Aktion am 21. Juni

Fest der Musik soll Schwetzingen zum Klingen bringen

Von 
Katja Bauroth
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Der Schwetzinger Profimusiker Nikolaus Friedrich und Marlene üben schon mal für die Fête de la Musique. © Simmert, Bauroth

Musik gehört zu Schwetzingen wie der Spargel. Schon zu Carl Theodors Zeiten, so ist es überliefert, drangen Töne von übenden Instrumentalisten aus den Häusern der Stadt. Immer wieder bereichern Straßenmusiker in den Sommermonaten die Fußgängerzone mit ihren Auftritten, nicht zu vergessen die Jazz-Initiative, die Formationen bei schönem Wetter auf dem Schlossplatz eine Bühne bietet. Umso toller ist die Idee, dass die kurfürstliche Sommerresidenz Teil der weltweiten Fête de la Musique am Montag, 21. Juni, wird. Katharina Simmert, Kulturmanagerin der Stadt und Geschäftsführerin der Schwetzinger Mozartgesellschaft, erklärt, warum sich Schwetzingen der Veranstaltungsaktion anschließt, wer mitmachen kann und was geplant ist.

Hintergrund und Kontakt



  • Die Fête de la Musique (französisch für Fest der Musik) ist eine Veranstaltung für Musiker aller Art. Sie treten im öffentlichen Raum auf, es wird kein Eintrittsgeld verlangt. Ihren Ursprung hat diese Aktion in Frankreich, wo sie erstmals 1981 in Paris stattfand. 1985 nahm München als erste deutsche Stadt die Idee auf. Mittlerweile sind mehr als 540 Städte weltweit mit von der Partie und bringen am 21. Juni – dem kalendarischen Sommeranfang – Musik auf Straßen und Plätze (Quelle: Wikipedia)
  • Die erste Fête de la Musique in Schwetzingen findet am Montag, 21. Juni, 16 bis 21 Uhr an verschiedenen Plätzen in der Stadt statt.
  • Kontakt, Infos und Anmeldung bei Katharina Simmert, 06202/8 74 85, katharina.simmert@schwetzingen.de. Facebook: (1) Fête de la MusiqueSchwetzingen.

Frau Simmert, die Kultur liegt seit über einem Jahr brach, nur kurzzeitig konnte etwas stattfinden. Jetzt starten Sie mit einer neuen Idee, die eigentlich gar keine so neue ist. Warum möchten Sie mit der Mozartgesellschaft eine Fête de la Musique nach Schwetzingen holen?

Katharina Simmert: Als ich vor zwei Jahren hier in Schwetzingen im Kulturamt zu arbeiten angefangen habe, war für mich relativ schnell klar, dass dieser Stadt eine Fête de la Musique gut stehen würde. Ich habe die Fête, die 1981 in Frankreich geboren wurde, vor einigen Jahren mal in Mâcon im Burgund erlebt und war begeistert von der Atmosphäre in der kleinen Stadt an diesem Tag. Man wandelte durch die Straßen, Gassen und über die Plätze und überall wurde Musik gemacht – vom kleinen Soloinstrumentalisten in einer Hofeinfahrt, über das Jazz-Trio in einer Bar bis hin zum regionalen Popstar auf der Bühne am Marktplatz. Schwetzingen mit seiner musikalischen Vielfalt und gleichzeitig mit der Infrastruktur an Plätzen, Höfen und Restaurants im Innenstadtbereich schien mir geradezu ideal, die Fête de la Musique hier irgendwann zu veranstalten.

Wie haben Ihre Mitstreiter bei der Mozartgesellschaft und bei der Stadt auf die Idee reagiert?

Simmert: Der Vorstand der Mozartgesellschaft war von der Idee sofort begeistert, denn es geht uns zwar in erster Linie um Mozart, aber auch um die Pflege der Musik in Schwetzingen allgemein und zudem um die Vernetzung der Musiker der Stadt. In einem Gespräch mit Stadt und Schloss Ende vergangenen Jahres hat sich dann die Idee verfestigt, die Fête ganz hoffnungsvoll 2021 als ein Fest zum Ende der Pandemie erstmals stattfinden zu lassen. Nun denn … am Ende der Pandemie sind wir leider noch nicht angelangt, aber ein Online-Meeting mit den Schwetzinger Vereinen hat mich spüren lassen wie sehr die Musik- und Gesangsvereine nach einen Licht am Ende des Tunnels lechzen und somit haben wir gemeinsam beschlossen, dass dieses Jahr „irgendetwas“ stattfinden muss. Und die Stadt – in Form von Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und Kulturausschuss – hat uns ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt.

Wie muss ich mir diesen 21. Juni in Schwetzingen dann vorstellen?

Simmert: Ich möchte daraus kein weiteres Stadtfest mit Musikbühnen und Fressständen generieren; das gibt der Tag auch gar nicht unbedingt her, denn es findet immer – egal welcher Wochentag – am 21. Juni, dem Sommeranfang, statt. Vielmehr soll eine Stimmung, ein Gefühl entstehen. Ich stelle es mir so vor, dass in den Schwetzinger Restaurants Musiker auftreten. Dass in den Hinterhöfen – beispielsweise bei der Arbeiterwohlfahrt, im Museum Blau oder im Marstallhof – und auf den kleineren Plätzen oder im Ehrenhof Musik gemacht wird. Genauso wünsche ich mir aber auch, dass sich in den Stadtteilen, zum Beispiel auf dem Platz vor St. Maria oder auf dem Berliner Platz, die Leute zusammenfinden, Musik machen und tanzen. Dabei kann es auch gut sein, dass die Musiker von irgendwoher aus der Republik kommen, weil sie gehört haben, dass Schwetzingen zu den knapp hundert deutschen Städten gehört, die eine Fête de la Musique machen. So etwas spricht sich rum und ist natürlich eine wunderbare Bereicherung. Mit unserer Partnerstadt Lunéville in Frankreich haben wir auch schon erste Ideen eines Musiker-Austauschs gesponnen. In diesem Jahr, in dem wir pandemiebedingt noch eingeschränkt sind und uns auch an die Maßnahmen halten sollten, steht der Klang der Musik an erster Stelle und die Solidarität untereinander. Wir wollen vor allem den Schwetzinger Musikern und Vereinen eine Plattform bieten, sich mal wieder zu präsentieren. Es sind alle aufgerufen, von ihren oder auch von öffentlichen Balkons und Fenstern aus Musik zu machen. Die Musikschule hat zum Beispiel schon einige Schüler gemeldet, die einen Teil ihres Unterrichtes an diesem Nachmittag bei offenem Fenster oder auf dem Balkon abhalten. Aus den Kirchen werden bei offenen Türen Orgelklänge erklingen, im Palais Hirsch steht der Flügel zur Verfügung und auch unser Oberbürgermeister bietet seinen Rathausbalkon als Bühne an. Und die Vereine machen sich Gedanken, wie und in welchen Konstellationen sie die Stadt dynamisch mit Musik versorgen können.

Jetzt leben wir in einer Zeit mit Hygiene- und Abstandsregeln, Ansammlungen sollen vermieden werden. Werden Sie hier „Hörbereiche“ schaffen, die dann von der Ordnungsbehörde kontrolliert werden?

Simmert: Machen wir es mal weniger deutsch und etwas mehr „laisser faire“ (lacht). Eine Fête de la Musique ist keine bis ins kleinste Detail geplante Veranstaltung. Ich denke und hoffe, dass wir auf die Vernunft der Schwetzinger zählen können. Trotzdem stehe ich natürlich in engem Kontakt zu Pascal Seidel vom Ordnungsamt und spreche unsere Ideen mit ihm ab. Dadurch, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Auftrittsflächen im öffentlichen Raum planen, um die sich Menschen ansammeln könnten und auch keine konkreten Auftrittszeiten veröffentlichen werden, sollte sich das Problem von Ansammlungen gar nicht ergeben. Vielmehr ist der Wunsch, dass sich der „Konsument“ durch die Stadt bewegt und von einer Musikwolke in die nächste läuft und bestenfalls gar nicht weiß, wo der Klang herkommt oder auch die Musiker sich dynamisch durch die Stadt bewegen.

Die Live-Auftritte sind das eine, doch wird nicht jeder alles erleben können an dem einen Abend. Haben Sie hier auch eine Möglichkeit, Auftritte „zu konservieren“.

Simmert: Die Fête de la Musique lebt vom Live-Erlebnis und von der Spontanität. Und dabei soll es auch in erster Linie bleiben. Die derzeitige Lage fordert in diesem Zusammenhang unsere Kreativität, aber schränkt uns da natürlich auch noch ein wenig ein. Deswegen gibt es die neue Facebook-Gruppe „Fête de la Musique - Schwetzingen“. Hier kann jeder ganz unkompliziert Mitglied werden, man kann sich vorab austauschen und am Ende des Tages ein Video von seinem musikalischen Beitrag hochladen.

Wie möchten Sie Teilnehmende gewinnen – und wer kann mitmachen?

Simmert: Mitmachen kann und soll jeder, der will, und Spaß an der Musik hat, egal ob er Profimusiker wie Nikolaus Friedrich ist oder die kleine Marlene mit der Blockflöte. Es gelten die Prinzipien der Fête de la Musique: Jede Form der Musik ist gewünscht, Profis und Amateure können spontan teilnehmen, es ist darf keine profitorientierte Veranstaltung sein, das heißt, es werden keine Eintrittsgelder erhoben und keine Honorare gezahlt und die Städte sind großzügig in Bezug auf ihre Straßenmusik-Reglements. Mund-zu-Mund-Propaganda ist in den ersten Jahren einer Fête das A und O. Über die IG Vereine verschicken wir einen Aufruf an alle Schwetzinger Vereinsmitglieder. Über das Stadtmarketing versuchen wir, noch den ein oder anderen Ladenbesitzer in der Innenstadt zu gewinnen, der seinen Balkon oder seine Fenster im oberen Stock zur Verfügung stellt. Wir versuchen, über die Medien die Menschen zu erreichen oder über die sozialen Netze Multiplikatoren und Teilnehmer zu finden und haben dafür die oben genannte Facebook-Gruppe gegründet.

Wenn ich kein Profimusiker bin und auch mit meiner Blockflöte dabei sein möchte, wo melde ich mich und wie geht es dann weiter?

Simmert: Wer am 21. Juni zwischen 16 und 21 Uhr wo auch immer in Schwetzingen Musik machen möchte, der darf sich gerne ab sofort bei mir melden oder auch in unsere Facebook-Gruppe eintreten. Um zu sehen, wie musikalisch Schwetzingen tatsächlich ist, werden wir alle musikalischen Standorte in einem digitalen Stadtplan vermerken. Wir freuen uns natürlich über so viele Balkon- und Fensterbühnen wie möglich. Außerdem kann man sich ab Anfang Juni in der Printeria in der Dreikönigstraße kostenlose Plakate abholen. Am Tag X wird dann einfach Musik gemacht. Vielleicht verabredet man sich auch mit den Nachbarn zu einem Balkon- oder Hinterhof-Konzert oder legt die Lieblingsplatte auf und tanzt dazu mit Freunden und Abstand (!) im Garten.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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