Landwirtschaft

Erster Spargel in der Region: Verkaufsstart am Wochenende

Von 
Agnes Polewka
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Ab April sollen größere Mengen in den Verkauf wandern. © Klaus Venus

Rhein-Neckar. Spargel zu Frühlingspasta oder ganz klassisch mit Sauce Hollandaise. Zum Schnitzel oder zu gekochtem Schinken. Auch fein: Spargelpfannkuchen. Wenn Ihnen beim Lesen das Wasser im Mund zusammen gelaufen ist, gehören Sie vermutlich zu den Deutschen, die ihr Edelgemüse einfach lieben. Zu denen, die voller Vorfreude auf das Frühjahr blicken, wenn die Stangen wieder aus dem Boden sprießen. Dann haben wir zwei Nachrichten für Sie - eine gute und eine schlechte.

Höherer Mindestlohn

Die gute zuerst: Der Spargel kommt, schon bald. Die Spargelbauern der Region haben bereits ihre ersten Stangen gestochen. Sie hoffen nun auf weitere warme Tage mit viel Sonne, und auf milde Nächte. In den Produktionshallen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Bauern lassen ihre Sortiermaschinen warten, bereiten sich auf die Ankunft ihrer Erntehelfer vor. Am Wochenende soll es die ersten Stangen in den Hofläden der Spargelbauern zu kaufen geben.

Nun die schlechte: Der Spargel wird teurer. Um wie viel teurer, lässt sich nicht pauschal sagen, sagt Andreas Köhr, Sprecher des Bauern- und Winzerverbands Rheinland Pfalz Süd. Je nach Sortierklasse könnten die Kilopreise laut Landwirten in der Anfangszeit durchaus zwischen zwanzig und dreißig Euro liegen.

„Die Preise werden nicht so rapide anziehen wie beim Sprit“, sagt Sarah Schreiber vom Spargel- und Erdbeerhof Schreiber im vorderpfälzischen Gerolsheim. Aber: „25 Euro pro Kilo ist zu Beginn der Saison realistisch.“

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon: gestiegene Personalkosten. „Der Mindestlohn wurde im Vergleich zum Vorjahr von 9,50 Euro auf 9,82 Euro erhöht“, sagt Simon Schumacher, Geschäftsführer beim Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer in Bruchsal.

Außerdem sind die Energiekosten gestiegen. Spargelbauern, die mit Folientunneln arbeiten, mussten mehr in die Kunststofffolie investieren. „Die Preise dafür haben sich verdoppelt“, sagt Verbandsgeschäftsführer Schumacher. Immer wieder sprechen die Landwirte die Preise für Diesel an, den sie für ihre Maschinen dringend benötigen.

Dabei schrecken viele Spargelbauern davor zurück, die 20-Euro-Grenze zu überschreiten. Zu groß ist die Sorge, dass die Verbraucher nicht bereit sein könnten, so viel für den Spargel bezahlen. Auch wenn er zu den Gemüsesorten gehört, für den viele Menschen tendenziell gern mehr Geld ausgeben, den sie saisonal und regional einkaufen. Anders als bei Fleisch oder Früchten im Winter. „Hier ist eine Haltung verbreitet, die wir uns auch für andere Produkte wünschen würden“, sagt der Pfälzer Verbandssprecher Köhr. Ähnlich, aber etwas abgeschwächt, könne man diese auch bei Erdbeeren beobachten.

„Die Preiskalkulation ist eine schwierige Rechnung“, sagt Rolf Meinhatdt vom Arbeitskreis Spargel Südhessen, der das Gemüse selbst auf 120 Hektar Fläche anbaut. „Aber wir werden das schon hinkriegen, dass sich die Leute ihren Spargel weiter leisten können.“

Wie stark die Preise ansteigen - oder nicht - hängt vor allem auch von der Witterung ab. Wenn es tagsüber warm und sonnig ist und die Temperaturen nachts über 15 Grad liegen, wächst der Spargel besonders gut. Bis zu elf Zentimeter am Tag. Je besser das Wachstum, umso mehr Spargel gibt es. Das wirkt sich wiederum auf die Preise aus. Und die Witterung hat auch Einfluss auf die Nachfrage, sagt Andreas Eberhardt, der den Spargelhof Schulze in Weisenheim am Sand 2017 übernommen hat. Mit seinen 160 Hektar Anbaufläche gehört er eigenen Angaben nach zu den größten Erzeugern in Rheinland Pfalz . „Je wärmer es ist, umso besser wächst der Spargel. Die Nachfrage ist allerdings größer je kühler es draußen ist.“

Während der Spargelverkauf Ende dieser Woche langsam anläuft, rechnen die Bauernverbände damit, dass Anfang April größere Mengen Spargel aus Folienabau in den Verkauf wandern. „Die ersten Stangen gab es schon Ende Februar von Bauern mit Bodenheizung“, weiß Wolfgang Guckert vom Kreisbauernverband Rhein-Neckar. Ein Trend, der sich laut Experten indes nicht durchgesetzt hat. Viele Spargelfreunde schätzen traditionelle Anbauformen - und warten dafür auch länger auf das Edelgemüse. „Wir bauen traditionell ohne Heizung und auch ohne Folie an, da kann es bei uns in Schwetzingen auch erst Mitte April so weit sein“, sagt Spargelbauer Ulrich Renkert.

Anders als zu Beginn der Pandemie vor über zwei Jahren haben die Landwirte in dieser Saison kaum Probleme damit, Erntehelfer zu finden. Die meisten arbeiten wieder mit Saisonkräften aus Rumänien und Polen zusammen. Auch Hygienekonzepte gehören längst zur Routine der Bauern.

Rolf Meinhardt hat am Montag seine ersten drei Stangen Spargel in Weiterstadt gestochen - und verspeist. „Ganz mild und zart ist er“, sagt er und lacht. Bei all den schlechten Neuigkeiten in der Welt, sei das doch eine richtig gute Nachricht.

Redaktion

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