Schwetzingen. Das Museum Blau (MB), das bekanntermaßen einzigartig als solches ist, ist um ein neues Exponat reicher: Klavierhändler, Museums- und Kunstfreund Waldemar Lutz hat ein komplett blau lackiertes Klavier gestiftet. Nun wurde dies in der „Blauen Stunde“ am Mittwochabend der Öffentlichkeit mit Erläuterungen von Museumsleiter Dr. Dietmar Schuth, dem Klavierspiel von Organist und Chorleiter Walter Muth sowie dem Gesang und den Lyrikrezitationen von Jürgen Rave vorgestellt. Museumsbesucher sind eingeladen, das Musikgerät auch zu nutzen.
Das Museum lud zur „Blauen Stunde“, die für die Zeit steht, wenn die Sonne gerade untergegangen ist, sich die Dunkelheit der Nacht aber noch nicht ausgebreitet hat. Dann kommt das blaue Lichtspektrum des Himmels besonders gut zur Geltung – so auch an diesem Abend. Die Freude über die Schenkung war Dr. Dietmar Schuth anzumerken, als er die Gäste herzlich begrüßte. „Die Freispieltaste an unserer Musikbox ist auch eingerastet“, betonte er, denn das neue Klavier, genauer ein Pianino – auf Deutsch auch „Standklavier“ – der seit einigen Jahrzehnten nicht mehr existenten niederländischen Marke P.J. Rippen, ist nicht das einzige, bei dem es im MB musikalisch wird. Das Klavier sei komplett blau lackiert worden, „Sogar die schwarzen Tasten – das ist weltweit einzigartig“, betonte der Leiter.
Blaue Farbmagie und musikalische Akustik vereint
Danach gab er Erläuterungen rund um die Farbe. „Blau ist universell, auch im Bereich der Musik und somit der Akustik und der Optik“. Deutlich wurde, wie verbunden die Themen miteinander sind. So gehe es unter anderem um eine melancholische Stimmung, wodurch auch der Blues seinen Namen erhalten habe. Dieser handele aber nicht nur vom Liebesleid, sondern auch von anderen sozialen Themen. „Manche Menschen sehen Farben sogar, wenn sie Töne hören“, erläuterte er weiter. Wie gut das neue Musikinstrument, abgesehen von der Optik, in die Museumsräume passt, konnten die Anwesenden im Anschluss erleben.
Infos zum Museum Blau
- Das Museum Blau in der Hebelstraße 2 ist aktuell jeden Samstag und Feiertag von 14 bis 18 Uhr sowie jeden Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Nach Vereinbarung für Gruppen auch außerhalb davon.
- Anfragen können per E-Mail an museumblau@t-online.de oder telefonisch unter 06202/ 7 03 58 70 gestellt werden.
Mit Stücken wie „Kornblumenblau“ von Willy Fritzsche aus dem fernen Jahr 1937, gesungen von Jürgen Rave und gefühl- und schwungvoll gespielt von Walter Muth, wurde dies deutlich. Das Stück enthalte Elemente der Minnedichtung, da eine blaue Blume für Treue stehe. „Oft gaben Männer im Mittelalter den Frauen solche als Zeichen ihrer Treue. Diese verwelkten aber schnell und zeigten damit auf, wie es um die Treue wirklich bestellt war“, meinte der Leiter humorvoll, bevor er ernst hinzufügte: „Es gibt noch weitere Aspekte. Die Kornblume war früher ein Erkennungszeichen für Nazis.“ Gedichte, wie das Sonett „Blaue Hortensie“ von Rainer Maria Rilke und „Das Blaue Klavier“ von Else Lasker-Schüler rundeten die Veranstaltung ab.
Dr. Dietmar Schuth unterstrich, dass das Klavier nicht nur ein Ausstellungsstück, sondern auch ein Angebot an die Museumsbesucher sei, selbst zu spielen. Er betonte: „Wer tatsächlich spielen kann, darf dies gerne machen. Eine vorherige Anmeldung ist dazu nicht nötig.“ Waldemar Lutz, bei dem er sich herzlich bedanke, lebe in Schwetzingen und sei ein großer Freund des MB. Besucher Raul Pachelo aus Kolumbien gefiel die Veranstaltung und meinte: „Einfach großartig, auch wie die Verbindung von Musik und Farbe aufgezeigt wurde. In Kolumbien wird der Tango geliebt, dem auch eine Farbe zugeordnet werden kann: Rot.“ Klaus Mathuse, der sogar an einer der nächsten „Blauen Stunden“ teilnehme, meinte: „Ein besonderes Museum und eine schöne Vorstellung. Im Juni wird es bei der ‚Blauen Stunde‘ wieder musikalisch, an der ich als Musiker teilnehmen werde.“
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