Wer schoss das erste Tor für den SV 98 Schwetzingen im neuen Stadion an der Ketscher Landstraße? Dieser Frage ist die Redaktion nachgegangen – und fündig geworden.
Es war am 25. Oktober 1969. Damals spielte der SV 98 Schwetzingen in der ersten Amateurliga – der dritthöchsten Fußballklasse in Deutschland. Obwohl in der damaligen Mannschaft in der Saison 1969/70 die Mehrzahl der Spieler aus Schwetzingen stammte, war es der Plankstadter Georg Baust, der das erste Tor für den SV 98 im neuen Stadion schoss – und zwar beim 5:2-Sieg gegen Phönix Mannheim. „Natürlich wurde vor dem Spiel in der Kabine gefrotzelt, wer das erste Tor schießt“, erinnert sich Baust und weiß auch noch, dass es ein hartes Stück Arbeit war, die Partie zu gewinnen.
So war das damals
„Einen glückhaften Auftakt zu einem neuen Kapitel Schwetzinger Fußball-Geschichte“, titelte damals die Schwetzinger Zeitung. Zahlreiche Zuschauer waren zum ersten Spiel des SV 98 Schwetzingen ins neue Schwetzinger Stadion an der Ketscher Landstraße gekommen. Sieben Tore in einer Partie und ein 5:2-Sieg über die starke Mannschaft von FC Phönix Mannheim waren so recht nach dem Geschmack der Anhänger des SV 98. Deshalb übte man auch Nachsicht, speziell in der ersten Halbzeit der Begegnung, in der es für den SV 98 noch nicht so rund lief. „Für uns war es auch das erste Mal, dass wir auf dem Rasen spielten. Der Untergrund war uns fremd und wir brauchten eine gewisse Eingewöhnungszeit“, kann sich Baust noch gut an die Widrigkeiten und den unbequemen Gegner erinnern, der mit seinen schnellen und schussstarken Spitzen ein ums andere Mal gefährlich vor dem Schwetzinger Strafraum auftauchte. Mannheim machte den entscheidenden Fehler, seine Kräfte nicht für die gesamte Spielzeit einzuteilen und verausgabte sich zu sehr in der ersten Spielhälfte. Dem Schwetzinger Angriff fehlte anfänglich die Beweglichkeit, um die Phönix-Hintermannschaft aus der Ruhe zu bringen.
Erst in der zweiten Halbzeit, als man einen Torevorsprung des Gegners aufholen musste, lief es auch im Sturm der Platzherren besser. Das Spiel begann mit einem Paukenschlag, denn bereits früh ging Phönix Mannheim nach einem Freistoß in Führung (4.). Die wütenden Gegenattacken des SV 98 blieben zunächst erfolglos. Auch bei den bestgemeinten Schüssen – besonders von Wolfgang Giersdorf – stand der Phönix-Schlussmann immer goldrichtig. Es dauerte trotz jetzt drückender Überlegenheit der Schwetzinger Mannschaft, ehe Baust in der 30. Minute das historische erste Tor im neuen Stadion zum 1:1-Ausgleich erzielte. Doch der Phönix-Elf gelang fünf Minuten später die erneute Führung. Gerhard Kufner verpasste kurz vor dem Halbzeitpfiff den Ausgleich. Mehr Glück hatte Kufner kurz nach dem Seitenwechsel, als er nach einem Durchmarsch den viel umjubelten Treffer zum 2:2 markierte (50.). Schwetzingen blieb am Drücker und berannte nun pausenlos das Phönix-Tor. Doch erst ein Handelfmeter, den Volker Zimmermann sicher verwandelte, brachte den SV 98 erstmals in Front (65.). Die Begegnung war aber noch keineswegs entschieden, denn Phönix kreuzte immer wieder brandgefährlich vor dem Kasten vom Schwetzinger Keeper Egon Welker auf, der sich aber keine Blöße mehr gab. Der aufgerückte Schwetzinger Libero, Giersdorf traf zur 4:2-Führung (72.). Werner Köhl stellte kurz vor Spielende mit einem trockenen Schuss das 5:2 her.
In Plankstadt angefangen
Zurück zu Georg Baust: Dessen Fußball-Laufbahn verlief alles andere als herkömmlich, denn er war eigentlich von Hause aus Torwart, durchlief sämtliche Jugendmannschaften bei TSG Plankstadt und stand bereits mit siebzehneinhalb Jahren im Kasten der ersten Mannschaft der TSG. Dem VfR Mannheim blieb das Talent nicht verborgen und der Verein verpflichtete den 20-Jährigen als Torhüter hinter dem legendären VfR-Keeper Hans Benzler. In seiner Bundeswehrzeit spielte Baust ein Jahr bei den Amateuren, dann folgten drei Jahre als Vertragsspieler bei den Mannheimern.
In der zweiten Mannschaft des VfR musste er dann öfters als Feldspieler aushelfen, stellte auch hier seine fußballerische Fähigkeiten unter Beweis und schoss Tore am Fließband. Baust mutierte endgültig zum Feldspieler und läutete indirekt das Ende seiner Torwart-Laufbahn ein. Von nun an ging er als typischer Stoßstürmer recht erfolgreich auf Torejagd. 1969 wechselte er mit 24 Jahren zum SV 98.
„Ich fand in Schwetzingen eine sehr starke Mannschaft und tolle Spieler wie Wolfgang Giersdorf und Volker Zimmermann vor. Die fütterten mich mit guten Vorlagen, um meine Tore zu erzielen. Nicht zu vergessen Karl Christ, Ruprecht Engel, Gerhard Kufner, Fritz Münch, um nur einige weitere Mitspieler aufzuzählen. Leider sind auch aus der damaligen Mannschaft mit Dieter Lamm, Werner Köhl, Egon Welker und Trainer Karl Weckesser bereits vier Mannschaftskameraden verstorben“, berichtet der heute 76-Jährige, der mit der Schwetzinger Mannschaft im Juli 1969 im Endspiel um den Vereinspokal des Badischen Fußball-Verbandes in Untergrombach durch einen 3:1-Sieg gegen VfR Pforzheim erstmals den badischen Pokal in die Spargelstadt holte. Nach zwei Jahren beim SV 98 zog es ihn dann als Spielertrainer zu Viktoria Mauer. Seine Fußball-Laufbahn beendete er mit 33 Jahren bei der DJK Schwetzingen, wo er mit seinen früheren Weggefährten Wolfgang Giersdorf und Roland Purkl noch eine Meisterschaft in der B-Klasse feiern durfte.
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