Lebensspur Lech - Grenzüberschreitendes Projekt hat sich dem Gesundheitstourismus auf ursprünglichen Wegen verschrieben

Die Kraft der Natur neu entdeckt

Von 
Katja Bauroth
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Das Bewusstsein der Menschen ändert sich von Generation zu Generation, wenn es beispielsweise um Themen wie Erholung, Gesundheit und Ernährung geht. Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt: Die Natur nimmt wieder eine immer größer werdende Rolle ein. Genau diesem Thema widmet sich ein grenzüberschreitendes Projekt zwischen Deutschland und Österreich: die Lebensspur Lech. Es hat den naturgebundenen Gesundheitstourismus entlang des Wildflusses Lech samt der geschaffenen Weitwanderroute Lechweg (125 Kilometer) im Blick. 14 Ortschaften in fünf Regionen sind in dieses Projekt eingebunden, darunter die vier so genannten Auszeitdörfer Kaisers, Pfafflar, Hinterhornbach und Gramais, die kleinste Gemeinde Österreichs. Neben dem mondänen Füssen im Allgäu sind es urig-gemütliche Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint und in denen Tiroler Traditionen gelebt werden.

Aber für was genau steht die Lebensspur Lech? Einfach erklärt: für Durchschnaufen. Abschalten. Weg vom digitalen Alltagswahnsinn. Hin zur Natur. Diese kennenlernen und erleben. Sich in ihr zurechtfinden. Auf ihre Kraft vertrauen. Das Weniger-ist-mehr erfahren. Mit Bewegung und bewusster Ernährung. Auf jeden Fall mit Genuss. Eben ganz nach der guten alten Kneipp’schen Gesundheitslehre.

Der Lech als „Fluss des Lebens“ von der Quelle in Lech am Arlberg bis zum Lechfall in Füssen ist das Dach und Symbol der Lebensspur, deren Herzstück die Tiroler Ferien- und Naturparkregion Lechtal ist. Sie liegt eingebettet zwischen den Lechtaler und Allgäuer Alpen. Es ist ein paradiesisch anmutendes und vielerorts unberührtes Stück Erde mit blühenden Bergwiesen, weitläufigen Wäldern, kristallklaren Gipfelseen und breiten Schotterbänken des türkisfarbenen Lechs. In den Auszeitdörfern laden zudem extra geschaffene Kraftplätze ein, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen – und sei es durch Entspannung auf Liegen mit Gipfelblick.

Es geht aber auch aktiver – zum Beispiel, indem man auf dem Lechweg wandert. Viele Menschen haben ihn mittlerweile als „Jakobsweg“ für sich entdeckt und pilgern etappenweise auf ihm entlang. Die Infrastruktur hierfür ist ideal: Ob klassisch (sieben Tage), gemütlich (acht Tage) oder entschleunigt (zehn Tage) – der Lechweg kann generationenübergreifend bewältigt werden. Und jeder kann selbst entscheiden: Bleibe ich an einem Ort oder wechsele ich meine Unterkunft – nutze ich einen Gepäcktransport oder trage ich den Rucksack selbst. Alles ist möglich – auch Zusatzprogramm.

Unterwegs mit der „Kräuterhexe“

„Ein Wasserfall bei der Roßgumpenalm ist einer meiner Lieblingsplatzerl“, erzählt Maria Kerber über einen idyllisch gelegenen Ort im Höhenbachtal, einem Seitental des oberen Lechtals, nahe Holzgau. Die quirlige Tirolerin zeigt Einheimischen und Gästen gern ihre Heimat und nimmt sie als waschechte „Lechtaler Kräuterhexe“ (www.facebook.com/LechtalerKraeuterhexen) gern mit auf geführte Touren entlang des Lechwegs. Diesmal geht’s auf den Etappen fünf und sechs von Holzgau über Bach nach Elbigenalp. Das sind 13 Kilometer mit leichten An- und Abstiegen auf gut ausgezeichneten und präparierten Pfaden durch Wälder, mit Blick auf den Lech, an Almwiesen entlang und über Stege, die über Moore führen. „Das hier“, pflückt Maria Kerber eine Pflanze mit weißen Blüten, „ist natürliches Aspirin: Mädesüß“. Die Blütenknospen enthalten Salicylaldehyd, ein entzündungshemmender Wirkstoff, der heute in abgewandelter Form als synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure verkauft wird. Die Blüten und jungen Blätter des Mädesüß werden zum Beispiel zu Tee verarbeitet, dem eine gute harntreibende, entzündungshemmende sowie antirheumatische Wirkung nachgesagt wird. Maria Kerber hält viele Tipps aus der „grünen Apotheke“ bereit, die sie bei gezielten Kräuter- und -salbenwanderungen samt gemeinsamer Herstellung bewährter Hausmittel vermittelt. In ihrem Rucksack hat sie auch fertige Probiererle dabei: etwa Blutwurz eingelegt in Alkohol, „gut für Mund- und Rachenraum sowie für Magen- und Darm“. Das probiert man gern – ist ja gesund (wenn auch etwas bitter).

„Baldrian gibt es dieses Jahr sehr viel“, deutet sie auf das entsprechende Gewächs mit den leicht roséfarbenen Blüten. Ist das ein Zeichen in dieser hektischen und unsicheren Zeit? Baldrianwurzeln gelten als pflanzliches Valium. Eingelegt in Hochprozentiges schenken sie als Tinktur äußerlich angewendet innere Ruhe. Samen sowie gereinigte und getrocknete Wurzeln lassen sich als Tee aufbrühen mit dergleichen Wirkung. Ein Stück Stressbewältigung für zu Hause dank der Kraft der Natur.

Wer trotz der beruhigenden Wurzeln keinen entspannten Schlaf findet, sollte Hilfe bei einem Schlaflotsen in Füssen (www.fuessen.de) suchen. Der Portalort im Allgäu kombiniert das Thema Balance von Körper, Geist und Seele mit „Besser schlafen“. Gastgeber – von der Ferienwohnung bis zum Sternehotel – haben sich hierauf spezialisiert und anhand eines mit dem Mittelstandsinstitut der Hochschule Kempten entwickelten Kriterienkatalogs das Thema Schlaf wissenschaftlich aufgegriffen. Matratzen, Lattenroste, abgestufte Tages-, Abend- und Nachtlichter und gezielte Klimaregelung sollen zur Verbesserung der Schlafqualität und des allgemeinen Wohlbefindens dienen.

Wem das zu viel Forschung und Schule ist, der kann auch einfach ins Lechtal reisen, auf dem Lechweg wandern, zu den Berggipfeln schauen und tief durchatmen – herrlich!

Hintergrund

Die Lebensspur Lech ist ein grenzüberschreitender, gesundheitstouristischer Erlebnisraum zwischen dem österreichischen Tirol und dem bayerischen Allgäu. Das EU-Projekt verbindet die vier Partner Lechweg, Füssen im Allgäu, Lechtaler Auszeitdörfer und Holzgau/Tirol.

Die Lebensspur Lech verläuft entlang der Weitwanderroute Lechweg. Die klassische Wandersaison für den gesamten Weg erstreckt sich zwischen Mitte Juni und Anfang Oktober. Etappenorte am Lechweg sind: Lech, Warth, Steeg, Holzgau, Bach, Elbigenalp, Häselgehr, Elmen, Vorderhornbach, Stanzach, Forchach, Weißenbach, Wängle, Pflach und Füßen.

Anreise: Das Lechtal ist mit dem Auto mautfrei über die A 7 via Grenztunnel, die B 179 bis Reutte und die L 198 Richtung Lech zu erreichen. Auch die Anreise mit der Bahn ist problemlos möglich.

Infos: Lechtal Tourismus, Untergiblen 23, A-6652 Elbigenalp, Telefon +43/5634/5315, www.lechweg.com/lebensspur kaba

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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