Die Aussage „Ihr esst meinem Essen das Essen weg“ ist einer der häufigsten Kommentare, den man als Vegetarier oder Veganer an den Kopf geknallt bekommt. Es ist zugleich auch das Abbild dafür, wie wenig informiert und reflektiert viele Menschen sind. Denn die Fakten sprechen andere Bände: Unsere Fleischeslust hängt unmittelbar mit dem Welthunger in vielen Dritte-Welt-Ländern zusammen. „Wie das?“, fragen Sie sich vielleicht, angesichts der zahlreichen Kilometer, die uns trennen.
Die Flächennutzung der Viehwirtschaft ist das Problem. Hier geht es nicht um den knappen Raum, den die Tiere in der Massentierzucht eingeräumt bekommen. Sie stehen in den Masttier-ställen auf engstem Raum eingepfercht. Die Rede ist von den riesigen Landflächen, die für den Anbau des Viehfutters der rund 75 Milliarden Nutztiere weltweit benötigt werden. Dafür wird weltweit ein Drittel aller Anbauflächen aufgewendet. In der EU ist die Zahl der Heinrich-Böll-Stiftung zufolge sogar noch größer: 60 Prozent entfallen hier auf die Futtertröge der Viehwirtschaft.
Das ist äußerst ineffizient. Schließlich könnten die angebauten Nutzpflanzen direkt den Menschen ernähren. Über den Weg über das Tier entstehen erhebliche Verluste: Im weltweiten Durchschnitt kommen aus sieben Kalorien Nutzpflanzen, die man den Tieren füttert, nur eine Kalorie Fleisch heraus. Ein Großteil der Nahrungskalorien braucht das Tier für den Stoffwechsel. Bei über 800 Millionen Menschen auf dem Erdball, die unter Hunger leiden, sowie zwei Milliarden, die von Mangelernährung betroffen sind, sind solche Verluste ein Armutszeugnis.
Weltweit betrachtet steigt der Fleischkonsum an. Dem Fleischatlas 2021 zufolge hat sich der weltweite Fleischkonsum innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. In Deutschland liegt der Fleischverbrauch pro Kopf bei 57,3 Kilogramm im Jahr (Stand: 2020) – Tendenz leicht rückläufig. Würden sich alle Menschen so ernähren, wie in Deutschland üblich, müsste die gesamte bewohnbare Fläche der Erde als Agrarfläche genutzt werden. Das sprengt jede Verhältnismäßigkeit. Mit einer pflanzlichen Ernährung isst man also kein Viehfutter weg, sondern zeigt Verantwortung den Menschen gegenüber, deren Zugang zu Nahrung stark eingeschränkt ist.
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