schwetzingerisch fragte, was der große Karton in Herrn Taschenbiers Zimmer zu suchen habe. Was sie nicht wusste: Herr Taschenbier hatte das Sams damit in die Wohnung geschmuggelt und darin versteckt. Nachdem sie sich verzogen hatte, wünschte sich der inzwischen hungrige Herr Taschenbier Hähnchen und Kartoffel und zum Nachtisch Himbeereis. Ganz überraschend kam Frau Rotkohl und brachte ihm das Gewünschte.

Wie die Geschichte weiterging, wird hier nicht erzählt. Soviel sei verraten: Am Sonntag machten Herr Taschenbier und das Sams einen Ausflug in den Wald, wo er versuchte, das Sams wieder loszuwerden. Am Montag musste Herr Taschenbier zu Arbeit, wünschte sich aber lieber einen freien Tag und schwupps ging sein Wunsch in Erfüllung. Stattdessen gingen sie in ein Kaufhaus, um für das Sams etwas zum Anziehen zu kaufen; da brannte es plötzlich im Kaufhaus. Am Dienstag überraschte das Sams seinen Papa im Büro. Am Mittwoch war eben Mitten in der Woche, und Herr Tischbein hatte frei, nachdem das Sams dem den Chef den Verstand geraubt hatte.

Papier aus dem Publikum in Schwetzingen

Am Donnerstag musste das Sams endlich mal in die Schule und brachte seinen Lehrer – oder war es eine Lehrerin? – jedenfalls mit Sprachfehler – zum Verzweifeln. Und die Zuschauer halfen ihm dabei und bewarfen ihn mit zerknülltem Papier.

Am Freitag endlich kapierte Herr Taschenbier, was es mit den blauen Punkten im Gesicht des Sams auf sich hatte, und probierte es sofort aus: Er wünschte sich einen Eisbären im Zimmer! Und dann wünschte er sich noch, dass, wenn Frau Rotkohl schimpfen möchte, sie immer das Gegenteil sage. Mit der Zeit waren alle Wünsche aufgebraucht und die blauen Punkte verschwunden, da wünschte sich Herr Taschenbier, dass das Sams wiederkommen möge. Aber dazu musste er erst noch einige Aufgaben erledigen.

Die Hauptrolle des Sams spielte der 13-jährige Léonard Georgi. Die Frage, inwiefern er dem Sams ähnlich sei, beantwortete er, dass er sich mit dem Frechsein schon ein bisschen identifizieren könne, aber er erfülle nicht einfach alle Wünsche. „Das Sams“ war nach „Pünktchen und Anton“ und „Der kleine Vampir“, das dritte Theaterstück, an dem er mitwirkte. Aber ob er sich ein Leben als Schauspieler vorstellen könne, wisse er noch nicht; er würde gerne Unternehmer werden. Und die Schule, ja, das sei manchmal schon schwierig, vor allem wenn er auf Klassenarbeiten lernen müsse.

Die andere Hauptrolle, die des Herrn Taschenbier, spielte Hauke Weber-Liel, Schauspieler mit Leidenschaft und Theaterpädagoge, der viel und gerne Präventionstheater macht. Hierbei werden Kindern und Jugendlichen Wege aufgezeigt zu Konfliktlösungen. Er gab zu, dass er auch gerne freundlich und manchmal angepasst, aber nicht so unsicher wie Herr Taschenbier sei.

Für ein durchgängiges Lokalkolorit sorgte Susanne von Grumbkow in der Rolle der Vermieterin Frau Rotkohl. Mit ihrer Schwetzinger „Gosch“ mischte sie sich neugierig in alles ein und überzeugte als kurpfälzische Nervensäge.

 Johanna Withalm in mehreren Rollen

Mehrere Rollen übernahm Johanna Withalm. Als nörgelnde Abteilungsleiterin im Kaufhaus sprach sie wunderbar sächsisch, als enervierte Lehrer/in hatte sie einen lustigen Sprachfehler. In beiden Fällen beherrschte sie etwas, das Kinder besonders mögen: komische, überzogene Mimik und Gestik. Gleich mehrere kleine Rollen besetzte Klaus Herdel. Er war unter anderem ein blasierter Verkäufer im Kaufhaus und der bärige Schulrektor. Ob er auch den Eisbären spielte, kann man erahnen.

Alles in allem: Der Sams ist eine lustige, familienfreundliche Inszenierung von dem Team um Joerg Steve Mohr. „Genau wie das Original“, fand die 14-jährige Marie. „Die Haare von Sams hatte ich mir etwas anders vorgestellt, aber ansonsten war es richtig gut“, kommentierte der 13-jährige Elias, der alle zwölf Sams-Bücher gelesen hatte. Die zwölfjährige Anfal hatte die Bücher nicht gelesen, aber schon den Film gesehen und fand das Stück lustig. Die elfjährige Xenia hatte alle Hörbücher gehört und sogar schon den Autor Paul Maar getroffen.

Ein echter Sams-Fan ist der 53-jährige Andreas Breitrück. Er fand Frau Rotkohl mit ihrem Schwetzinger Dialog besser als im Buch; Sams und Herr Taschenbier seien beide „wie aus dem Buch entsprungen“. Dass dem Regisseur Joerg Steve Mohr das Sams schon in den Kinderbüchern von Paul Maar – das erste erschien bereits 1973 – gefallen hat, war offensichtlich. Aber: „Ich mache nur Produktionen für Kinder und Erwachsene“, sagte er klar.

.Und was haben die Erwachsenen vom Sams? Dass die Leute nicht so ängstlich sein sollen, sagte die Oma des Sams-Darstellers. Andreas Breitrück war aufgefallen, dass das Gender-Thema aufgerollt worden war, denn man weiß nicht, ob das Sams ein Junge oder ein Mädchen ist. Aber man mag ihn oder sie oder es auf alle Fälle.

Info: Karten gibt es noch für die Vorstellungen am Samstag, 28. Dezember, 18 Uhr, Samstag, 4. Januar, 18 Uhr und Sonntag, 19. Januar, 16 Uhr

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