Schwetzingen ist die erste Kommune in Baden-Württemberg, die mit dem Qualitätsmerkmal „Natur im Garten“ ausgezeichnet wird. Die Geschäftsführerin der Gartenakademie Baden-Württemberg, Jeanette Schweikert, überreichte die offizielle Zertifizierung für die Stadt an Oberbürgermeister Dr. René Pöltl.
Die Verleihung der Plakette fand am Dienstag auf dem Weg der Hofmusik, dem Durchgangsweg zwischen Schlossplatz und Dreikönig-straße, statt, weil die dortigen Grünflächen nach den Kriterien von „Natur im Garten“ von der Stadtgärtnerei bereits neu angelegt worden sind. Die Gartenakademie nimmt in Baden-Württemberg federführend die Aufgabe der Zertifizierung aller interessierten Kommunen vor. Der Gemeinderat hatte im Juli vergangenen Jahres beschlossen, dass Schwetzingen die Auszeichnung als „Natur im Garten“-Gemeinde anstrebt und sich zukünftig verpflichtet, die Vorgaben bei der Pflege und der Gestaltung ihrer Grünräume einzuhalten.
Pöltl dankte dem Gemeinderat für den Beschluss. Die Stadträte Markus Bürger (CDU), Peter Köhler (Grüne), Dr. Susanne Hierschbiel (Grüne), Elfriede Fackel-Kretz-Keller (SFW) und Sabine Rebmann (SPD) waren bei der Ehrung dabei. „Wir wollen Vorbild sein für unsere Mitbürger“, meinte Pöltl, der seit 2015 Präsident der Gartenakademie Baden-Württemberg ist. Der öffentliche Raum der Spargelstadt werde künftig nach den Kriterien von „Natur im Garten“ umgestaltet. An verschiedenen Stellen habe man bereits begonnen. Er dankte Stadtgärtner Bernd Kolb, der mittlerweile zertifizierter „Natur im Garten“-Experte, zur Beratung anderer Kommunen berechtigt und zugleich für die Umsetzung in Schwetzingen verantwortlich ist.
„Ihr seid ein Leuchtturm“
Vor mittlerweile 15 Jahren durfte die Gartenakademie die „Natur im Garten“-Bewegung anlässlich einer Fahrt nach Tulln in Niederösterreich kennenlernen. Zwei Jahre später waren Gartenfreunde, Kleingärtner und der Verband Wohneigentum nach Stuttgart eingeladen, um die Initiative der Gartenakademie näher kennenzulernen und das nachhaltige Projekt flächendeckend bekannt zu machen. 2012 gab es einen weiteren Anlauf, die Verbände zu überzeugen und die Bewegung bei der Landesgartenschau in Nagold erneut vorzustellen. 2019 schließlich konnten Pöltl und andere Mitglieder der Gartenakademie die damalige Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, Friedlinde Gurr-Hirsch, bei der Bundesgartenschau in Heilbronn dafür gewinnen, sich selbst vor Ort ein Bild von „Natur im Garten“ zu machen. Die Schirmherrin des baden-württembergischen Forums „Gärtnern macht Schule“ und Gartenakademie-Geschäftsführerin Jeanette Schweikert reisten im September 2019 nach Tulln und wurden vollends von der Initiative überzeugt. Stadtgärtner Bernd Kolb war bei der Informationstour nach Niederösterreich ebenso dabei.
„Wir müssen den großen Herausforderungen des Klimawandels begegnen“, ging Friedlinde Gurr-Hirsch, die inzwischen auch Präsidentin des Vereins „Natur im Garten“ ist, auf das 2020 verabschiedete Biodiversitätsgesetz von Baden-Württemberg ein. Jetzt habe man die Kommunen mit ihren Grünflächen in den Blick genommen, dankte sie der Stadt für die Umsetzung des innovativen und nachhaltigen Projekts: „Ihr seid Leuchtturm, Blaupause und Pioniere für diese Initiative.“ Die Etablierung der Bewegung sei auch eine politische Herausforderung gewesen, das zeitgemäße Projekt ein besonderes Angebot für die Zukunft.
„Genau das Richtige für das Gartenland Baden-Württemberg“, würdigte Jeanette Schweikert die Maßnahme. Sie dankte dem Gemeinderat dafür, „eine tolle Initiative in die Flächen gebracht zu haben“. Die Gestaltung der Beete auf dem Weg der Hofmusik sei wunderschön, lobte sie die Arbeit der Stadtgärtnerei als Vorbild für die vielen Privatgärten.
Die Entscheidung des Gemeinderats habe den Grundstein gelegt, dankte Bernd Kolb. Die Grünflächen in der Stadt würden künftig nachhaltig gestaltet, erklärte er die Staudenpflanzen in dem Bereich zwischen Schlossplatz und Dreikönigstraße. Unter anderem sind hier Taglilien, Kornblumen, verschiedene Salbei und Fette Henne zu sehen. Alles bienenfreundliche Pflanzen mit einem hohen Angebot an Nektar und Pollen. Chinaschilf als Mulchmaterial hält die Feuchtigkeit länger in der Erde und liefert Nährstoffe. Mit den Jahren wird durch die Solitärstauden und die Bodendecker alles zuwachsen, dazu wird der neu geschaffene Grünraum von der Stadtgärtnerei gepflegt. Bei den von „Natur im Garten“ vorgegebenen Kriterien verzichtet die Stadt auch auf chemisch-synthetische Pestizide. Stattdessen gibt es eine standortgerechte Pflanzenwahl, die Förderung natürlicher Gegenspieler und den Einsatz biologischer Stärkungs- und Pflanzenschutzmittel. Es wird organisch gedüngt, um ein gesundes Bodenleben zu fördern, eine gleichmäßige Nährstoffzufuhr zu sichern und widerstandsfähige Pflanzen zu erhalten. Auf Torf und torfhaltige Produkte wird verzichtet, da Torf aus Mooren gewonnen wird und Moore seltene Biotope sind und zu den wichtigsten CO2-Speichern der Erde zählen. Die Information und Beteiligung der Bürgerschaft bei der ökologischen Pflege des Grünraums sowie bei den Neu- und Umgestaltungen soll zudem verstärkt werden.
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