Schwetzingen. Ein Baumporträt in zehn Bildern – ganz gleich ob Laub, Nadel oder Palme, in vollem Saft, halb am Leben oder tot – das war die Aufgabe für die 15 Fotografen des aktuellen Fotosalons der Volkshochschule (VHS) Schwetzingen. An diesem Samstag, 4. Februar, um 16 Uhr ist die Vernissage im Franz-Danzi-Saal des Kulturzentrums, Mannheimer Straße 29.
Jessen Oestergaard, Fotograf und Leiter des VHS-Workshops, entschied sich für das Thema Natur, eingefangen in einer großen und neun kleinen Aufnahme zu unterschiedlichen Zeiten und Lichtverhältnissen, aus verschiedenen Perspektiven, in der Totale, im Ausschnitt und im Detail. Auf dem ersten Exponat ist der Baum in seiner ganzen Größe zu sehen, auf dem zweiten die kleinen Fotografien zu einem Tableau zusammengefügt.
Es lohne sich, Bäume, lange das Sinnbild für eine ewig intakte und verlässliche Natur, als vielfältige Individuen näher zu betrachten, so Jessen Oestergaard. Sie würden zunehmend vertrocknen, Unwettern zum Opfer fallen und abgeholzt werden.
Fotosalon der Volkshochschule Schwetzingen: Im Trend ist „slow photography“
Bäume leisten nicht nur ihren Beitrag zum Naturhaushalt, dienen als Werkstoff und stehen symbolisch als Schutzbringer, sie sind in der Regel äußerst langlebig und fungieren so als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Diese mythischen Wesen galt es nun zu beobachten und über die rund sechsmonatige Dauer des Workshops zu verfolgen. Der Auftrag spiegelt den neuen Trend „slow photography“ wider. Er beschreibt die Abkehr vom schnellen Knipsen hin zur bedachtsamen Annäherung an das Motiv. Auch die Komposition des Tableaus ist als mehrstufiger Prozess zu sehen. Die Einzelbilder sollten unterschiedliche Ansichten zeigen und zu einem ästhetischen Gesamtwerk angeordnet werden.
Frohgemut gingen die Fotografen ihren Auftrag an. Bäume sind in der Region noch immer zahlreich zu finden, sie laufen nicht weg und man muss nicht fragen, ob sie fotografiert werden wollen. Es stellte sich jedoch heraus, dass ein geeignetes Exemplar bisweilen schwierig zu entdecken war und dass sich das gewünschte Wetter inklusive natürlicher Beleuchtung nicht bestellen ließ. So besuchten die Teilnehmer ihren Baum zwangsläufig häufiger und intensiver als gedacht. Rund ein Dutzend Mal schaute man wohl bei seinem Baum vorbei.
Fotosalon der Volkshochschule Schwetzingen:30 Meter hohes Prachtexemplar
Für Sibylle Wegner gab es in der Wahl des Motivs keine Zweifel. Sie kennt die Linde am Neckarufer in Heidelberg quasi ihr ganzes Leben. Mit dem Großvater oft aus Handschuhsheim herspaziert, hat sie das über 30 Meter hohe Prachtexemplar seit Jahren im Blick. Darüber hinaus führt ihr täglicher Weg zur Arbeit daran vorbei. Ob bei Sonnenschein oder im Morgennebel hat sie nun den Solitär gigantisch majestätisch ins Bild gesetzt.
Claus Marschner, als Einziger neu im Kreis der Fotosalonisten, beschritt einen ganz anderen Weg. Seine erste Präferenz unter neun Bäumen war letztlich „zu schön“ und damit ein Großteil seiner umfangreichen Bildausbeute unbrauchbar. Er suchte weiter nach einem Charakterbaum, der die Vergänglichkeit dokumentiert und fand einen Walnussbaum. Die Hälfte fehlt, Äste sind abgestorben und abgebrochen und doch trägt er noch Früchte. Im Hochsommer lichtete er den Invaliden frei stehend auf gemähtem Feld bei flirrender Hitze ab. Als zweiten Schritt fotografierte er buntes Papier, legte diese Bilder unter seine ursprünglichen Baumfotos und verlieh seinem nun künstlich farbigen Werk eine surreale Anmutung.
Fotosalon der Volkshochschule Schwetzingen: Auftakt mit Diashow
Peter Reineke, dem am Rande einer Fußgängerzone ein Stumpf „über den Weg gelaufen“ ist, wählte ebenfalls ein fantasievoll-kreatives Herangehen. „Verliebt in das arme Teil“, inszenierte er ihn auf unterschiedlichen Bildausschnitten als Riesengebirge. Eine Schnecke auf dem Weg nach oben oder zwei Spielzeugautos, die in eine Baumschlucht stürzen, laden ein zur genaueren Betrachtung und erzählen kleine Geschichten.
Wer sich für Bäume und die Vielfalt der fotografischen Herangehensweise interessiert, kann wieder live dabei sein, wenn am Samstag, 4. Februar, um 16 Uhr im Franz-Danzi-Saal des Schwetzinger Kulturzentrums die Vernissage beginnt. Wie vor der Corona-Pause wird es eine Diashow mit Extra-Bildmaterial aus dem Fotosalon geben. Zu sehen sind die Bilder in der Galerie der VHS bis zum 19. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten und bei freiem Eintritt.
Es stellen beim 15. Fotosalon in Schwetzingen aus: Rüdiger Arndt, Monika Bauer, Anton Böhm, Petra Disch, Ruth Fugger, Pascale Grote, Frank Höltermann, Dirk Hustede, Claus Marschner, Peter Reineke, Eva Schmidt, Tom Starzinski, Manfred Walter, Sibylle Wegner und Marcus Woida.
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