Schwetzingen. Für viele Menschen war die Anschaffung eines Haustiers möglicherweise eine Hilfe dabei, gut durch Lockdown und Kontaktbeschränkungen zu kommen. Doch inzwischen hört man häufiger Geschichten, dass jetzt, wo die Gesellschaft nach und nach zur Normalität zurückkehrt, die Tiere – besonders Hunde – wieder abgegeben werden. Für den Tierschutzverein Schwetzingen und Umgebung immerhin kann Barbara Schwalbe das nicht bestätigen: „Wir hatten keine pandemiebedingten Rückläufer bei den Hunden“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Aber Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen haben die Menschen schon zu Beginn der Pandemie oft bei uns abgegeben. Wo vorher der Käfig stand, steht jetzt der Schreibtisch fürs Homeoffice.“ Geschichten über Hunde, die nun zurückgegeben werden, kennt Schwalbe aber dennoch, beispielsweise aus Gesprächen mit dem Heidelberger Tierheim.
Abgabe bei Nacht
Kürzlich landeten zwei Katzen in der Station des Tierschutzvereins, und zwar auf eine Art und Weise, wie Schwalbe sie nicht aus Erfahrung kennt. „Jemand hat sie über Nacht bei uns vor der Tür abgestellt“, berichtet sie. „Aber das ist immer noch besser, als dass man sie im Wald aussetzt“, findet sie. Allerdings sei auch das eher von Kleintieren bekannt. Grundsätzlich – und das betont sie stark – geht es Barbara Schwalbe nicht darum, die Menschen zu verurteilen, die die Katzen anonym zum Verein gebracht haben. „Es ist mir lieber, wenn sich jemand eingesteht, dass er nicht angemessen für die Tiere sorgen kann“, erklärt sie. „Aber ich hätte die Leute gerne getroffen und nach dem genauen Grund gefragt. Zumal man Tiere bei uns kostenfrei abgeben kann, anders als in einem Tierheim.“ Die beiden Vierbeiner sind nun in der Katzenstation zur Pflege.
Als besonders akutes Problem betrachtet die Tierschützerin unseriöse Verkaufsangebote für Tiere, die insbesondere in den sozialen Medien, beispielsweise in Facebook-Gruppen, vorkommen. „Wer dort ein Tier kauft, bezahlt nicht nur zu viel Geld, sondern wird im Grunde auch betrogen“, findet sie. Denn Tiere von solch unseriösen Anbietern sind meist nicht von einem Tierarzt untersucht worden und auch nicht geimpft oder gechipt. Zudem nehmen solche Verkäufer die Tiere normalerweise nicht zurück – anders als eben der Tierschutzverein, ein Heim oder ein seriöser Züchter. Oft präsentieren sich solche Anbieter auch als Züchter, aber zutreffend sei dies nicht: „Die Tiere, die da angeboten werden, sind keine Zuchttiere, sondern nur gezielt vermehrt.“ Es werden also gewisse Erwartungshaltungen geweckt, die nicht zutreffend seien. „Das wurde schon immer viel gemacht, aber in den letzten Monaten hat es wirklich zugenommen.“
Was sind die Kriterien?
Doch die Frage lautet, wie man einen guten Anbieter erkennt. „Gute Züchter sind normalerweise im Verband angeschlossen“, erläutert Schwalbe. „Da sollte man sich im Vorfeld erkundigen, genau wie über die Option, ein Tier zurückzugeben. Außerdem würde ein richtiger Züchter ein junges Tier nie zu früh von der Mutter entfernen.“ Bei unseriösen Angeboten hingegen sei dies oftmals der Fall. „Ich frage mich auch einfach, wie man diesen Menschen beikommen soll“, so Schwalbe. Denn illegal ist dieses fragwürdige Anbieten von Tieren nicht.
Grundsätzlich sei es aber natürlich auch stets eine Option, ein Haustier im Tierheim oder beim Tierschutzverein zu bekommen. „Das ist obendrein auch günstiger“, merkt Schwalbe an. „Außerdem waren Tiere von hier definitiv beim Tierarzt und wenn sie in der ersten Zeit in der neuen Familie unverschuldet mal gesundheitliche Probleme haben, übernehmen wir als Verein die Rechnung.“
Interessenten sollten jedoch nicht nur darüber nachdenken, wo sie ein Tier kaufen, sondern auch darüber ob sie es überhaupt tun sollten. „Viele unterschätzen einfach die Verantwortung, die ein Haustier mit sich bringt“, spricht Barbara Schwalbe aus Erfahrung. „Eine Katze kann bis zu 20 Jahre alt werden, laufende Kosten wie Futter sind womöglich höher als manche denken und auch Tierarztrechnungen unterschätzen sicher viele Menschen.“Aus all diesen Gründen ist es dem Tierschutzverein wichtig, die neuen Familien ihrer Tiere schon vorab kennenzulernen. „Da fragen wir viele Standards ab. Ob Allergieren vorhanden sind, ob alles mit dem Vermieter besprochen ist und so weiter.
Wenn möglich sehen wir uns die Begebenheiten noch vor Ort an“, erklärt Schwalbe. „Allerdings kommen zu uns vielleicht oft Menschen, die sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht haben oder auch mehr Erfahrung mit Haustieren haben.“
Wer Interesse daran hat, womöglich ein Tier vom Verein zu sich holen kann sich unter 0173/6 65 79 76 (für Hunde und Kleintiere) oder unter 0173/4 54 02 54 (für Katzen) bei den zuständigen Mitarbeiterinen melden.
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