So langsam verzieht sich die dunkle Jahreszeit, die Blumen strecken ihre Köpfe den stärker werdenden Sonnenstrahlen entgegen – nur wir Menschen brauchen etwas länger, um die triste Zeit hinter uns zu lassen und Frühlingsgefühle zu entwickeln.
Die „Alive Vocals“ wollten diesen Prozess mit ihrem Konzert „Frühlingsstimmen“ beschleunigen und luden dazu auch diesmal wieder namhafte Chöre der Region ein. Zur achten Auflage setzte der Gesangsverein vor allem auf den Nachwuchs und ließ diesen ans Mikrofon – „das wollen wir Ihnen nicht vorenthalten“, sagte Moderatorin und Vorsitzende Andrea Wilhelm. Denn neben dem Jugendchor der „Alive Vocals“ begeisterte besonders das „Hebel-Trio“, bestehend aus Zoeh Schwarz, Lyah Fitterer und Sophia Groß vom Hebel-Gymnasium. A cappella, also ohne musikalische Begleitung, präsentierten die drei Mädchen ihre Stimmgewalt mit Bruno Mars’ „Count on me“ – und zeigten anhand von „Scarborough fair“, dass sie auch mit Titeln, die weit vor ihrer Zeit bekannt wurden, bestens zurechtkommen – Simon & Garfunkel hätte diese Version gefallen.
Ebenso stimmstark wie erfrischend war der Auftritt des Jugendensembles „Sing & Dance“ der Walldorfer Constatia: Nicht nur, dass alle elf Chormitglieder auch solo überzeugen konnten – neben Gesang setzten die Jugendlichen auf eine Choreografie, die nur im Zusammenhalt der Gruppe funktionierte. Das Teamwork war auch vor der Bühne spürbar und berührte jeden Besucher im Saal: „Die gefallen mir super“, findet Anita Lindmayer, die im Übrigen die glückliche Gewinnerin unserer Kartenverlosung war. Besonders gut gefiel ihr die Abwechslung im Programm und auch ihre Freundin Gabi Oberhardt, die als Mitglied des Plankstadter Chors „PlankTon“ im Lutherhaus selbst schon einmal Bühnenluft schnuppern durfte, genoss ihren Platz vor der Bühne.
Auch Choreografien überzeugen
Die „Alive Vocals“ und ihr Chorleiter Niko Connor bewiesen einmal mehr, dass ihr Repertoire genauso bunt ist wie die Jahreszeit, die sie hervorrufen möchten – es ging vom stimmungsvollen „Happy“ über eine Gänsehaut-Prise von König der Löwen mit „Can you feel the Love tonight“ bis hin zu einem Traum vom sonnigen Kalifornien mit „California Dreamin’“. Das Jahreszeiten-Motto sah man den Sängern an bunten Schals und Krawatten an – und das wollen sie nun erweitern: „Nach dem Frühling kommt der Sommer und auch ihn wollen wir besingen und ein Sommerkonzert geben“, verriet Andrea Wilhelm. Geplant ist der Auftritt für den Sommeranfang am Sonntag, 21. Juni. Details werden noch bekanntgegeben.
Unter die Chöre mischten sich in diesem Jahr eine Band und ein Pianist. Jörg Schreiner interpretierte „Über den Wolken“ neu als „Jamaica-Version“ mit einem Saxofonisten an seiner Seite. Außerdem gab’s für die Besucher eine Kostprobe ihrer aktuellen CD. „Du fühlst dich gut an, Baby“ soll daran erinnern, sich selbst nicht immer kleinzumachen. „Hört auf damit, ständig an euch rumzunörgeln“, appellierte Jörg Schreiner, „ihr seid gut so, wie ihr seid!“
Ebenfalls aus eigener Feder war das Stück, das Pianist Claude Schmidt präsentierte, der die meisten Chöre den Abend über begleitete. „Wie hört sich der Mozart von heute an?“, wollte er wissen und komponierte Stücke des populären Musikers um. Schmidt, der in der Schule „Amadeus“ genannt wurde, haute mit einer Leidenschaft in die Tasten, dass das Publikum wild mitklatschte – aus dem Takt bringen ließ er sich dadurch nicht. Der Höhepunkt an Unterhaltung war die Performance der „Flying Lips“ aus Mannheim-Seckenheim.
Kräftige Stimmen gepaart mit zahlreichen Outfitwechseln – so trug man zum „Oberkrainer Medley“ Dirndl und Halstücher im Edelweißdesign und die erfrischende Chorleiterin Antje Geiter brachte ganze drei Kleiderwechsel zustande. Spätestens mit ihrer eigenen Version des allseits bekannten „Fliegerlieds“ – und dazu passenden Propeller-Schirmmützen – brachten sie auch den letzten Besucher im Saal in Stimmung.
„Chor ist eben nicht gleich Chor“ brachte es Andrea Wilhelm auf den Punkt. „Singen muss nicht statisch sein, Singen ist abwechslungsreich!“ Was die Auftritte jedoch alle gemeinsam hatten, war die Energie und Freude, die sich auf das Publikum transportierten und dafür sorgten, dass jeder mit ein wenig Frühling im Herzen nach Hause ging. Oder, wie es das Schlusslied des Abends formulierte: „Thank you for the Music“, „Alive Vocals“ und Gastchöre.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-fliegerlied-mit-propellermuetzen-_arid,1614176.html