Schwetzinger SWR Festspiele (mit Fotostrecke)

Ein Rundgang auf den Spuren der Hofkapelle in Schwetzingen

Unter dem Motto „Im Paradies der Tonkünstler“ erleben zahlreichen Besucher einen Stadtrundgang und ein Kurzkonzert im Palais Hirsch.

Von 
Maria Herlo
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Der musikhistorischer Stadtrundgang führt auch in den Ehrenhof des Schlosses. Rüdiger Thomsen-Fürst (r.) erklärt den interessierten Zuhörern den Bezug dieses Ortes zur Hofmusik. © Lenhardt

„Arkadien“ ist das Motto der diesjährigen Schwetzinger SWR Festspiele. Es bezieht sich auf die Sommerresidenz des Kurfürsten Carl Theodor, der im 18. Jahrhundert Schloss und Schlossgarten als „Sehnsuchtsort“ erbauen ließ und ihn zum Zentrum der schönen Künste machte. Sein in Mannheim gegründetes Hoforchester errang Weltruhm, es zeichnete sich durch exzellente Musiker mit perfekter Spieltechnik aus. Somit bezieht sich das Motto auch auf die musikalische Tradition in Schwetzingen, die in den SWR Festspielen fortlebt. Die Festivalleitung sieht es als wichtige Aufgabe an, dieses Erbe lebendig zu halten und die Werke der Mannheimer Schule wieder zum Klingen zu bringen.

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So war der Musikhistorische Rundgang durch Schwetzingen

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Möglich wird das dank der akribischen musikwissenschaftlichen Arbeit des Forschungszentrums Hof | Stadt | Musik durch die Edition der Partituren und Aufführungsmaterialien. Schwetzingen als ein Ort der Musik machte ein Rundgang deutlich, der zu jenen Plätzen führte, an denen die Hofmusiker Carl Theodors gelebt und gewirkt haben.

Los ging die Tour bei Peter Lenks Skulptur „Das Glücksschwein“ am Schlossplatz. Um sie hatten sich viele Menschen versammelt, so dass sie in zwei Gruppen unterteilt wurden. Für die kommenden anderthalb Stunden ließen sie sich von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Forschungsstelle, Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst und Dr. Sarah-Denise Fabian, in das „goldene Zeitalter“ Carl Theodors versetzen. Die Teilnehmer wurden aber nicht nur dahin geführt, wo die Musiker der Hofkapelle wohnten und arbeiteten, sie erfuhren viele interessante Details über Carl Theodor und die Geschichte der Stadt.

Die Zuschauer sind begeistert von den musikalischen Darbietungen © Dorothea Lenhardt

Ensemble von fast 90 Musikern

„In der Wintersaison war die Hofkapelle zwar in Mannheim stationiert, im Sommer aber übersiedelte sie zusammen mit Carl Theodor nach Schwetzingen“, sagte Thomsen-Fürst. Das war ein Ensemble von fast 80 Musikern, wo es dann so zuging, wie es der englische Schriftsteller Charles Burney in sein Tagebuch notierte: „Einem jeden, der des sommers durch die Gassen von Schwetzingen geht, muss es gänzlich von einer Colonie von Musikanten bewohnt zu sein scheinen, die ihre Profession beständig ausüben; da in einem Haus hört er einen schönen Geiger, dort in einem andern eine Flöte; hier einen vortrefflichen Hoboisten, dort einen Basson, eine Clarinet, ein Violonschell, oder ein Concert von allerley Instrumenten zugleich . . .“, zitierte ihn Thomsen-Fürst.

Marc Lohse (Klavier, l.) und Ursula Hensges (Mezzosopran, r. ) gestalten zusammen mit Yuka Arihara das Konzert im Palais Hirsch. © Dorothea Lenhardt

An verschiedenen Stationen zeigte er zudem Reproduktionen von alten Quellen wie den Taufeintrag im Kirchenbuch der Pankratius-Kirche über den Sohn des Geigers Christian Cannabich, oder die Spendenliste für die neue Orgel der reformierten Kirche, in der sich viele Hofmusiker eintrugen, sowie ein altes Bild der ehemaligen Hauptstraße, heute Dreikönigstraße. Bei Nummer 12 hatte der Kapellmeister Ignaz Holzbauer ein Haus und bei Nummer 6, dem „Roten Haus“, logierte der junge Mozart mit seiner Familie. Die Tour endete an der „HörBar“, eine Info-Station mit Hörens- und Lesenswertem zum „Paradies der Tonkünstler“.

Erinnerung an Familie Cramer

Erläuterungen zur Musikerfamilie Cramer, die in der Mannheimer Straße wohnte, gab Rüdiger Thomas-Fürst anschließend im Palais Hirsch. Dort fand aus Anlass des 250. Geburtstags des Geigers und Orchesterleiters Franz Cramer, Sohn des brillanten Geigers Wilhelm Cramer und Bruder von Johann Baptist Cramer, ein Kurzkonzert statt. Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim, Yuka Arihara (Klavier), Ursula Hensges (Mezzosopran) und Marc Lohse (Klavier) begeisterten das Publikum mit einer Romanze von Wilhelm Cramer, mit drei Etüden von Johann Baptist Cramer und einer Fantasie sowie dem Lied „The Garland“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, das er 1829, als er nach London kam zur Aufführung seiner ersten Sinfonie, für Franz Cramers Tochter komponierte.

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