Gesellschaft

Familie von verunglücktem Heidelberger: „Der Schmerz ist unendlich groß“

Seit Freitag steht fest: Der 20-jährige Johann aus Heidelberg ist auf Kreta gestorben. In einem emotionalen Post sprechen seine Geschwister über die Todesumstände.

Von 
Agnes Polewka
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Die Suchmannschaften waren in den Bergen von Kreta auch mit einem Hubschrauber unterwegs. Am Freitag bargen Bergsteiger den Leichnam des 20-jährigen Heidelbergers Johann. © privat

Heidelberg. Sie haben alles versucht, um Johann zu finden. Ein Hubschrauber kreiste über den Weißen Bergen auf Kreta, Drohnen schwirrten in der Luft. Spürhunde durchstreiften die Gegend. Am Ende waren es Bergsteiger, die der Familie des verschwundenen 20-Jährigen am Freitag die traurige Nachricht überbrachten: Johann ist tot. Kurz nach Tagesanbruch entdeckten sie seinen Leichnam in dem Gebirge an der Samaria-Schlucht.

„Wir haben Johann sehr geliebt, er ist uns so wichtig und der Schmerz über seinen Verlust ist unendlich groß“, schreiben die Geschwister am Wochenende auf der Instagram-Seite, auf der sie die Suche nach ihrem Bruder dokumentierten. Johann hinterlasse eine große Lücke, bei allen, die ihn kannten.

Hinweise auf Erschöpfungstod

Das offizielle Ergebnis einer Autopsie stehe noch aus, „aber alles deutet darauf hin, dass er der extremen Kälte und Erschöpfung erlegen ist“, schreiben die Geschwister. Johann habe alle schwierigen Stellen des Weges passiert, „letztendlich ist er auf dem Weg umgekippt“.

Johann, der in Mannheim Informatik studierte, war am 13. Februar zu einer Wanderung in der Region der Samaria-Schlucht aufgebrochen. Nach einer Nachricht an seine Schwester verlor sich seine Spur. Nebel, Hagel und Schnee erschwerten den Helfern die Suche.

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Johanns Schicksal bewegte die Menschen in Deutschland und in Griechenland. Mehr als 100.000 Euro gingen auf dem Spendenkonto auf der Internet-Plattform Gofundme ein – Geld, mit dem die Familie weitere Suchmaßnahmen, etwa mit dem Hubschrauber finanzierte. Die Spendensammlung wurde in der vergangenen Woche auf Wunsch der Geschwister und des Vaters vorerst geschlossen.

Familie bedankt sich bei Helfern

„Wir möchten uns nochmal von ganzem Herzen bei allen bedanken, die in der Suche involviert waren“, schreiben die Geschwister in den sozialen Medien. „Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen, Johann zu finden.“

Johanns Reise endete an einem Ort, der einen Neubeginn markieren sollte. Hinter ihm lag eine anstrengende Zeit, die Mutter war 2022 schwer krank geworden. Ein Tumor. Zwei Jahre nach der Diagnose lag sie im Sterben. Johann blieb bis zum Schluss an ihrer Seite, sein Bett hatte er neben ihres gestellt.

Danach begann er, gegen den Schmerz anzulaufen. Seine Läufe wurden länger und anspruchsvoller. Er entdeckte das Trailrunning für sich. Und lief auch auf Kreta, wo er im Februar spontan hinreiste. Um Kraft und Wärme in der Natur zu tanken. Auf der griechischen Insel lief er jeden Tag mindestens zwanzig Kilometer. Seine letzte Tour führte ihn an die Samaria-Schlucht.

Am Wochenende nahmen viele Menschen in den sozialen Medien Anteil an Johanns frühem Tod und kondolierten. Andere formulierten letzte Wünsche, etwa diesen: „Run free, Johann“.

Redaktion

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