Musik im Park - Die Deutschpop-Band Pur überzeugt mit neuen Hits und Klassikern im Schwetzinger Schlossgarten

Ein Chor aus 5800 Stimmen

Von 
Janina Hardung
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Alle Hände im Schlossgarten nach oben: Frontsänger der Band Pur, Hartmut Engler, animiert die Zuschauer in der Spargelstadt zum Mitmachen. © Lenhardt

Vor der rot angeleuchteten Bühne steht ein Chor aus 5800 Zuschauern auf dem Schwetzinger Schlossgarten – und singt gemeinsam a cappella „ein graues Haar“ von der deutschen Pop-Band Pur. Die Interpreten des Liedes – Rudi Buttas (Gitarre), Joe Crawford (Bass), Frank Dapper (Schlagzeug), Matthias Ulmer (Keyboard), Cherry Gehring (Keyboard), Martin Ansel (Gitarre) und Frontsänger Hartmut Engler – werden von dieser Stimmenwucht nach einer kurzen Pause im Backstagebereich wieder an ihre Instrumente gelockt. Engler stellt sich an den Rand der Bühne, schüttelt ungläubig mit dem Kopf – und hält seinen Daumen nach oben.

Eine Band, die so viel Leidenschaft bei den Zuschauern auslöst, ist besonders. Nicht ohne Grund stehen Pur bereits seit mehr als vier Jahrzehnten auf der Bühne. Und von diesen mehr als 40 Jahren ist beim Konzert am Abend so einiges zu hören. Nicht nur von den Musikern, auch von den Fans.

Applaus als schönstes Geräusch

„Wir geben euch Energie und bekommen eure“, kündigt Engler das gleichnamige Lied an und erklärt im Anschluss: „Wir haben so viel mit Melodien zu tun, aber das schönste Geräusch ist für uns einfach der Applaus“. Beim Herzschmerz-Klassiker „Wenn sie diesen Tango hört“ ist Engler von dem Gesang der Zuschauer so ergriffen, dass ihm die Stimme im Anschluss kurzzeitig versagt und er sich einzelne Tränen aus den Augen reibt: „Dieses Lied und auch ,Anni‘ bedeuten mir sehr viel, weil ich sie für eine besondere Frau geschrieben habe – meine Mutter. Ihren 92. Geburtstag hat sie jetzt hoffentlich da oben mit meinem Papa verbracht, aber ich weiß, dass sie zuhört und dass ihr diese Stimmung sehr gefällt.“

Zusammen mit Rüdi, einem jungen Mann mit Behinderung der schon lange mit der Band befreundet ist, rocken Pur „Mein Freund Rüdi“. Rüdi trägt ein schwarzes Fanshirt und seine ebenfalls schwarze Baseballkappe verkehrt herum – und bekommt beim Refrain sogar das Mikro von Harmut Engler in die Hand – und unterstreicht die Liedzeile „keiner rockt, wie er das tut“.

Hartmut Engler und seine Bandkollegen müssen an diesem Abend nicht lange nach ihren „Indianern“ suchen. In der ersten Reihe haben sich Männer mit Federschmuck genau für diesen Hit von Pur bereitgemacht. Auch Engler verwandelt sich kurzerhand in einen „Bruder vom Stamm der Gerechtigkeit“. Die ersten Takte reichen schon, da haben die Musiker aus Bietigheim-Bissingen wieder ihren eigenen Chor vor sich, der die Textzeilen ganz ohne Hilfe des Frontsängers vervollständigt.

Dieses Bild zieht sich durch den gesamten Abend. Die Hits wie „Lena“, „Hör gut zu“, „Ich lieb’ Dich“ und natürlich „Abenteuerland“ können die Zuschauer ohne Probleme ab der ersten Zeile mitsingen. Aber die Gäste können auch anders. Bei „Drachen sollen fliegen“ strahlen tausende Handylichter in den Nachthimmel – und erleuchten so den Schlossgarten, die Ballade ist zum Genießen, Durchatmen.

Für einzelne Lieder haben sich Pur sogar Verstärkung auf die Bühne geholt. Von der Fernsehsendung „My Hit your Song“ präsentiert Leonie Karakaya ihre eigene Interpretation des „Abenteuerlandes“ und bei „zu Ende träumen“ und „Ein graues Haar“ kommt sogar die A-cappella-Vorgruppe Füenf noch mal ins Rampenlicht.

Zweieinhalb Stunden Programm

Nach zweieinhalb Stunden in der Spargelstadt ist klar: Auch wenn Pur in den vergangenen Jahrzehnten einige Ohrwürmer und Partyhits veröffentlicht haben – sind sie mit Leib und Seele Musiker. Musiker, für die diese Konzertabende zwar alltäglich, aber niemals selbstverständlich geworden sind. Die Qualität hat in dieser Zeit bei keinem einzigen Lied gelitten. Hartmut Englers Stimme klingt genauso gut, wie auf den Tonträgern – und die Instrumentalisten glänzen live sogar noch mehr.

Aber sie haben natürlich auch einige Joker. Nicht nur die Kulisse des Schlossgartens kreiert eine besondere Atmosphäre. Auch die Zuschauer heben fast jedes Lied mit ihrem durchdringenden Chor auf ein neues Level. Ein unvergesslicher Abend – für die Band sicher genauso, wie für die Zuschauer.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/kultur

Schwetzingen

Schwetzingen: Pur begeistert bei "Musik im Park"

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Setliste und die Anfänge der Gruppe

  • Hauptteil: 1. Planet der Affen, 2. Beinah, 3. Zwischen den Welten, 4. Freunde, 5. Ich lieb’ dich, 6. Zu Ende träumen, 7. Verboten schön, 8. Energie, 9. Hör gut zu, 10. Wenn sie diesen Tango hört, 11. Anni, 12. Auf alles was noch kommt, 13. Weißt du denn nicht, 14. Prinzessin, 15. Gemeinsam, 16. Bis der Wind sich dreht, 17. Neue Brücken, 18. Affen im Kopf, 19. Abenteuerland, 20. Guter Stern, 21. Herzbeben, 22. Wenn du da bist, 23. Mein Freund Rüdi, 24. Indianer, 25. Funkelperlenaugen, 26. Lena, 27. Geweint vor Glück. Erste Zugabe: 28. Abenteuerland, 29. Drachen sollen fliegen, 30. Hab mich wieder mal an die betrunken, Zweite Zugabe: 31. Ein graues Haar, 32. Wiedersehen.
  • Pur sind eine deutsche Pop-Band aus Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg.
  • Die zwei Gymnasiasten Roland Bless und Ingo Reidl gründeten die Band Crusade. Die Proben fanden im Keller der Pauluskirche statt. Die Band spielte vornehmlich Coverversionen. Hartmut Engler nahm 1976 bei Reidl Klavierunterricht. Schließlich sang er bei Crusade vor und wurde der neue Sänger. nina

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