Gedenkenfeier - Johann Peter Hebel bleibt unvergessen / Am Todestag wird an den Dichter und Theologen erinnert / Innehalten am Grab mit Reden und Kranzniederlegung

„Er war ein kritischer Zeitgenosse“

Von 
Volker Widdrat
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Zum 192. Mal jährte sich am 22. September der Todestag des Dichters und Theologen Johann Peter Hebel, der im Jahre 1826 bei einem Besuch seines Freundes Johann Michael Zeyher in dessen Haus, dem heutigen Amtsgericht, verstorben war. Der in Basel geborene Hebel hatte in seiner Kindheit und Jugend in dem kleinen Ort Hausen im Wiesental unweit der Schweizer Grenze gewohnt und dort die Volksschule besucht. Alle zwei Jahre gedenkt die Stadt Schwetzingen gemeinsam mit der Regionalgruppe des Landesvereins Badische Heimat und Gästen aus Hausen dem angesehenen Theologen und Literaten an seinem Sterbeort.

Das 1855 gegründete Blasmusikorchester Hebelmusik Hausen unter der Leitung von Dirigent Jean-Christophe Naas und der Vorsitzenden Sandra Boos spielte den Arosa-Marsch, als am Samstagnachmittag neben dem Hebelhaus in der Hildastraße an den Theologen erinnert wurde. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl begrüßte zur Kranzniederlegung auch Hausens Bürgermeister Martin Bühler und Dr. Volker Kronemayer vom Verein Badische Heimat. Hebel sei bis heute „präsent und lebendig“ und der Stadt „untrennbar verbunden“, sagte Pöltl: „Hebel war ein Menschenkenner, er schaute seinen Mitbürgern nicht nur auf den Mund, sondern auch in die Seele. Hebel ließ sich auch durch den äußeren Schein nicht irreführen.“

„Die heutige Welt mit ihrer Hektik, Oberflächlichkeit und Verworfenheit“ hätte ihn sehr beschäftigt und ohne Zweifel „zu klugen Äußerungen bewegt“, zitierte der OB den Dichter: „Das Fortrücken in der Kalenderjahreszahl macht wohl den Menschen, nicht aber die Menschheit reifer.“

Bürgermeister Martin Bühler rezitierte das Hebel-Gedicht „Der Knabe im Erdbeerschlag“, natürlich in Alemannisch: „E Büebli lauft, es goht in Wald am Sunntig Nomittag; es chunnt in d’Hürst und findet bald Erberi Schlag an Schlag; es günnt und ißt si halber z’tod, und denkt: „Das isch mi Obebrod.“ Die Lehre der Geschichte: Wer vor „fremde Lüte“ nicht freundlich sei, den sättigten die Erdbeeren nicht mehr.

Würdigung für Persönlichkeit

Professor Dr. Traugott Schächtele, selbst gebürtiger Alemanne aus dem Markgräflerland und Prälat des Kirchenkreises Nordbaden mit Dienstsitz in Schwetzingen, so gesehen also der Nachfolger des Kirchenmannes Hebel, sprach über eine „herausragende Persönlichkeit, die über seine Zeit hinaus von großer Bedeutung bleibt“. Hebel, der 1821 dafür gesorgt hatte, dass sich Lutheraner und Calvinisten zu einer Kirchenunion vereinigen, habe oft „unbotmäßig“ gehandelt und sei „renitent“ gewesen. Kein Wunder, dass das Kirchenratskollegium „nicht nur Freude an ihm gehabt habe“. Der Theologe Hebel habe zweifellos ein aufgeklärtes Verhältnis zu den anderen monotheistischen Religionen gehabt. Dass der Dichter und Theologe sich dabei auch „verirren“ konnte, mache ihn nur allzu menschlich, sagte der Prälat: „Er war ein Mitmensch und zugleich ein kritischer Zeitgenosse.“

An der letzten Ruhestätte

Es folgte die Kranzniederlegung zum Gedenken an den Todestag Hebels am 22. September 1826. Hebels letzte Ruhestätte hatte auf Veranlassung von Zeyher 1827 einen ersten Grabstein bekommen. Seit 1859 steht das Grabdenkmal, das auch nach der Verlegung des alten Friedhofs an den Stadtrand an dieser Stelle geblieben war.

Die Hebelmusik Hausen intonierte den Basler-Marsch, bevor die Festgesellschaft nach dem feierlichen Gedenken am Hebel-Grab zum „Hebeltrunk“ ins Brauhaus „Zum Ritter“ wechselte.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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