Evangelische Gemeinde

Feierlicher Abschied von Prälat Schächtele in Schwetzingen

Professor Dr. Traugott Schächtele geht in den Ruhestand. Der Geistliche wird nun feierlich verabschiedet und Weggefährten loben das "segensreiche Wirken" des Gesitlichen.

Von 
Maria Herlo
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Prälat Traugott Schächtele wird von Pfarrer Steffen Groß in einem launigen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche in Schwetzingen verabschiedet. © Lenhardt

Schwetzingen. Ein Blick in die Kirche genügte, um sich zu überzeugen, wie beliebt Prälat Professor Dr. Traugott Schächtele in der evangelischen Gemeinde in Schwetzingen ist. Der feierliche Gottesdienst zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand versammelte viele Bürgerinnen und Bürger aus nah und fern, darunter so bekannte wie Renate und Werner Schellenberg, Dekan a. D., Doris und Kurt Glöckler, Angela und Manfred Bräunig, Manfred Kern, Adelheid von Hauff, Professor Michael Ptathow, Dr. Peter Kaune, Antje Rieseberg, Christine Wolf und die Kirchengemeinderäte Hanna Schwichtenberg, Holger Hamm, Andrea Hartmann, Sybille Wegener, Birgit Rehder-Metzen und Annemarie Zucker.

So manchen Anwesenden hat Prälat Schächtele in den letzten dreizehn Jahren als leitender Geistlicher für Nordbaden mit tröstenden Worten, auch mit dem „Wort zum Tag“ beim SWR2-Radiosender, durch den Alltag geholfen. „Hier in der Stadtkirche hat er mit uns viele inspirierende und tiefgründige Gottesdienste gefeiert“, würdigte ihn Pfarrer Steffen Groß rückblickend und spielte damit auf dessen Predigten an, insbesondere auf den zweiten Weihnachtsfeiertag, „wo der Prälat nach und nach alle sechs Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium auslegte und uns allen ganz neue Einsichten schenkte“.

Maria Karch sorgt an der Violine mit für den musikalischen Rahmen. © Norbert Lenhardt

Nun endet seine Amtszeit, das bedeutet jedoch nicht, dass es ein Abschied für immer sei, er bleibe Schwetzingen weiterhin verbunden, so Pfarrer Groß, der wie gewohnt ausdrucksstark und lebendig die Liturgie gestaltete, in die er Texte zur Passionszeit, Gebete und gemeinsam gesungene Lieder miteinbezog. Die Lesung aus dem Johannesevangelium (12, 20-24) trug Kirchengemeinderätin Annemarie Zucker vor, den Gedanken der Gläubigen ließen die musikalischen Vor- und Zwischenspiele, die Maria Karch an der Violine und Detlev Helmer an der Orgel wunderbar gestalteten, einen weiten Raum.

Es erklangen „Elegie“ von Joseph Rheinberger, „Canzona“ von Heinrich Kaminski und „Andante sostenuto“ von Theodor Kirchner für Violine und Orgel. Nach dem Segen kam „Tango A“ für Violine und Klavier zur Uraufführung in Anwesenheit der Komponistin Tamara Ibragimova, die das Stück aus diesem Anlass geschrieben hat. Die Interpretation von Karch und Helmer verlieh der aparten Komposition ungehörte Prägnanz, die Gottesdienstbesucher waren restlos begeistert.

Abschied von Prälat Schächtele in den Ruhestand: „Spielt der liebe Gott verrückt?“

Die zentrale Frage in Traugott Schächteles Predigt über Jesaja (54, 7-10) unter dem Titel „Verrückt“ lautete: „Spielt jetzt auch noch der liebe Gott verrückt?“ Dabei hatte er vor allem das im Blick, was sich gegenwärtig in der Welt abspielt: die vielen Corona-Toten, die unzähligen Menschen, die seit Putins Überfall auf die Ukraine grauenvoll ums Leben kamen oder geflüchtet sind. Neben diesen großen Schrecken aber gibt es auch „die normalen Verrücktheiten des alltäglichen Lebens“. Wie in solch dunklen Zeiten den Glauben an die Güte Gottes nicht verlieren?

Und die unterschiedlichen Antworten, die Prälat Schächtele in seiner Predigt umriss, hatten auch etwas mit dem Sonntag Lätare, „Freut euch“, zu tun, und das gerade in der Passionszeit. Gott zieht sich zwar einen Augenblick zurück, wie es der Prophet Jesaja, den Jesus oft zitiert, verkündet, jedoch „es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen …“.

Abschied von Prälat Schächtele in den Ruhestand: Segensreiches Wirken

Im Lauf der Geschichte hat sich Gott tatsächlich ab und zu zurückgezogen, Hiob hat das so erlebt und selbst Jesus stirbt mit diesen Worten auf den Lippen: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Es gibt aber einiges, an dem man sich festhalten kann, so Schächtele: an Gottes Zusage nach der Sintflut, die Erde nie mehr zerstören zu wollen, an der Freiheit des Menschen, der Sicht Bonhoeffers, dass Gott den Menschen so viel Widerstandskraft gibt, die er braucht, oder an der Botschaft des Ostermorgens, dass „Gott auch in seiner Abwesenheit präsent bleibt“. Es ist ein Erklärungsmodell, gesteht Schächtele, „genau dieser Gegensatz des kleinen Augenblicks der Abwesenheit und des großen Erbarmens ist es, das mich fasziniert. Am Ende wird alles gut, Gutes, das längst schon begonnen hat in jedem Versuch, dieser Welt ein anderes Gesicht zu geben, in jeder Geste der Menschlichkeit, in jeder durchgehaltenen Zuwendung und Liebe“ – hoffnungsvolle Worte, mit denen Traugott Schächtele in seiner Predigt Zuversicht und Trost spendete trotz aller Gottesfinsternis.

Anschließend bedankte sich Diakonin Margit Rothe für sein segensreiches Wirken und wünschte ihm für den bevorstehenden Ruhestand viel Muße mit dem „Feierabend“-Sekt, den sie ihm mitgab, sowie mit dem Büchlein „Gesegnet in den Ruhestand“, dazu einen „Lückenfüller“, schön in ein „Schächtele“ verpackt. Beim Kirchencafé hatten die Gläubigen Gelegenheit, sich auszutauschen und mit dem scheidenden Prälat persönlich ins Gespräch zu kommen.

Freie Autorin

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