Jazzinitiative

Eintauchen im kurfürstlichen Jazz-Bad beim Kneipenjazz in Schwetzingen

Sechs Locations und ebenso viele regionale Formationen machen die Stadt für eine Nacht zum regionalen Eldorado der Musikrichtung Jazz - und dabei gibt es unterschiedliche Stile zu erleben.

Von 
Stefan Kern
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K. J. Dallaway and Friends sind im Quadrato am Start. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Geld lag nicht auf den Straßen der kurfürstlichen Residenz. Aber das Glück schon, so erklärte es Christine Debatin. Eine Einschätzung, die am vergangenen Samstag wahrscheinlich von nicht wenigen Besuchern und Zuhörern in Schwetzingen geteilt worden sein dürfte, denn es herrschte wieder Kneipenjazz-Zeit.

Musik

Schwetzingen: Kneipenjazz 2022 in der Innenstadt

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In sechs verschiedenen Locations traten auf Einladung der Jazzinitiative Schwetzingen ebenso viele regionale Jazzformationen an, die dem Jazz einen wahrlich leuchtend-glitzernden Teppich bereiteten. Und es genügte ein Blick in die Augen der Zuhörer in jeder einzelnen Kneipe, um zu erkennen, dass das mit dem Glück nicht einen Moment übertrieben war.

Ein Stil, viele Facetten

Für Martina Blattner war die musikalische Nacht in Schwetzingen einfach „sehr funky“ und Bernd Kleber erklärte Schwetzingen am Samstag kurzerhand sogar zum Eldorado des Jazz. Und dieses Eldorado reichte vom Blauen Loch in der Zeyherstraße über die Schlossplatzkneipen Aposte, Grüner Baum und Walzwerk bis zum Quadrato und dem Welde Brauhaus in der nahe gelegenen Fußgängerzone.

Und so unterschiedlich die Locations, so unterschiedlich war auch das, was es da auf die Ohren gab. Im Blauen Loch trat die Truppe „Die üblichen Verdächtigen feat“ um Rainer Pusch an. Dem Groove wohnten dabei fast magische Kräfte inne. Niemand konnte sich dem konzentrierten Spiel der Vier entziehen. Silke Schweitzer beschloss denn auch nicht mehr weiterzuziehen. „Das hier ist mein Paradies.“

Rainer Pusch, Arno Pfunder, Thomas Netsch und Udo Sailer machen Musik für die Gäste im Blauen Loch... © Lenhardt Norbert

Deutlich mehr Lautstärke und Party herrschte im Walzwerk mit „Confusion“ und im Quadrato mit „K.J. Dallaway and Friends“. Die beiden Bands machten sehr eindrücklich klar, dass Jazz ein weit interpretierbares Feld ist und auch zum Tanzen einlädt.

Reizvolle Rahmen

Im Welde Brauhaus, im Aposto und im Grünen Baum schließlich war dann wieder etwas mehr entspannter „lazy afternoon“ angezeigt. Am Ende fand hier jedenfalls jeder Zuhörer sein Plätzchen an einem der sechs musikalischen Lagerfeuer. Und diese Lagerfeuer gehörten allem Anschein nach mit zum Wichtigsten hier.

"TEQuartett" spielt beim Kneipenjazz im Aposto am Schlossplatz. © Dorothea Lenhardt

Immer wieder war zu hören, dass es so schön sei, gemeinsam mit Anderen Musik zu hören. Klar, man kann auch Zuhause eine CD einlegen und es sich auf dem Sofa gemütlich machen. Aber eigentlich wird das Erlebnis Musik doch erst mit analogen Anderen zum glücklich machenden Ereignis.

Mit am fröhlichsten war an diesem Abend übrigens der 14-jährige Lucas, der mit seinen Eltern durch die Kneipen zog. „Schon sehr cool.“ Ein Satz, den auch die beiden 18-jährigen Freundinnen Clara und Maja teilten. Allein schon der Trubel auf den Straßen schien ihnen zu gefallen. Es sei einfach schön, so viel entspannte und fröhliche Menschen zu sehen. Bis dato noch keine versierte Jazzhörerinnen, gefiel ihnen die Musik hier durchaus. Noch gehört Jazz für sie zwar nicht in die erste Liga, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Die Zuschauer im Aposto applaudieren den Musikern. © Dorothea Lenhardt

Für die ersten Berührungen mit dem Musikstil Jazz ist dieser Kneipenjazz wie geschaffen. Jede Liebe hat immerhin einen Anfang und vielleicht wurden hier einige Anfänge initiiert.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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