Schwetzingen/Hockenheim. „Eine beeindruckend große Anzahl von Menschen war in die Kirche gekommen, Weggefährten, Familienmitglieder, Kollegen, Freunde und Mitstreiter, um durch ihre Anwesenheit ihren Respekt gegenüber einer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, die bedeutende Spuren hinterlässt.“ Das schrieb unsere Zeitung am 31. Mai 2022 und beschrieb damit die Szenerie im Lutherhaus in Hockenheim, wo Diakon Reinhold Weber in den Ruhestand verabschiedet wurde.
So gern war er Diakon, erst 19 Jahre in Schwetzingen, dann acht Jahre in Hockenheim. Mit viel Herz begleitete er Menschen von der Taufe bis hin zu den verschiedenen Lebensabschnitten, bereitete Gottesdienste und Predigten vor und brachte ihnen auf seine unkonventionelle Art und Weise die biblischen Inhalte nahe. Damals, zu seinem Abschied in den Ruhestand im Mai 2022, machte er sich unter dem Motto „Alles ist zerbrechlich“ Gedanken über die Vergänglichkeit und die Dialektik des Lebens.
Nun, gerade einmal etwas mehr als ein Jahr später, ist Diakon Reinhold Weber im Kreise seiner Familie für immer eingeschlafen. Nach kurzer schwerer Krankheit mussten seine Frau Regina und die vier Kinder Lea, Rahel, David und Jonatan am Sonntag, 22. Oktober, von ihm Abschied nehmen. Reinhold Weber wurde nur 67 Jahre alt.
„Israel war sein Leben“
Der Schock sitzt tief bei allen, die ihn kannten und schätzten, hatte er doch noch so viel vor, jetzt, im Ruhestand, den er mit seiner Frau genießen wollte.
Viel Freude bereitete ihm sein Aufgabengebiet im Bezirk „Kirche und Israel“. Weber pflegte eine große Zugewandtheit zu Israel und dem Judentum. Dabei war es ihm wichtig, dass die Menschen das Land kennen- und schätzen lernen. Er lebte dort eineinhalb Jahre und hat da auch seine Frau kennengelernt. Weber lernte Hebräisch und gab dazu auch Kurse in der evangelischen Gemeinde am Schlossplatz 9 in Schwetzingen. Israel war sein Leben.
Die Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelischen Kirche in Schwetzingen, Elfriede Fackel-Kretz-Keller, formuliert: „Reinhold Weber hat die Kinder- und Jugendarbeit in Schwetzingen geprägt wie kaum ein anderer.“ Nicht nur hier, auch in Hockenheim. „Ganze Generationen von Kindern und Jugendlichen erinnern sich mit Freude an ihn. Er hat ihnen die gute Botschaft Gottes nahegebracht. Er konnte Kinder und Jugendliche für biblische Themen begeistern wie kein anderer. Viele Wochenenden beziehungsweise ganze Wochen hat er mit Kindern, Jugendlichen, Konfirmanden und Teamern auf Freizeiten verbracht; letzteres auch mit dem Fahrrad und auch oft im Ausland. Lagerfeuerromantik mit Stockbrot-Essen, viele können sich an schöne Stunden mit ihm erinnern“, so Fackel-Kretz-Keller. Überhaupt: Fahrradfahren gehörte zu seinen Leidenschaften – damit erkundete er nicht nur die Kurpfalz, sondern ganze Länder.
Elfriede Fackel-Kretz-Keller erinnert sich: „Reinhold Weber hat federführend den Konfi-Ferienkurs zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Unterricht gepaart mit morgendlichen Bibelrunden, Nachtgebete, Mitgestalten von Konfirmationsgottesdienste – das alles haben unsere Konfis von den Kursen mitgenommen und waren begeistert. Bei den Kinderbibeltagen hat er den Kindern spielerisch die biblischen Geschichten nahegebracht und alle waren ganz gespannt dabei. Besonders beliebt waren neben den Kinderbibeltagen die projektbezogenen Kindergottesdienste.“
Gedenken im Gustav-Adolf-Haus
Die Schüler der Hirschacker-Grundschule und die Kinder der evangelischen Kindergärten In Schwetzingen haben ihn in besonderer Erinnerung. „Zweimal im Jahr hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, einen Gottesdienst ganz nach ihrem Geschmack zu gestalten. Pantomimische Einlagen, kreative Element und eine Jugendband waren Teil der Jugend-Gottesdienste mit Reinhold“, erzählt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats weiter. „Ein Motto der Jugendgruppe, die sich am Dienstag getroffen hat, war: Reden über Gott und die Welt. Mit Jugendlichen zu kommunizieren und zu theologisieren: Das war seine Welt.“ Reinhold Weber hatte ein Team von jungen Leuten um sich versammeln können, die viel Einsatz und Begeisterung gezeigt haben – er hatte ein Gespür für junge Menschen, ihre Ansichten, ihre Bedürfnisse. Fackel-Kretz-Keller: „Alles, was Reinhold Weber im Bereich Kinder- und Jugendarbeit geleistet hat, ist nicht in Worte zu fassen.“
Neben all seinen Aufgaben hatte er immer ein offenes Ohr für alle Anliegen der Kirchengemeinde gehabt, er war kooperativ und kreativ. Ganz eng verbunden war seine Tätigkeit in Schwetzingen mit dem Gustav-Adolf-Haus im Hirschacker und dem Ältestenkreis der Bonhoeffer-Gemeinde.
Im Gustav-Adolf-Haus gibt’s an diesem Dienstag, 31. Oktober, nach der Trauerfeier, die um 11 Uhr auf dem Friedhof in Schwetzingen beginnt, eine Zusammenkunft in Andenken an Diakon Reinhold Weber. Auch hier werden Weggefährten, Familienmitglieder, Kollegen, Freunde und Mitstreiter aus Schwetzingen, Hockenheim und der gesamten Region da sein, um durch ihre Anwesenheit ihren Respekt gegenüber einer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, die bedeutende Spuren hinterlässt.
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