Erstmals erobern zwei Narrenvereine das Rathaus in Schwetzingen

Schwetzingen. „Bin ich ein Narr oder bin ich wirr, sehe ich tatsächlich zwei Vereine hier vor dem Rathaus mit Sturm und Drang mit vielen närrischen Maus und Mann?“ - So leitete Oberbürgermeister (OB) Dr. René Pöltl seine Reime ein, die auch gleich die Besonderheit des Rathaussturmes 2023 in Schwetzingen aufzeigten.

Erstmals in der Stadtgeschichte standen am 11.11. um 11.11 Uhr die Vertreter zweier Fasnachtsvereine vor der Stadtverwaltung in der Hebelstraße - die blau-weiß gekleideten Vertreter der seit fast 75 Jahren bestehenden Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) und die rot-schwarzen Abgesandten des 2019 gegründeten Karnevalsclubs (KC) Phoenix inklusive deren Prinzessin Jessica I. Und da die Verwaltung samt OB weiß, wie wertvoll das ehrenamtliche Engagement von Vereinen in der Stadt ist, rückte diese halt zwei Schlüssel raus. Es sollte ja kein Verein leer ausgehen.

Fasnacht in Schwetzingen: Traditionsverein leitet ein

Und so arrangierten sich die Narrenformationen an diesem Tag auch ganz gut: Der Traditionsverein SCG leitete das närrische Treiben vor sehr vielen Besuchern durch den wortgewandten Zeremonienmeister Peter Much und die Schüsse der Churfürstlich privilegierten Böllerschützencompagnie ein.

SCG-Präsident Norman Gref bot zuerst mit launigen Sätzen einen gelungenen Einstand ins Amt. In seinen Zeilen schwang sogar Verständnis für die Politik mit: „Alles Schuld der Politik, lautet die Pauschalkritik. Nur ein Narr kann das ertragen, jeder andere würd’ verzagen.“

Fasnacht in Schwetzingen: KC Phoenix stellt die OB-Wahl-Frage

Sitzungspräsident Andreas Schwenn vom KC Phoenix hatte anschließend fast schon eine Büttenrede mit viel Lokalkolorit ausgepackt, in der er das bisherige Jahr Revue passieren ließ und durchaus das ansprach, was ein bisschen auch beim Rathaussturm in der Luft schwebte: „Manchmal höre ich so manchen über uns hetzen, da schüttel ich mit dem Kopf und muss mich setzen. In Wirklichkeit tun sie uns aber beneiden, denn sie sehen den Phoenix aufsteigen. Unser Vereinshaus, das haben wir von der Stadt bekommen. Ich hoffe, es wird uns nie genommen. Wir danken der Stadt dafür von ganzen Herzen, die Kosten dafür können sie bestimmt verschmerzen.“

Am Ende stellte Schwenn noch eine Frage, das viele Bürger interessiert: „Und zum Schluss fragen wir uns ganz ungeniert: Wird Schwetzingen nächstes Jahr noch vom Pöltl regiert?“.

Fasnacht in Schwetzingen: Tritt Pöltl noch mal zur OB-Wahl an?

Pöltls Antwort auf die Frage nach der Kandidatur zur OB-Wahl: „2024 stellt mich und Euch vor die Wahl, wer die OB-Wahl hat, hat auch die Qual, heute werde ich dazu noch nichts sagen - werde mich im Januar nach vorne wagen.“

Fasnacht in Schwetzingen: Rauf auf den Gaul!

Bevor die Rathaustruppe von den Narren in den Urlaub geschickt wurde und die Schlüssel abgeben musste, wagten auf der Idee von Tanja Gref von der SCG basierend die beiden Fasnachtsredner mit dem OB einen „wilden Ritt“: Auf dem Steckenpferd ging’s auf der Straße über Hürden.

Fasnacht in Schwetzingen: Ein neuer Schlagerstar tritt auf!

Dann gab es für alle Besucher Krapfen, Würstchen und Getränke auf Kosten der Verwaltung sowie eine musikalische Überraschung: Schlagersänger Georgy Vogler hatte seinen ersten großen Auftritt mit seinem Ohrwurm „Tamara“. SCG-Gardeministerin Annemie Ramm erkannte sofort das Hit- und Bewegungspotenzial dieses Titels und wippte mit.

Georgy Vogler, der seine Wurzeln in Baden-Württemberg hat und in den USA viele Jahre lebte (daher spricht er mit leichtem Akzent), ist der Liebe wegen in die Region gezogen und möchte nach eigenem Bekunden in der Fasnacht mit seiner beschwingten Schlagermusik Fuß fassen (Anfragen an: dervogler@gmx.de). Seine Single "Tamara" wird am 25. November auf allen Streamingportalen erhältlich sein.