Schloss - Tagung anlässlich des 300. Geburtstags von Elisabeth Auguste / Ein umfassender Blick auf das Leben und Wirken / Spannende Vorträge zum Auftakt

Die Kurfürstin regiert wieder zwei Tage lang

Von 
Maria Herlo
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Schwetzingen. Wie vielseitig die Kurfürstin Elisabeth Auguste (1721 – 1794) von der Forschung betrachtet werden kann, zeigte sich am breiten Spektrum der Referenten und ihrer Vorträge zum Auftakt der zweitägigen Tagung, die von Historikerin Professor Dr. Susan Richter und Kunsthistoriker Wolfgang Schröck-Schmidt anlässlich ihres 300. Geburtstags ins Leben gerufen wurde.

Ihre Absicht war, einen Raum zu schaffen, der eine vertiefte Auseinandersetzung mit einer Persönlichkeit ermöglicht, deren Leben fast das ganze 18. Jahrhundert umspannte und wie kaum ein anderes in die Geschicke der Kurpfalz verwoben ist. Weil die Tagung am Geburtstag der Kurfürstin, dem 17. Januar, aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte, wurde sie auf diesen Freitag und Samstag verschoben. „Wir sind sehr dankbar und glücklich, dass wir die Tagung, eine der ersten kulturellen Veranstaltungen nach eineinhalb Jahren, hier im Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses durchführen können“, begrüßte Schröck-Schmidt die Referenten und Gäste, die auch aus weither angereist sind, aus Sulzbach-Rosenberg zum Beispiel oder aus Straßburg. Corona-bedingt war wesentlich weniger Publikum im Saal, als Platz gewesen wäre, das war bei der Bedeutung des Themas und der hervorragenden Organisation eigentlich sehr schade, denn „es geht um eine starke Persönlichkeit, vor allem um starke Frauen unserer Region und um die Rolle der Frau überhaupt in unserer Gesellschaft“, wie Oberbürgermeister Dr. René Pöltl eingangs sagte, „wobei sich intelligente Frauen, Frauen mit Charakter, immer durchzusetzen wussten, vor allem damals, in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht ist Kurfürstin Elisabeth Auguste, deren Leben und Wirken zum ersten Mal im Mittelpunkt einer Tagung steht“.

Zu Recht stellte sich Professor Dr. Susan Richter in ihrem Eröffnungsbeitrag die Frage: „Welche Bedeutung hat heute für uns Elisabeth Auguste? Ist diese Bedeutung eine Konstante oder ändert sie sich in unserer Wahrnehmung?“ Dem zeitaktuellen Geschichtsverständnis ist es zu verdanken, dass „Kurfürstin Elisabeth Auguste für uns als Ehegattin, Erhalterin von Dynastien und Landesmutter, Protektorin der ökonomischen Gesellschaft und Erbauerin der Oggersheimer Wallfahrtskirche Relevanz besitzt“, so Richter, „sie wird für jede Epoche eine Bedeutung haben, aber immer eine andere“.

Doppelhochzeit im Jahr 1742

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Stefan Mörz (Stadtarchiv Ludwigshafen), einer der besten Kenner der kurpfälzischen Spätzeit und Biograf der Kurfürstin, schilderte anhand von Bildern und Dokumenten unterhaltsam Höhen und Tiefen ihres Lebens, so reich an Dramatik: die Kindheit mit den beiden Schwestern am Mannheimer Hof unter Karl Philipp, die konservative Erziehung, die Verlobung 1732 mit ihrem Cousin Carl Theodor, die zehn Jahre spätere Hochzeit, ihr aufwendiger Lebensstil, ihre Schwächen für Prunk und Spektakel und ihre Vorliebe für Musik und das Jagen, ihre Liebhaber, der Tod des Erben und das Scheitern der Ehe. 1793 floh sie vor den heranrückenden französischen Revolutionstruppen nach Weinheim, wo sie 1794, tief betrauert, starb.

Nach einer Mittagspause folgten weitere Beiträge, zunächst „Das gedoppelte hohe Beylager“, wo der Historiker Dr. Ralf Wagner die kurfürstliche Doppelhochzeit vom 17. Januar 1742 erinnerte, die mit illustren Gästen, Festbanketten, Maskenbällen, Wein für die Bevölkerung im Ehrenhof, eine Illumination der Stadt und Feuerwerk mehrere Tage begangen wurde. An diesem Tag heiratete nicht nur 18-jährige Carl Theodor seine 21 Jahre alte Cousine Elisabeth Auguste, sondern auch deren Schwester Maria Anna mit Herzog Clemens Franz von Bayern.

„Den Tod des Erbprinzen aus der Perspektive protonationaler Identitätsstiftung“ stellte Susan Richter in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Dass es eine tragische Episode im Leben der Kurfürstin war und Carl Theodor Scheidungsabsichten hegte, verdeutlichte Uwe Pirl, Heidelberg, im Beitrag „… sich zu scheiden wegen der misslichen Lage derer, unserer Erb-Folge“.

Fortsetzung an diesem Samstag

An diesem Samstag folgen ab 9.30 Uhr weitere Beitrage, die allesamt interessantes Material über die Kurfürstin ausbreiten.

Zur Tagung ist auch ein prächtiger, reich bebildert Band unter dem Titel „Wir seynd dahier mitten in grösster Gala begriffen“ erschienen, in dem man spannende Einzelbeiträge nachlesen kann – erhältlich bei Wolfgang Schröck-Schmidt, Telefon 0172/62 44 168 oder regionaltouren@aol.com.

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