Bahnjubiläum - Der Landtagsabgeordnete Gustav Hummel gab den Impuls für die Strecke Mannheim – Schwetzingen – Karlsruhe / Eine Erinnerung an den Politiker

Er trat energisch für das Projekt ein

Von 
Ein Gastbeitrag von Lars Maurer
Lesedauer: 

Auf Initiative des Mannheimer Landtagsabgeordneten Gustav Hummel entstand ab 1868 die Eisenbahnlinie von Mannheim über Schwetzingen nach Karlsruhe, die sogenannte Rheinbahn oder auch Rheintalbahn. Aber wer war dieser Gustav Adolph Hummel?

Er wurde am 20. Februar 1824 in Straßburg (Elsass) geboren. Sein hoch angesehener, einer altbadischen Familie entstammender Vater betrieb dort ein erfolgreiches Speditionsunternehmen, war zudem Konsul der Staaten Baden und Bayern. Hummel absolvierte in Straßburg zunächst ein protestantisches Gymnasium und legte daraufhin an der Universität Straßburg sechzehnjährig das Examen für sein Grundstudium sehr erfolgreich ab.

Nach Studienende trat Gustav in das Geschäft seines Vaters ein, dessen Hauptsitz schon bald nach Mannheim verlegt wurde. Noch bevor die Mannheimer Zentrale in Betrieb genommen werden konnte, starb Hummels Vater 1846; mit nur 22 Jahren war es nun an Sohn Gustav, die Geschicke des Unternehmens erfolgreich zu gestalten. Eine wachsende Zahl an Niederlassungen bestätigt die glückliche Hand Gustavs bei der Fortführung des expandierenden Unternehmens seines Vaters, das schließlich sogar weite Teile Europas belieferte.

Mitglied in Handelsinnung

Am 23. Juni 1847 erwarb Hummel das Bürgerrecht Mannheims; im Juli erfolgte seine Aufnahme in die Mannheimer Handelsinnung. 1864 wurde Hummel Mitglied der Handelskammer, der er bis 1870 angehörte. Von 1866 bis 1870 war er zudem als Vertreter Mannheims Mitglied der Zweiten badischen Kammer; 1870 berief ihn gar der badische Großherzog Friedrich I. in die Erste Kammer, der er bis 1878 angehörte. Während seiner parlamentarischen Tätigkeit war Hummel unter anderem Mitglied der Budgetkommission, der Kommission für Eisenbahnen und Straßen und des Landständischen Ausschusses. Die Errichtung einer direkten Bahnverbindung von Mannheim über Schwetzingen nach Karlsruhe ist auf das Engste mit dem politischen Wirken Hummels verbunden. Als Mitglied des 1865 von Stadt und Handelskammer Mannheim gebildeten „Centralkomitee zur Förderung der Herstellung einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Mannheim und Karlsruhe“ trat er im Landtag energisch für dieses Projekt ein; vor allem seinem Engagement ist es zuzuschreiben, dass die Bahnlinie bereits 1868 begonnen und schon am 4. August 1870 in Betrieb genommen werden konnte.

Straße gewidmet

Schwetzingen ehrte Gustav Hummel für seinen Verdienst, indem die repräsentative Bahnhofstraße beziehungsweise spätere Bahnhofanlage entgegen seinem ausdrücklichen Willen ihm zu Ehren als „Hummelstraße“ benannt wurde (10. Oktober 1873). Es ist wohl als Ausdruck seiner Bescheidenheit zu sehen, dass Hummel darauf drängte, den Gemeinderat Schwetzingens von seinen Namensgebungsplänen abzubringen. So verdanken wir die heutige Erinnerung an den Eisenbahnpionier Gustav Hummel wohl dem Umstand, dass die Pläne der Straßenumbenennung bereits höhere Instanzen erreichten, bevor Hummel eingriff. Nachdem die Firma Hummel & Co. 1874 aufgelöst wurde, da die Landspedition nicht mehr mit der vorrückenden Eisenbahn schritthalten konnte, konzentrierte sich Gustav Hummel auf die Beschäftigung mit politischen und wirtschaftlichen Ideen, die Förderung seiner zur Heimat gewordenen Stadt Mannheim und weitere wohltätige Unternehmungen. Als Hummel sich 1883 allmählich aus dem öffentlichen Leben zurückzog, wirkte er immerhin noch lange Jahre im Vorstand des Mannheimer Kunstvereins.

Im Dienst der Öffentlichkeit

Gustav Hummel starb schließlich am 19. Juni 1910 im Alter von 86 Jahren. Im Mannheimer „Generalanzeiger“ erschien am Tag darauf folgender Nachruf: „Im Alter von 87 [sich] Jahren ist in verflossener Nacht ein bekannter und hochgeschätzter Alt-Mannheimer, Herr Privatmann Gustav Hummel, gestorben. Der Dahingeschiedene, ein geborener Straßburger, gründete hier ein Speditionsgeschäft unter der Firma Hummel u. Co., das sich bald zu einer der bedeutendsten Firmen dieser Branche in Süddeutschland entwickelte. Schon frühzeitig stellte der Verstorbene sein Wissen und Können in den Dienst der Oeffentlichkeit. So wurde er 1847 Mitglied der Handelsinnung, aus der die Handelskammer für den Kreis Mannheim hervorging. Der Handelskammer gehörte Hummel 1864 bis 1870 an. In die 2. badische Kammer wurde Hummel für die Periode 1866 bis 1870 gewählt. Der 1. Kammer gehörte er als Nachfolger von Artarius von 1871 bis 1878 an. Als Handelsrichter fungierte er von 1868 bis 1869 und 1871 bis 1881. Auch im Bürgerausschuss saß der verdiente Mann, der sich inzwischen ins Privatleben zurückgezogen hatte, mehrere Jahre. Der Verblichene, der auch als großer Wohltäter bekannt war, hinterlässt eine Tochter, die mit einem badischen Offizier, Herrn v. Heyden, vermählt ist. Die Bürgerschaft wird das Andenken des verdienten Mitbürgers allezeit in Ehren halten.“ Bilder: Stadtarchiv

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung