Blick in die Notbetreuung - In den kleinen Gruppen lässt sich eine intensive Betreuung gut organisieren / Drei Einrichtungen stehen derzeit zur Verfügung

„Die Kinder fühlen sich bei uns geborgen“

Von 
Stefan Kern
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Im katholischen Kindergarten Edith Stein in Schwetzingen sorgen die Erzieherinnen Caroline Bechtler (l.) und Melanie Metzger für Bastelspaß. © Lenhardt

So ein wenig Skepsis in Bezug auf den Wohlfühlfaktor der Kinder in der Notbetreuung hatten viele. Nicht nur Eltern, auch die Erzieherinnen. Selbst die Leiterin des Edith-Stein-Kindergartens, Regina Zankl, hatte zu Beginn gegenüber dem Konzept durchaus Vorbehalte. Und das nicht aus eigenen Ängsten, sondern eher mit Blick auf das Kindeswohl. Die Frage, wie es auf die Kinder wirkt, wenn sie zu dritt, zu fünft oder gar allein außer Haus betreut würden, sei eine offene Frage gewesen.

Aus Erwachsenenperspektive eine eher beklemmende Ausgangslage. Doch aus Kindersicht scheint es ganz anders zu sein. Nach den ersten paar Tagen Notbetreuung steht für Zankl jedenfalls fest, dass die Kinder fröhlich seien und sich geborgen fühlten. Heißt im Umkehrschluss, dass auch die Eltern keine Bedenken zu haben brauchen. Wer die Notbetreuung braucht, weil alleinerziehend oder beide Elternteile in einem der relevanten Berufsfelder beschäftigt sind, kann sie guten Gewissens in Anspruch nehmen.

Dankbar für einen tollen Job

Eine Sicht, die der Amtsleiter für Familien, Senioren, Kultur und Sport Roland Strieker und seine Sachgebietsleiterin Nicole Rothermel teilen. „Unsere Erzieherinnen machen einen tollen Job und wir haben allen Grund, dankbar zu sein.“ Derzeit, so Strieker, könne man ziemlich genau erkennen, welche gesellschaftlichen Aufgabenfelder von Verkäufern über Pfleger und Ärzte bis zu Erziehern und Lehrern wirklich systemrelevant seien. Der Mann ist auf die Erzieherinnen in Schwetzingen sichtlich stolz und wird nicht müde zu betonen, was für ein großartiges Engagement sich hinter diesem Begriff Notbetreuung verberge.

Normalerweise werden in der Stadt Schwetzingen rund 160 Kinder unter drei Jahren und über 600 Kinder über drei Jahre in den zwölf Kindertagesstätten betreut – eine ganze Menge also. Jetzt, so Rothermel, sind es gerade einmal etwas über zwei Dutzend. Spitzenreiter ist der Edith-Stein-Kindergarten mit acht zu betreuenden Kindern in allen Altersklassen von ein bis sechs Jahren. Normalerweise tummeln sich hier 125 Kinder und sorgen für viel Leben in der Bude.

Klar sei es jetzt etwas ruhiger, so Zankl. Aber für das Wohlgefühl der Kinder und auch der Erzieherinnen bedeutet das kein Minus. Natürlich, so die Leiterin der Kindertagesstätte Arche Noah, Monika Elpelt, würden die Kinder nach ihren Freunden fragen. Derzeit sind von rund 94 Kindern hier nur sechs für die Notbetreuung angemeldet.

Aber die Kinder würden die Erklärungen gut verstehen und fügten sich in die neue Situation prima ein. Manchmal fänden so nun Kinder zusammen, die sich bisher eher nicht im Blick hatten.

Erzieher bei Lebenshilfe aktiv

Ganz ähnliches berichtet auch Anke Knebel vom integrativen Kindergarten Sonnenschein. Anstatt der üblichen 90 Kinder sind derzeit fünf in der Notbetreuung. „Die Kinder fühlen sich wohl und die Betreuung funktioniert.“ Auch weil man im gesamten Lebenshilfeteam zusammenstehe. So berichtet Knebel von Erziehern, die freiwillig in die Wohnhäuser der Lebenshilfe gingen und sich um die Bewohner kümmern. Die Menschen mit Behinderung können derzeit nicht zu ihren Werkstätten und müssen zu Hause bleiben. „Keine ganz einfache Situation für sie.“

Hoch, daran ließ von den Verantwortlichen in den Kindergärten niemand nur den geringsten Zweifel aufkommen, seien die Hygienestandards. In den Augen Zankls ist es in Verantwortung gegenüber den Kindern und den eigenen Mitarbeitern das Mindeste, hier keine Kompromisse zu machen. So darf kein Erwachsener, außer den Erziehern, die Tagesstätte betreten. „Die Kinder werden am Eingang empfangen und dann zur Gruppe geführt.“ Wo es nur geht, werde der Hygiene höchste Beachtung geschenkt und trotzdem stünde natürlich der liebevolle Umgang im Vordergrund. Es ist die Kombination aus Professionalität und liebevollem Umgang, der hier Eindruck macht. Im Grunde bewegen sich die Erzieher stets in zwei Welten. Die eine ist die Erwachsenenwelt im Krisenmodus und die andere ist die Wunder- und Entdeckerwelt der Kinder. Entscheidend ist dabei, dass die eine Welt die andere nicht beeinträchtigt. Um im Bild zu bleiben, dass die Krisenwelt die Wunderwelt überlagert und sich Ängste breitmachen. Es scheint, dass die Erzieherinnen in Schwetzingen das auf bewundernswerte Art und Weise hinkriegen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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