Marstallhof

Dieses Bücherregal in Schwetzingen sorgt für Diskussionen

Die Zukunft des öffentlichen Bücherregals im Durchgang zum Marstallhof von der Carl-Theodor-Straße in Schwetzingen aus ist in der Schwebe. Grund dafür ist ein Schreiben.

Von 
Lukas Heylmann
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Gerade ziemlich prall gefüllt: Das öffentliche Bücherregal im Durchgang von der Carl-Theodor-Straße in den Marstallhof. Viele Bürger nutzen es. © Heylmann

Schwetzingen. Die Zukunft des öffentlichen Bücherregals im Durchgang zum Marstallhof von der Carl-Theodor-Straße in Schwetzingen aus ist in der Schwebe. Grund dafür ist ein Schreiben, das seit vergangenem Freitag vielen Passanten aufgefallen ist und auf das auch einige Bürger diese Redaktion hingewiesen haben.

Urheber des Schreibens, datiert auf Donnerstag, 24. August, ist der Landesbetrieb Vermögen und Bau, Amt Mannheim und Heidelberg, in dessen Besitz sich das Grundstück befindet. Bei einer Begehung sei Vertretern der Behörde aufgefallen, dass das Bücherregal dort ohne Genehmigung stünde.

Schwetzingen: Angebot solcher Regale grundsätzlich sehr nützlich

„Daher fordern wir die Verursacherin beziehungsweise den Verursacher umgehend auf, das Bücherregal samt Inhalt bis spätestens zum 11. September zu entfernen und den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen“, heißt es dort weiter. Ansonsten werde das Regal nach Ablauf der Frist entsorgt.

Bei Bürgern, die diese Redaktion auf das Schreiben aufmerksam machten, stößt das auf Unverständnis. So auch bei Michael Conder, der das Schreiben am Freitagvormittag bemerkt hat. Er findet das Angebot solcher Regale grundsätzlich sehr nützlich. „Seit Langem nutze ich die öffentlichen Bücherregale in Oftersheim und Ketsch, deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass es nun auch in Schwetzingen eine solche Tauschmöglichkeit gibt. So hat man Gelegenheit, gute Bücher an andere weiterzugeben und dafür selber wieder Bücher zu erhalten. Es ist eine weitere kulturelle Bereicherung für unsere Stadt. Auf diese Weise werden keine Ressourcen verbraucht und unsere Umwelt wird geschont“, findet er und ergänzt: „Die Reaktion der Behörde habe ich nicht verstanden, denn aus meiner Sicht behindert das Regal dort niemanden – es ist ein Durchgang für Fußgänger – und auch die landeseigene Bausubstanz wird nicht beschädigt.“

Marco Grübbel, Leiter des Amtes Mannheim und Heidelberg, widerspricht dieser Sicht zumindest in einem Punkt vehement: „Bei dem aktuellen Aufstellort handelt es sich um einer Feuerwehrzufahrt und er ist daher ungeeignet.“

Auch über Facebook und als Leserbrief haben diese Redaktion Stellungnahmen von Menschen erreicht, denen das Schreiben ins Auge gefallen war. Der Tenor ist einhellig: Lob für das Angebot des Büchertauschs Unverständnis für die bürokratische Reaktion der Behörde .

Bücherregal in Schwetzingen: Neuer Platz im Innenhof

Diese verteidigt Marco Grübbel auf Anfrage dieser Redaktion allerdings, insbesondere weil das Amt weder informiert noch um Genehmigung gebeten worden sei: „Wenn man sich an uns im Vorfeld wendet, dann ist es natürlich möglich, im Einzelfall eine Gestattung zu erhalten. Vorsorglich weise ich darauf hin, dass wir solche Gestattungen sehr restriktiv handhaben müssen. Grundvoraussetzung für eine Gestattung ist, dass bei objektiver Betrachtung ein übergeordnetes öffentliches Interesse besteht und kein Widerspruch zu den Interessen des Landes Baden-Württemberg besteht.“ Dann könne, so der Amtsleiter, auch eine geeigneter Platz gefunden werden.

Eine Nachfrage bei der Stadt Schwetzingen hat unterdessen ergeben, dass eine mögliche Lösung für den kleinen Disput in Sicht ist. „Das Thema ist inhaltlich in unserer Verwaltung angekommen. Unser Bauamt wird hinsichtlich einer möglichen Realisierbarkeit eines Bücherregals Kontakt mit dem Land Baden-Württemberg aufnehmen“, teilt Traudel Zahn von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung mit.

Bücherregal im Schwetzinger Marstallhof: "Einvernehmliche Lösung" in Sicht

Das bestätigt auf Nachfrage auch Marco Grübbel: „Mit der Stadt Schwetzingen stehen wir in einem ständigen Kontakt und finden im Allgemeinen eine einvernehmliche Lösung.“ Für das Bücherregal sei aus seiner Sicht eine Aufstellung im Innenhof im Bereich des Urban Gardening denkbar, sofern die Stadt das befürworte.

Seitens Stadt oder Ordnungsamt gebe es grundsätzlich kein Problem mit dem Regal, doch bisher steht es ja auch noch auf Landesbesitz. Was jedoch sowohl der Stadt als auch dem Landesbetrieb Vermögen und Bau unbekannt ist, ist die Antwort auf die Frage, wer das Regalüberhaupt in den Durchgang zum Marstallhof gestellt hat.

Fest steht jedoch eines: Das Bücherregal ist zum jetzigen Zeitpunkt noch gut gefüllt – und das Schreiben inzwischen nicht mehr zu sehen.

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