Rokokotheater

Diese Hommage erzeugt Gänsehaut: Die drei Tenöre huldigen Luciano Pavarotti

Die drei Tenöre Johannes Groß, Ricardo Marinello und Oscar Marin huldigen Luciano Pavarotti und werden dabei von Claudia Hirschfeld an der weißen Orgel begleitet.

Von 
Viktoria Linzer
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Ricardo Marinello (v. l.), Oscar Marin und Johannes Groß lassen als drei Tenöre die Musik von Luciano Pavarotti aufleben. Dabei werden sie im Rokokotheater von Claudia Hirschfeld an der Orgel begleitet. © Lenhardt

Schwetzingen. Kaum ein Platz blieb im Rokokotheater in Schwetzingen frei, als die drei Tenöre von heute auftraten. Johannes Groß, Ricardo Marinello und Oscar Marin vermochten es mit ihren wunderbaren Stimmen, eine Hommage an Luciano Pavarotti (1935 – 2007) zu schaffen, die die Nostalgie der Zuhörer mehr als befriedigte. Vollkommen wurden sie erst mit Claudia Hirschfeld, die mit ihrer weißen Orgel ein ganzes Orchester ersetze, aber auch als tolle Komponistin dem Publikum im Gedächtnis blieb.

Eine weitere besondere Stimme, die man bislang vornehmlich mit Sportsendungen in Verbindung brachte, führte durch das Programm: Ulli Potofski, ehemals Moderator der RTL-Fernsehsendung „Anpfiff“ (1988 bis 1992) und heute beim Sportradio Deutschland, bereicherte den Abend mit vielen Anekdoten rund um den Startenor Pavarotti und schuf mit seiner locker-charmanten Art eine sehr gemütliche Atmosphäre im großen Saal.

Wie drei Freunde auf der Bühne

Ohne Anmoderation eröffneten die Sänger mit „La donna è mobile“ das Konzert. Ein Vorgeschmack auf alles, was noch folgen sollte. Traten die Tenöre zusammen auf die Bühne mit zeitlosen Hits wie „Nessun dorma“ oder „O sole mio“, so verkörperten sie die „Drei Tenöre“ von einst: Johannes Groß übernahm die Rolle von Pavarotti, Oscar Marin verkörperte José Carreras und Ricardo Marinello trat als Plácido Domingo auf. Bei den Solo-Auftritten stand aber immer Pavarotti im Vordergrund.

Auf die Frage hin, ob es auch eine Art Wettstreit gab, wer am würdigsten Pavarottis Fußstapfen füllt, antwortet Marinello: „Es ist als eine gemeinsame Hommage gedacht. Auch bei den drei Tenören gab es nie Konkurrenz, es war eine freundschaftliche Beziehung und das ist bei uns genauso. Wir schätzen einander und wir gönnen jedem das Beste – das ist das Großartige daran.“

Jeder der drei spiegelte eine andere Facette des Startenors in der eigenen Stimme wider. Bei Johannes Groß war es das gewaltige Stimmvolumen, das beim Publikum vergangene Zeiten wieder aufleben ließ. Mit den „German Tenors“, die er 1997 mitgegründet hat, zeigt der Dortmunder eindrucksvoll seine Liebe zur Opern- und Unterhaltungsmusik. Das Programm bei dieser besonderen Veranstaltung fasste an die zwanzig Titel, aus denen es schwierig ist, eines der vielen Glanzstücke für Groß auszuwählen. Berührend war sicherlich „Vergiss mein nicht“, denn diesen Auftritt widmete er mit einem liebevollen Lächeln seiner Frau.

Wärme und Schönheit brachte auch Marinello auf die Bühne. Den jungen Sänger kennt man bereits als Gewinner der Castingshow „Das Supertalent“ und auch an diesem Abend gelang es ihm, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Mit „Mamma“ von Heintje ließ er die Herzen schmelzen, aber auch das berühmte „Ave Maria“ wird im Gedächtnis bleiben. Über der selbst arrangierten Begleitung von Hirschfeld schwebte seine Stimme bis hoch auf die Empore und füllte den ganzen Raum mit der wunderschönen Melodie.

Der dritte im Bunde war Oscar Marin, ein Sänger der Extraklasse, der mit seiner Ausdruckskraft voll überzeugte. Als früherer Schüler von Montserrat Caballé ist der Tenor inzwischen international bekannt und kam auch beim Schwetzinger Publikum mit Stücken wie „Granada“ von Bruno Venturini sehr gut an. Nicht nur seine Stimme überzeugte mit den folkloristisch spanischen Wendungen. Dieser Künstler bewegte sich ganz frei auf der Bühne und unterstrich jede Phrase mit seiner Körpersprache.

Zuhörer begeistert

Am Ende des Abends wollte der Saal die Sänger und die Organistin nicht gehen lassen. Immer neuer Applaus verleitete sie zu mehreren Zugaben. Die Schwetzinger hatten die Herausforderung von Potofski offenbar angenommen. Es galt den Rekord eines 67-minütigen Applauses zu schlagen, mit dem es Pavarotti 1988 ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hatte.

Antje Stocks aus Schwetzingen schwärmte nach dem Konzert: „Die Hommage an diesen außergewöhnlichen Menschen, der er ja war, ist sehr gelungen. Die Musikstücke, die ausgewählt wurden, sind auch die, die man mit ihm in Verbindung bringt. Es hat mich wirklich innerlich sehr bewegt und ich bin sehr froh, dass Schwetzingen uns die Gelegenheit gegeben hat, solche Ausnahmekünstler mal live zu sehen. Gerade auch nach den Zeiten, wo wir wenig Kunst und Kultur genießen konnten, war das ein ganz besonderes Erlebnis und ich habe jetzt noch Gänsehaut.“

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