Kneipenjazz - Besucher in der Innenstadt rund um Schlossplatz und Kleine Planken swingen in gut gefüllten Gaststätten / Programm reicht von Klassikern bis zu Neuinterpretationen

Fantastisches Miteinander bei toller Musik

Die Musikveranstaltung brachte am Samstag die Schwetzinger Innenstadt rund um Schlossplatz und Kleine Planken zum Swingen und füllt die Gaststätten. Das Programm reichte von Klassikern bis Neuinterpretationen.

Von 
Marco Montalbano
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Schwetzingen. Dass es in der Spargelstadt „an allen Ecken singt und klingt“ hat ja eine lange Tradition. Schon vor 250 Jahren holte der Kurfürst Musiker von nah und fern an seinen Hof – und in das Ortszentrum. Nun war es wieder so weit – wenn auch anders als zu Zeiten Carl Theodors. Die äußerst beliebte Veranstaltung „Kneipenjazz“ brachte mit sieben Bands in fünf Gaststätten, auf den Kleinen Planken und auf dem Schlossplatz das pralle, wenn auch 3G-konforme, Leben zurück in die Stadt. Die Gäste nahmen das Angebot gerne an und so mancher pendelte auch von Location zu Location und wandelte so lustvoll zwischen den musikalischen Welten des Jazz-Kosmos hin und her.

Schon um 19 Uhr ging es vor dem Lutherhaus mit der „Big Band 17“ los, bei der der Name auch Programm ist. Denn gespielt wurden Stücke der großen Big Bands der 1960er und 1970er Jahre. Kein Wunder, dass die vielen Zuschauer begeistert mit den Füßen wippten, während andere sich schon zum Verschnaufen am extra aufgebauten Getränkestand neben der Bühne mit einem Aperol Spritz oder einer heißen Sangria stärkten, dessen würziger Duft hier und da sicher schon Weihnachtsmarktgefühle hatte aufkommen lassen.

Viel Humor in den Ansagen

Dass die gute Laune auch aufseiten der Band, die erst im Sommer 2017 von den regionalen Musikern Axel und Bernd Heim gegründet wurde, zuhause war, bewies sich immer wieder durch humorvolle Bemerkungen. So hieß es zum Beispiel: „Wir hoffen, dass beim nächsten Stück nur Erwachsene anwesend sind“, denn danach kam „Love for sale“, ein Jazzstandard des großen Cole Porter aus den 1930er Jahren.

Auch wenn die Musik bei Rainer Pusch und „Die üblichen Verdächtigen“ vor dem Kaffeehaus nicht minder „heiß“ war, so ging es beim Publikum etwas ruhiger zu. Denn dieses hatte sich gemütlich an den Tischen nieder gelassen und genoss bei stimmungsvollem Kerzenschein nicht nur das Essen, sondern auch die Musik von Rainer Pusch am Saxophon, Udo Sailer am Klavier, Thomas Netzsch am Bass und Arno Pfunder am Schlagzeug.

Unter den Kompositionen aus Latin-Jazz, Pop und Funk waren auch weithin bekannte Klassiker zu vernehmen. So dienten die unvergänglichen Töne von „In-A-Gadda-Da-Vida“ von Iron Butterfly als Intro zu einer fabelhaften Jazz-Version.

Balladen und Bossa-Nova gab es mit dem A6-Trio mit Rick van Bracken, den viele vom Frühschoppen kennen, Stefan Beyer an der Gitarre und Johannes Schädlich am Bass, während Dieter Reinberger und „Mojo“ Schultz als Duo Bluesgosch im Grünen Baum eine Show für alle Sinne boten. „Jetzt geht es ab mit Cajun Walzer“ sagte der Leadsänger und während er wie ein waschechter US-Südstaatler in die Bluesharp blies und die Töne von „Oh Susanna“ anstimmte, rief es aus dem Publikum „Yihaa“ in Cowboymanier.

Entertainment in Mundart

Klar, dass der Entertainer in Kurpfälzer Mundart sang. Das Trio von Wolfgang van Göns mit dem Hockenheimer Hans Grieb am Kontrabass und dem Viernheimer Kult-Schlagzeuger Walter Helbig begeisterte im Aposto mit Stücken von Chick Corea, Michel Petrucciani oder Miles Davis. KJ Dallaway and Friends brachten mit Reggae, Funk, Soul und Calypso hingegen das Quadrato zum Beben, sodass es so manchen nicht mehr auf dem Stuhl hielt und zwischen den Tischen auch mal wild getanzt wurde.

Gemütlicher ging es dagegen mit entspannenden brasilianischen Klängen im Welde Brauhaus zu. Denn dort wurde authentische Musik von Ignez Carvalho und ihrem Trio geboten, sodass so der eine oder andere Gast sich auch mal von seiner Begleitung abwendete, um voll und ganz verträumt den relaxten Klängen zu lauschen.

Das Angebot, das dank der Jazzinitiative stattfand und durch eine Förderung vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst auch ohne Eintritt offeriert wurde, traf den Nerv des immer noch Lockdown-geplagten Publikums. Sonja Breuer, die mit ihrem Mann und den zwei Kindern zur Big Band 17 gekommen war, freute sich: „Großartig. Unsere Söhne spielen Saxophon und Trompete. Da sehen Sie mal, was man damit alles machen kann“, scherzte sie und die erst vor zwei Monaten nach Schwetzingen gezogenen Sachsen Martin Marx und Marianne Dittrich meinten begeistert: „Wow, zuerst die Food Trucks, jetzt Jazz überall. Hier wird was geboten.“ Und auch „Mr. Welde“ Hans Spielmann pendelte mit seiner Partnerin zwischen den Locations: „Es ist gut, dass sich was tut in Schwetzingen. Alt und jung gehen sympathisch miteinander um. Ein fantastisches Miteinander bei toller Musik.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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