Schwetzingen. Die Hauptversammlung am Samstagabend hatte eine besondere Bedeutung für die zukünftige Ausrichtung der Freiwilligen Feuerwehr von Schwetzingen. Im Zuge des geplanten Organisationsumbaus und der strategischen Neuausrichtung bis 2035 waren zwei weitere stellvertretende Kommandanten zu wählen. Brandamtmann Lars Oehring begrüßte im Saal der Feuerwache in der Kolpingstraße 1 Oberbürgermeister Matthias Steffan, Erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter, Ordnungsamtsleiterin Yvonn Rogowski und Stellvertreterin Miriam Knapp sowie Gemeinderatsmitglieder.
Ein Willkommensgruß ging an Kreisbrandmeisterin Stefanie Heck, Unterkreisführer Matthias Gerlach und den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Neckar, Silvio Schädel. Der Kommandant begrüßte herzlich die aktiven Kameradinnen und Kameraden der Einsatzabteilung sowie die Mitglieder der Jugendfeuerwehr und der Altersmannschaft.
Oberbürgermeister Matthias Steffan betonte, die Wehr brauche eine gute Ausstattung für ihre Aufgabe. Der Auftrag für ein Wechselladerfahrzeug mit Kran ist vergeben. Das ist ein wichtiger Meilenstein für Flexibilität im Einsatz. Die Mannschaft wurde mit moderner Brandschutzkleidung und Spezialbekleidung für Vegetationsbrandbekämpfung ausgerüstet. Für den Ausbau des Digitalfunks wurden zehn Handfunkgeräte angeschafft, dieses Jahr wird es weitere 20 Geräte geben.
Stadt Schwetzingen steht hinter ihrer Feuerwehr
Zur konsequenten Modernisierung gehört die Umrüstung der Atemschutzgerätetechnik auf Überdrucksystem. Die Einsätze würden immer herausfordernder und hätten viel der kommunalen Gefahrenabwehr zu tun, dankte Steffan. Viele Veranstaltungen erforderten eine veränderte Sicherheitsinfrastruktur. Die Entschädigungssatzung für die ehrenamtlichen Kräfte sei angepasst worden, das zeige die wichtige Wertschätzung des Ehrenamtes, dankte er für den Beschluss des Gemeinderats. „Die Verwaltung und der Gemeinderat stehen geschlossen hinter unserer Feuerwehr“, versprach Steffan.
Die Feuerwehr werde mit ihren Aufgaben immer mehr zum Manager, führte Oehring aus. Das vergangene Jahr sei von dem beginnenden Umbau geprägt gewesen. Die Mitgliederzahl ist leicht gestiegen. Es sind 55 aktive Feuerwehrmänner und fünf Feuerwehrfrauen. Die Feuerwehr Schwetzingen bleibt ein attraktives Ehrenamt. Die Einführung eines transparenten Bewerbungsverfahrens soll Fairness und Motivation stärken. Drei Kameraden nahmen an einer hoch spezialisierten Tunnelausbildung in der Schweiz teil. Es wurden mehrere interne Arbeitsgruppen gebildet, eigenständig und ergebnisoffen arbeiteten. Die Resultate flossen direkt in die neue Kernstrategie.
Die Strategie der Feuerwehr bis 2035
Der Fokus für 2035 liegt auf Strukturentwicklung, Standortmanagement, Fahrzeugmodernisierung und Personalstärkung. Die Neubewertung von Veranstaltungs- und Sicherheitskonzepten gehört dazu. Dafür ist ein Organisationsdiagramm entwickelt worden, das nun durch die Wahl von zwei neuen stellvertretenden Kommandanten umgesetzt wird. Mit dem Infostand beim Spargelsamstag ist die Feuerwehr in neue Formate der Bürgernähe eingestiegen. Am Sonntag, 1. Juni, von 10 bis 17 Uhr folgt ein Tag der offenen Tür. Das Ziel: Sichtbarkeit, Transparenz und Nachwuchsgewinnung.
Die Statistik zum hohen Arbeitspensum lieferte Hauptfeuerwehrmann Nikolaus Eberhardt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 447 Einsätze verzeichnet, darunter rund 100 Sicherheitswachdienste. Den größten Anteil daran hatten die technischen Hilfeleistungen (219) wie bei Verkehrsunfällen, Türöffnungen, Unwettern, Wasserschäden und der Beseitigung von Ölspuren. Die Brandalarme gingen um etwa 30 Einsätze auf 50 Brandalarme zurück. Darunter waren keine spektakulären Schadenslagen, ein gutes Zeichen für Sicherheit und Prävention in Schwetzingen.
Die Feuerwehrleute leisteten 6097 Einsatz- und 2401 Übungsstunden. Insgesamt 89 Personen wurden gerettet, 21 davon verletzt. Für sieben Personen kam jede Hilfe zu spät.
Die Jugendfeuerwehr wird ehrenamtlich betreut und hat insgesamt 30 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren, davon sieben Mädchen, berichtete Löschmeister Alexander Bleich von einer nachhaltigen Nachwuchsförderung. Fast jeden 26. Tag habe es ein Jugendfeuerwehr-Event gegeben: Jugendzeltlager, Sommertagszug, Berufsfeuerwehrtag mit Großübung, Teilnahme an Wettbewerben und verschiedene Veranstaltungen zur Förderung des Miteinanders. Drei Jugendliche konnten von der Jugendfeuerwehr in die aktive Einsatzmannschaft übergeleitet und mittlerweile zum Truppmann ausgebildet werden. Bleich dankte dem Betreuerteam als „Motor der Jugendwehr“.
Zwei ehrenamtliche Kommandanten gewählt
Die Wahl von zwei weiteren stellvertretenden ehrenamtlichen Feuerwehrkommandanten bildet künftig die Grundlage für eine leistungsfähige und zukunftsfeste Führungsstruktur. Verbunden damit ist eine klare Zuweisung von Aufgabengebieten, wie Einsatzbetrieb, Personal und Ausbildung sowie Technik. Bisher war es mit Lars Hoffmann nur ein stellvertretender Kommandant. Die Wahlleitung hatten Yvonn Rogowski, Miriam Knapp und Ralf Innetsberger. Es waren 35 Wahlberechtigte. Von den vier Kandidaten wurden Birgit Kritter und Fabian Hahl mit jeweils 24 Stimmen gewählt. Der Gemeinderat muss die Wahl nun noch in der nächsten Sitzung bestätigen.
Beförderungen und Erbnennungen übernahmen Kommandant Oehring und Bürgermeisterin Lisa Schlüter, die von „beeindruckendem Mut, Engagement und Zusammenhalt“ bei der Feuerwehr sprach. Kreisbrandmeisterin Stefanie Heck nahm zusammen mit Unterkreisführer Mattias Gerlach die Auszeichnungen durch das Land Baden-Württemberg vor und überreichten für langjährigen Dienst Urkunden und Ehrennadeln. Die Kreisbrandmeisterin, seit 1. Januar im Amt und auch Chefin der Unteren Katastrophenschutzbehörde, ging auf Kernkompetenzen, Finanzierung, Infrastruktur und Bevölkerungsschutz ein. „Wir brauchen für den Alltag resiliente Strukturen“, betonte Heck. Die Ehrungen des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Neckar übernahm dessen Vorsitzender Silvio Schädel. Er sei gerne nach Schwetzingen gekommen, dankte er der schlagkräftigen Truppe. „Wir werden alle Veränderungen gemeinsam schaffen“, versprach er die Unterstützung des Kreisverbandes. Abschließend dankte Kommandant Lars Oehring allen Anwesenden und lud die Feuerwehrleute und ihre Gäste zu einem Glas Sekt und zum gemeinsamen Essen ein.
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