Michael Patrick Kelly über Authentizität, „Holy Days“, persönlichen Erfolg und sein Konzert in Schwetzingen

Es braucht Mut, echt zu sein

Von 
Katja Bauroth
Lesedauer: 
© Andreas Nowak

Michael Patrick Kelly ist seit zwei Jahren wieder zurück im Musikgeschäft – und wie! Als Teenagerschwarm feierte er mit der Kelly Family weltweit Erfolge, mittlerweile ist er solo ein international gefeierter Star. Seine „iD“-Tour nach dem gleichnamigen Album und Song führt ihn am Freitag, 2. August, 19 Uhr, zu Musik im Park in den Schlossgarten Schwetzingen. Unserer Zeitung beantwortete der Musiker und zuletzt im Fernsehen als Juror sowie Moderator präsente 41-Jährige ganz unkompliziert und sympathisch Fragen.

Michael Patrick Kelly, haben Sie in letzter Zeit den Wunsch verspürt, sich wieder zurückzuziehen, vielleicht sogar Ruhe im Kloster zu suchen?

Michael Patrick Kelly: Ich mache das tatsächlich öfters – allerdings nur für einige Tage, sogenannte „Time out“-Phasen in Klöstern. Ich mache nicht nur „Holidays“, also privaten Urlaub, sondern auch „Holy Days“ (heilige Tage). Da schalte ich mein Handy aus und logge mich bei Gott ein.

Gerade durften wir Sie im Fernsehen nicht nur als gesanglicher Tausendsassa, sondern auch als toller Moderator bei „Sing meinen Song“ erleben und als Jury-Entertainer bei „The Voice“. Wäre das Moderieren von TV-Shows grundsätzlich etwas für Sie?

Kelly: Ich bin kein Moderator, meine Talente liegen doch eher bei der Musik. Bei TV-Shows wie „Sing meinen Song“ und „The Voice“ geht’s ja vordergründlich um Musik, und damit kenne ich mich auch etwas aus. Koch- oder Tanzshows sage ich generell ab, ich kann weder kochen noch tanzen, was soll ich da? Bei „Sing meinen Song“ ist man als Gastgeber einer der Musiker, die in Südafrika zusammenkommen anstatt eines außen stehenden Moderators. Ich musste mich diesmal zwar ganz anders vorbereiten – zum Beispiel Biografien studieren von den anderen Teilnehmern, aber am Ende waren wir alle da, um uns gegenseitig besser kennenzulernen und uns gegenseitig Musik zu präsentieren.

Was haben Sie für sich aus dieser TV-Staffel aus Südafrika mitgenommen?

Kelly: Als ich 2017 nach Südafrika flog, entstand der Song „iD“. Und diesmal, zwei Jahre später, hat Jeanette Biedermann ausgerechnet diesen Song neu interpretiert. Das war ein echt cooler Moment, in dem sich ein Kreis geschlossen hat. Dieses Jahr war ich sozusagen der „alte Hase“, der die Kollegen zur Klassenfahrt eingeladen hat. Es hat unglaublichen Spaß gemacht und es sind neue Freundschaften entstanden. Mit dem ein oder anderen sprechen wir auch schon über zukünftige Ideen, aber verraten kann ich hier noch nichts. Besonders freut mich aber, dass wir es das erste Mal geschafft haben, „Sing meinen Song“ vor großem Publikum live auf die Bühne zu bringen. Das Konzert wird am 21. September in der Berliner Waldbühne stattfinden!

Was würden Sie gern in Ihrem Leben einmal probieren?

Kelly: Fallschirmspringen. Da hab ich Lust drauf!

Gibt es eine Erfahrung, die Sie gemacht haben, auf die Sie gerne verzichtet hätten?

Kelly: Ich war als kleiner Junge oft risikofreudig und hatte im Alter von sieben bis elf vier Unfälle, für die ich jeweils operiert werden musste.

Woran denken Sie, wenn Sie an etwas Schönes denken möchten?

Kelly: Ich liebe Natur, die Berge und das Meer, und schaue mir sehr gerne Dokumentationen über das Universum an. Die schönsten Gedanken sind aber die über den „Mastermind“ dieses unglaublichen Universums, in dem wir uns befinden. Wenn alles, was ich mit meinen Sinnen und Verstand wahrnehmen kann, schon so faszinierend ist, wie cool und schön muss denn dann der Erfinder von all dem sein? Was für ein kreativer Künstler muss Gott wohl sein, um das alles so hinstellen zu können? Wir Künstler schaffen ja nur neue Formen mit schon bestehender Materie, aber die Materie selbst und die Harmonie zwischen allem im Kosmos hat ja eine Ursache, die unendlich intelligent sein muss. Als Christ gehen für mich die Gedanken über Gott noch tiefer als die eines „Schöpfers“ mit einer brillanten kreativen Intelligenz, aber alleine darüber könnte ich schon jahrelang nachdenken.

Sie sind sehr erfolgreich als Solokünstler zurückgekehrt. Hatten Sie Angst, bei diesem Comeback zu scheitern?

Kelly: Angst nicht, aber jeder Künstler hat seine Zweifel und Unsicherheiten. Ich bin ein hoffnungsvoller Mensch und würde sagen, dass mein Grundvertrauen die meisten Ängste und Zweifel überwiegt. Ich bin im Leben zwar auch schon oft gescheitert, habe aber immer sehr viel daraus lernen können. Schwäche zu zeigen, wie im Rahmen von „Sing meinen Song“ wie ein Schlosshund vor laufender Kamera zu heulen, wäre in den meisten Fällen für das perfekte Glanzimage eines Popstars ein „No-Go“. Aber ausgerechnet das hat mich scheinbar für viele Zuschauer sympathisch gemacht. Es braucht Mut, in dieser Welt echt zu sein, weil man sich dadurch auch angreifbar macht. Aber authentische Menschen finde ich persönlich am spannendsten.

Gab/gibt es für Sie einen Plan B, wenn es mit der Solonummer nicht (mehr) klappt?

Kelly: Ja, und auch einen Plan C und einen Plan D. Ich male und zeichne sehr gerne und das ist in letzter Zeit zu kurz gekommen. Ich würde meine Philosophie- und Theologiestudien aus der Klosterzeit fortführen und auch Astrophysik und Biologie studieren wollen. Mein Charity- und Friedensengagement, das ich nebenbei zur Musik mache, könnte ich mir auch als „Full-Time-Job“ vorstellen, indem ich eine Stiftung oder eine NGO gründe, um bedürftigen Menschen noch mehr helfen zu können.

Wie viel Erfolg brauchen Sie ganz persönlich?

Kelly: Nicht viel. Ich freue mich natürlich über Gold- und Platin-Auszeichnungen für meine Alben oder wenn tausende Menschen vor der Bühne stehen, aber davon hängt mein tiefstes Glück nicht ab. Das wahre Glück ist nicht in den Maßstäben des gesellschaftlichen Erfolgs zu finden. Das habe ich schon mit Anfang zwanzig verstanden. Was nicht heißt, dass ich nicht dankbar bin für jede Anerkennung, die ich bekomme. Ganz im Gegenteil.

In Schwetzingen treten Sie im Schlossgarten auf, ein toller Park. Kennen Sie ihn?

Kelly: Ich glaube nicht, dass ich schon mal da war. Aber ich habe Fotos gesehen und freue mich schon sehr darauf, in dieser tollen Kulisse zu spielen!

Welcher Park oder welches Monument auf der Welt ist Ihnen besonders in Erinnerung – und warum?

Kelly: Der Sequoia National Park in Kalifornien ist echt besonders. Dort habe ich den größten Baum der Welt gesehen. Er ist über 2300 Jahre alt und soll das älteste Lebewesen der Welt sein.

Worauf dürfen sich Ihre Fans in Schwetzingen freuen?

Kelly: Ich werde viele Songs aus meinem aktuellen Album „iD“ singen und zwei bis drei Songs aus der „Sing meinen Song“-Staffel. Ältere Hits bekommt das Publikum natürlich auch zu hören – das wird auf jeden Fall ein schöner Abend! Die Bühne ist mein Element, da bin ich wie ein Fisch im Wasser. Es gibt sehr viel Energie zurück, wenn das Publikum mitsingt und Spaß hat an der Show.

Bringen Sie neue Songs mit?

Kelly: Ganz neue Songs sind nicht geplant. Das ist jetzt die letzte Runde meiner „iD“-Tour, die schon vor über zwei Jahren begonnen hat! Im September werde ich das letzte Konzert der „iD“-Tour spielen und mich dann voll und ganz auf das neue Album konzentrieren!

In einer Schulklasse aus unserer Region haben wir Schüler gefragt, was Sie von Ihnen gern wissen möchten – hier kommen die Top-3-Fragen: Haben Sie Angst vorm Zahnarzt?

Kelly: Ja, ich gehe nur zum Zahnarzt, wenn es wirklich sein muss. Als Kind war ich einmal bei einem Zahnarzt, der nicht sehr nett war und die Behandlung tat auch weh. Seitdem gehe ich ungern hin.

Für was haben Sie zuletzt Geld ausgegeben?

Kelly: Ich habe mir ein besonderes Kissen gekauft, um besser schlafen zu können. Wenn ich auf Tournee bin, dann sind in jedem Hotelzimmer unterschiedliche Kissen und Matratzen. Mal schläft man gut, mal nicht so gut. Ich brauche qualitativ guten Schlaf, um fit für die Konzerte zu sein. Deshalb hoffe ich, dass es mit dem neuen Kissen besser klappt.

Was können Sie besonders gut kochen?

Kelly: Ich kann nicht wirklich gut kochen, ich würde sagen, zwei Spiegeleier kriege ich grad so hin.

Hier geht's zum Video von Michael Patrick Kellys Hit "Et Voilà".

Hintergrund und Besucherinfos für das Konzert

Michael Patrick Kelly (41, MPK) wurde als Mitglied der Kelly Family und Teenagerschwarm der 1990er und 2000er Jahre berühmt. Er veröffentlichte 2003 sein Solodebüt „In Exile“. Danach zog er sich in ein Kloster in Frankreich zurück. 2011 meldete er sich nach sechsjähriger Medien- und Bühnenabstinenz im Musikgeschäft zurück. 2017 erschien sein prämiertes Album „iD“ (für Identität). Die daran gekoppelte Tournee führt MPK am Freitag, 2. August, 19 Uhr, in den Schlossgarten Schwetzingen.

Karten für das Konzert gibt es im SZ-Kundenforum (ab 54,90 Euro), mit Morgencard hier zehn Prozent günstiger. Es wird ab zirka 17.30 Uhr noch Karten an den Abendkassen am Haupteingang des Schlossgartens (hier liegt auch die Gästeliste), sowie am Eingang Zähringerstraße geben.

Hinweise des Veranstalters Provinztour: Taschen und Rucksäcke größer als Din A4 sind nicht erlaubt. Taschenabgabe vor Ort gegen 5 Euro. Getränke und Speisen (pro Person ist eine PET-Flasche bis 0,5 Liter mit nicht alkoholischem Inhalt erlaubt.

Kinder unter sechs Jahren haben keinen Zutritt, Jugendliche unter 16 Jahren müssen eines Erziehungsberechtigen dabeihaben. kaba

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung