„Wir blicken definitiv mit einem weinenden Auge zurück.“ Ein Satz, den mit Sicherheit nicht jeder über die eigene Schulzeit sagen kann, doch für Smilla Schlude trifft er zu. Und auch ihre Mitschüler Lennart Laqua und Annika Damnik aus dem ersten Abiturjahrgang des Privatgymnasiums Schwetzingen sind sich da komplett einig mit ihr.
Einer der Gründe für die Wehmut, mit der die drei Schülersprecher nun auf das Ende ihrer Schullaufbahn blicken, ist ihr Engagement in der Schülermitverantwortung (SMV). Grundsätzlich gibt es Schülervertretungen an allen Schulen, aber der Stellenwert, der ihr am Privatgymnasium eingeräumt wird, dürfte eine Besonderheit sein. „Schule ohne Schülerbeteiligung zu machen, ist nicht zielführend“, findet Jörg Bader, pädagogischer Schulleiter des Privatgymnasiums. „Die Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu hören, ist eine wichtige Basis. Die SMV filtert diese Vorschläge in gewisser Weise vor und dann wird geschaut, was wir umsetzen können. In meinen Augen ist das gelebte Schulkultur.“
2013 wurde das Privatgymnasium eröffnet, und als der erste Jahrgang die Klassenstufe 7 erreicht hatte, wurde erstmals eine SMV gewählt, damals mit 20 Mitgliedern. Heutzutage gibt es derer 50 – und dennoch können nicht alle Schüler unterkommen, die das gerne möchten. „Bei der letzten SMV-Wahl hatten 100 unserer etwa 250 Schüler Interesse“, berichtet Angelika Rüger, die Verbindungslehrkraft der SMV.
Vielseitiges Engagement möglich
Das bedeute jedoch nicht, dass ein Engagement deshalb unmöglich wäre. „Es gibt zu allen Projekten, die die SMV angeht, Ausschüsse, die ebenfalls besetzt werden müssen. Alleine für den digitalen Umwelttag, den die SMV organisiert hat, gab es gleich 13 davon. Außerdem betreffen manche Unternehmungen ja zum Beispiel auch nur die jüngeren Schüler und wer sich dann einbringen möchte, ob mit Vorschlägen oder organisatorisch, hat dazu immer auch die Möglichkeit“, so Rüger weiter.
Eine breite Basis
Dass nun der Jahrgang, der die SMV am Privatgymnasium maßgeblich geprägt hat, die Schule verlässt, besorgt Jörg Bader allerdings nicht: „Es ist natürlich eine Zäsur, aber mir ist nicht bange, dass es nicht auch gut weitergeht.“ Angelika Rüger stimmt ihm da zu: „Das Ganze fußt auf einer breiten Basis von Schülern mit unterschiedlichsten Talenten und Interessen.“ Dennoch hebt sie besonders den Jahrgang hervor, der nun den Abschluss macht: „Sie haben teilweise ab der siebten oder achten Klasse schon Aufgaben übernommen, die man eher Oberstufenschülern zutrauen würde, denn es gab ja zu dem Zeitpunkt noch keine älteren Schüler hier.“
Den drei Schülervertretern merkt man im Gespräch den Stolz auf das Erreichte deutlich an. Das Aufgabengebiet der SMV war während ihrer Mitarbeit sehr vielseitig und reichte von der Interessenvertretung der Schüler, über die Planung von schulischen Großveranstaltungen bis hin zu sozialen Projekten.
Annika Damnik erzählt: „Das Engagement macht Spaß, aber man bekommt auch ein ganz besonderes Gefühl für die Gemeinschaft zwischen Schülern und Lehrern.“ Ihr Schülersprecher-Kollege Lennart Laqua zeigt sich der Schule gegenüber dankbar: „Wir waren immer froh darüber, was man uns alles zugetraut hat. Und im Gegenzug war es auch toll, sehen zu können, was man konkret erreichen kann.“
Da wären einerseits Veranstaltungen wie ein Schülerball, der bisher zweimal stattgefunden hat und dann wegen der Pandemie entfallen musste. Für die jüngeren Schüler hatte es zum Beispiel eine Mittelstufenparty oder Faschingsaktivitäten gegeben. „Aber die SMV ist kein Partykomitee“, stellt Jörg Bader klar. Das habe sich besonders während der Corona-Zeit bemerkbar gemacht, als der Fokus sich mehr in Richtung von sozialen Projekten verschoben hat. Diese habe es zwar auch schon zuvor gegeben, seien aber ab Beginn der Pandemie noch konkreter in den Vordergrund gerückt, wie die drei Schüler erklären.
Mit besonderem Stolz berichten sie vom bereits angesprochenen Umwelttag, der zuletzt komplett digital stattgefunden hat (wir berichteten). „Dazu haben wir Menschen aus allen möglichen Bereichen eingeladen, von Meeresbiologie bis hin zu Klimaforschung“, berichtet Lennart Laqua. Moderiert wurde das Ganze von Schülern und für alle Altersstufen war ein angemessenes Programm geboten.
Sie übernehmen Verantwortung
„Was ich ganz zentral finde“, beschreibt Angelika Rüger, „ist, dass die Schüler ermutigt werden, ihre Interessen und Vorschläge einzubringen, aber dann auch lernen, dafür Verantwortung zu tragen.“ Die drei Schülersprecher nicken dazu eifrig, ihre Leidenschaft für ihr Engagement und ihr Verantwortungsbewusstsein nimmt man ihnen problemlos ab.
Trotzdem drängt sich die Frage auf, ob sie den ganzen Aufwand nicht als unnötig anstrengende Arbeit neben dem normalen Schulalltag empfunden haben, doch da winkt Smilla Schlude sofort ab: „Natürlich gab es manchmal Stress, besonders direkt vor Veranstaltungen, die wir geplant haben, aber den vergisst man hinterher sofort wieder. Das gute Ergebnis hat gezählt.“ Und derer hatten sie laut eigener Aussage in ihrer Laufbahn an der Schule definitiv genug.
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