Neubau fertig - so sieht er aus

Die neue Schimper-Schule: Hier möchte man Schüler sein . . .

Der Neubau der Schimper-Gemeinschaftsschule in Schwetzingen ist bezogen. Hier werden am Montag um die 800 Kinder und Jugendliche mit dem Unterricht starten. Pressevertreter dürfen schon vorab in die tollen Räume.

Von 
Volker Widdrat
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Schwetzingen. „Die Welt in unserer Hand.“ Das steht über dem großformatigen und sich über zwei Stockwerke erstreckenden Bild von Karl Friedrich Schimper in der Aula der neuen Gemeinschaftsschule. Die gemeinschaftliche Mitte mit dem über Oberlichter erhellten Luftraum und der eingestellten Freitreppe erschließt das Gebäude und ist künftig auch der Mittelpunkt der Schule. Der Neubau ist bezogen. Am nächsten Montag findet nach fast fünfjähriger Planungs- und Bauzeit die Einweihung statt. Um 8 Uhr öffnen sich die Türen für die rund 800 Schüler.

„Ein ganz besonderer Augenblick für uns alle“, sagte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl am Freitag bei der Besichtigung mit Vertretern des Zweckverbands Unterer Leimbach und der Presse. Es sei „eines der modernsten Schulgebäude in Baden-Württemberg, wenn nicht in ganz Deutschland“ entstanden. Bürgermeister Matthias Steffan führte durch das neue Haus. Der Zweckverband-Geschäftsführer dankte dem Generalplaner agn Ibbenbüren, Projektleiter Frank Schurack, dessen Stellvertreter Franz Boxheimer, Architektin Carolin Knoll, Schulleiterin Nicole Winkler, dem ehemaligen Rektor Florian Nohl, Bauamtsleiter Joachim Aurisch und weiteren Beteiligten sowie seiner Mitarbeiterin Katja Hilbert für die geleistete Arbeit in den vergangenen 42 Monaten, 18 Monate davon unter Corona-Bedingungen. Steffans Dank galt auch seinen Amtskollegen Nils Drescher (Plankstadt) und Jens Geiß (Oftersheim), die mit ihm gemeinsam in über 130 Sitzungen über das Bauprojekt beraten und entschieden haben. „Der Blutdruck geht so langsam auf Normalniveau zurück“, stellte er dann einige Besonderheiten des dreigeschossigen Baukörpers vor.

Im Erdgeschoss sind Schülercafé, Aufenthalts- und Spielräume sowie Bibliothek und Räume für die Schulsozialarbeit. Im ersten Obergeschoss befinden sich Werkstatt- und Technikbereich sowie Lehrküchen. Im zweiten Obergeschoss sind die Fachklassenräume angeordnet.

Illustrationen zum Klimawandel

Kulturreferentin Dr. Barbara Gilsdorf erläuterte, wie der Namensgeber im Gebäude erlebbar wird. Der Zweckverband hatte die Künstlerinitiative Schwetzingen mit Professor Josef Walch für eine Ideenfindung kontaktiert. Als Schwerpunkt war das Leben und Wirken des in Mannheim geborenen und in Schwetzingen verstorbenen Karl Friedrich Schimper (1803 – 1867) herangezogen worden. Der Naturforscher, Botaniker, Geologe und Privatgelehrte ist Mitentdecker der pleistozänen Eiszeit, Entdecker des Faltenbaus der Alpen und Wegbereiter der Paläoklimatologie.

Den Menschen, Wissenschaftler und Namensgeber künstlerisch für das Gebäude zu erfassen, sei die Aufgabe von Dominik Göhlich gewesen, führte Gilsdorf aus. Der 33-jährige gebürtige Schwetzinger und in Ketsch lebende Künstler schuf das große Schimper-Bild im Foyer. Dieses wird umschwirrt von einer Vielzahl an Piktogrammen und kommentiert von Zitaten von unter anderem Jane Fonda, Greta Thunberg, Friedensreich Hundertwasser, Al Gore, Barack Obama, Albert Schweitzer und Jacques-Yves Cousteau. Zu sehen ist eine ausgestreckte Hand, die die Weltkugel trägt.

In den einzelnen Clustern hat Göhlich noch kleinformatige Bilder gestaltet. In Anlehnung an bekannte Comicfiguren entstand hier beispielsweise aus Popeye „Schimpeye“ oder aus Superman „Iceman“. Die Bilder illustrieren die Auswirkungen des Klimawandels auf unser Leben und unsere Umwelt. Das neue Gebäude bietet auf fast 12 000 Quadratmetern Platz für mehr als 800 Schüler. Mit 220 Sitzplätzen ist die Aula auch das Zentrum der Mittagsverpflegung. Dem Schulträger war es wichtig, hier Qualität anbieten zu können. In der Koch- und Zubereitungsküche werden auch Produkte aus dem Schulgarten Verwendung finden. Der Schulträger setze im Betrieb der Schulmensa auch auf die starke Unterstützung der Schulgemeinschaft, meinte Steffan.

Barrierefreiheit gewährleistet

In den modernen Cluster-Bereichen stehen neben Lerninseln auch Differenzierungsräume für digitales Lernen zur Verfügung. Im Fachklassentrakt für die naturwissenschaftlichen Fächer und handwerklichen Unterrichtseinheiten gibt es zusätzliche Lehrküchen und Werkstätten. Eigens vorgesehene Räumlichkeiten sollen Kindern und Jugendlichen mit Behinderung den Inklusionsunterricht ermöglichen. Jedem der Cluster-Räume ist ein Aufenthaltsbereich für Lehrer zugeordnet. Ein Aufzug über alle Stockwerke garantiert einen barrierefreien Zugang.

Neben einem Fernwärmeanschluss verfügt die Gemeinschaftsschule über eine Eigenstromversorgung durch eine Photovoltaikanlage der Bürger-Energiegenossenschaft Kurpfalz. Dem Klimawandel begegnet das Gebäude mit einer Dreifach-Verglasung der Fenster und einem sommerlichen Wärmeschutz mit Außenjalousien und Tageslichtlenkung, dezentralen Lüftungsgeräten, einer zentralen Lüftung für Fachklassenräume sowie einer Fußbodenheizung in der Aula und im Ganztagsbereich. Beim Bauen wurde auf Nachhaltigkeit geachtet und Recyclingbeton verwendet.

Die Außentüren wurden mit einer Transponderlösung ausgestattet. Die elektronische Schließung ermöglicht einen besseren Schutz vor einem Betreten von unberechtigten Dritten. Zum Gebäudeschutz gibt es eine Videoüberwachung. Das Brandschutzkonzept wurde vom Landratsamt geprüft und durch den TÜV genehmigt. Für die Schule ist außerdem ein Amok-Alarmierungssystem vorgesehen worden. Ein Hausnotruf wird für interne Notfälle genutzt.

Ständige Frischluftzufuhr

Die neue Gemeinschaftsschule verfügt neben Fenstern zum Lüften in allen Bauteilen über eine mechanische Lüftungsanlage. Es wurden eigens Fassadenlüftungsgeräte verbaut, die hohe Luftmengen nach den entsprechenden Vorgaben austauschen und eine ständige Frischluftzufuhr sicherstellen. So kann in den Cluster-Zimmern und in den Fachklassenräumen ein Luftaustausch von 900 Kubikmetern pro Stunde stattfinden. Das ist gerade in Corona-Zeiten ein hervorragender Wert.

Die Besichtigungstour führte über die Technikräume und die supermodern ausgestatteten Lehrküchen durch den Maschinenraum mit den Metall-, Holz- und Elektrowerkzeugen bis in die Fachräume für Biologie und Physik. Der ehemalige Schulleiter Florian Nohl berichtete von den langen Planungen und Beratungen. Man habe viele Schulen in Deutschland und im Ausland besucht. Die Idee der Cluster-Räume teile „eine große Schule in kleine Schulen“. Sogenannte Cluster-Sprecher übernähmen die Verantwortung für einen Bereich: „Räume prägen Menschen, andere Räume bieten andere Möglichkeiten.“ Er freue sich, das Thema Vielfalt hier an einem Ort zu haben. Nur ein Teil des Gebäudes ist unterkellert. Hier befinden sich Kühlräume und Fettabscheider für die Küche sowie die komplette Technik. Demnächst geht auch der Verkaufskiosk neben dem Haupteingang in Betrieb.

Der Abbruch des alten Schulgebäudes hat bereits begonnen. Der Abtransport erfolgt über den Odenwaldring und das bisherige Grundstück der Firma Frankl & Kirchner. Im Oktober soll die Maßnahme schon beendet sein. Dann geht es an die Gestaltung des Außenbereichs mit Schulhof, Sportplatz und Schulgarten sowie Fahrradstellplätzen. Im Herbst werden die Bäume vor dem neuen Schulgebäude gesetzt. Abzüglich eines Landeszuschusses von 2,9 Millionen Euro und 800 000 Euro für die digitale Ausstattung kommen die Gesamtkosten auf rund 35 Millionen Euro. Im nächsten Frühjahr werde dann groß die Einweihung gefeiert, mit der Schulgemeinschaft, dem Zweckverband und Vertretern der Landesregierung und des Landtags, versprach Geschäftsführer Matthias Steffan abschließend.

Schwetzingen

Schwetzingen: Preview in der neuen Schimper-Schule

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Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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