Wer im Schwetzinger Schlossgarten war, der kennt natürlich den monumentalen Gartenplan im Durchgang zwischen Ehrenhof und Schlossterrasse. Hier werden von den Besuchern die Routen durch den Garten festgelegt oder im Nachhinein gezeigt, was man sich alles erlaufen hat. Obwohl der Plan aus dem Jahr 1937 stammt und dementsprechend veraltet ist, erfreut er sich noch immer steter Beliebtheit.
Das monumentale Bild zeigt den Schlossgarten nach einer Vorlage des Gartenarchitekten Friedrich Zeyher. Der Plan wird gekonnt perspektivisch nach hinten in die Fläche gezeichnet und sprüht vor vielen kleinen Details: Die filigran eingesetzten Fliederbüsche im Kreisparterre etwa, die Detailfreude der Gartenarchitekturen oder aber die kleinteiligen Zeichnungen der Boskette.
Wahrscheinlich von zweiter Hand
Kaum fallen am Ende die vielen Ungereimtheiten auf. Der kleinteilig gezeichnete Garten ist merkwürdig freigestellt und wird vor einer einfachen türkisenen Fläche präsentiert. Er scheint am linken und am oberen Bildrand beschnitten. Auch das kurfürstliche Wappen in der linken unteren Ecke stammt wahrscheinlich von zweiter Hand. Aufschluss geben mittig am unteren Bildrand die Künstlernamen Rudolf und Melitta Finzer und das Datum 1937/38 und darunter die Inschrift Wiederherstellung 1962, H. Borgislav Groos.
Rudolf Finzer, geboren 1900, war Maler und Grafiker und lebte in Heidelberg. Über Melitta Finzer wissen wir leider nichts. Der Auftrag für das Bild steht offensichtlich im Zusammenhang mit einer Medienkampagne aus dieser Zeit in Schwetzingen. Am 10. Oktober 1937 wurde nämlich nach langer Renovierungszeit das Rokokotheater wiedereröffnet, kurz danach auch das Schlossgarten-Restaurant eingeweiht, der damalige Schwetzinger Verkehrsverein lässt 1937 zum ersten Mal einen Flyer drucken und schließlich bekommt das Schlossgartenentree seinen neuen Plan.
Ursprünglich hat man sich den Gartenplan mit einer üppigen dem Rokoko angelehnten Malerei vorzustellen, die sich Rudolf Finzer ausdachte. Es haben sich in der Schlossbibliothek die dazugehörigen Bleistiftskizzen auf einem Millimeterpapier erhalten. Jeweils für die Ecken wurden Szenen entwickelt. Für die linke untere Ecke sah Finzer ein galantes höfisches Treffen vor. Die beiden oberen Ecken des Monumentalbildes sollten die Falkenjagd und eine Schäferpoesie zeigen. In der unteren rechten Ecke wurde die Fahrt mit der kurfürstlichen Kutsche angelegt. Tulpenornamente rahmten das Ganze wohl ein. Es handelt sich bei den Darstellungen um typische Genredarstellungen, die sich oft in der Blut- und Bodenpolitik der damaligen Zeit wiederfinden.
Mit etwas geübtem Auge erkennt man noch heute in der rechten unteren Ecke des Bildes - schwach unter der Übermalung durchscheinend - die kurfürstliche Kutsche.
Mit Vehemenz übermalt
Die Wagenräder und zwei Kavaliere sind deutlich zu erkennen. Dem Geschmack der 1950er Jahre war die Neoromantik der 30er Jahre wohl ein Dorn im Auge. Mit Vehemenz wurde kurzerhand der Ausflug von Rudolf Finzer ins Rokoko einfarbig übermalt und so ist es dann bis heute geblieben. Wer dafür verantwortlich zeichnet, bleibt ungeklärt. Ob es tatsächlich 25 Jahre später, im Jahr 1962, der versierte Karlsruher Buchillustrator und Werbegrafiker Bogislav Groos war, das weiß man nicht sicher. Aber sicherlich hätte der geübte Zeichner Groos den Plan versierter "wieder hergestellt".
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-der-plan-und-sein-geheimnis-_arid,568391.html