Schwetzingen. Die Gedanken sind frei, Motive, Perspektiven, Techniken und Farbgestaltung ebenso. Verbindlich ist beim 16. Fotosalon der Volkshochschule allein das Thema „Geheimnisvoll“ und die Anforderung, Bildpaare zu produzieren, die eine erzählerische Komponente besitzen. Die Vernissage ist am Samstag, 3. Februar, um 17 Uhr im Danzi-Saal des Kulturzentrums sowie der Galerie der Volkshochschule in Schwetzingen, Mannheimer Straße 29.
Vieles kann geheimnisvoll, rätselhaft, undurchsichtig, unerklärlich, magisch oder mystisch sein, und genau das macht die Aufgabe, die Jessen Oestergaard, der Leiter des VHS-Workshops, seinen Fotografen stellte, extrem schwierig. So jedenfalls berichten die 14 Teilnehmer über ihr mühevolles Unterfangen.
Jessen Oestergaard ist als Aussteller beim Schwetzinger Fotosalon dabei
Der Herausforderung stellten sich diesmal: Rüdiger Arndt, Monika Bauer, Anton Böhm, Petra Disch, Ruth Fugger, Pascale Grote, Claus Marschner, Alfred Maurer, Jessen Oestergaard, Peter Reineke, Eva Schmidt, Tom Starzinski, Norbert Theobald, Manfred Walter, Sibylle Wegner. Auch Fotosalon-Leiter Oestergaard stellt diesmal mit aus.
Die Aufgabe für die Teilnehmer erläutert er im Gespräch näher: „Die beiden Aufnahmen sollen quasi eine Szene darstellen, gerade so wie wenn man einen unbekannten Film in der Mitte anhält. Wir wollen diesmal Interesse wecken, aber auch Fragen aufwerfen. Es ist ein bisschen eine Provokation des Betrachters und insofern keine reine Unterhaltungsveranstaltung. Es geht hier nicht um schöne Bilder.“ Mitdenken ist also auch beim Betrachter gefragt. Er soll den eigenen Assoziationen Raum geben und dann entscheiden: Spricht mich das Exponat an? Teilnehmer Tom Starzinski, im Fotosalon bekannt für außergewöhnliche, gern etwas schräge Motive, erläutert die vorgegebene Herangehensweise beim diesjährigen Fotosalon noch detaillierter: „Die Bildpaare sollen etwas Geheimnisvolles, Verborgenes abbilden. Das zweite Bild müsste idealerweise einen Beitrag zur Lösung des Geheimnisses liefern, sollte es aber nicht offenbaren“.
Für „Dark Light“ lichtet Tom Starzinski eine Hafenszene im Dunklen mit bunten Lampions ab. Im zweiten Bild sind vor gleicher Umgebung eine Frauenfigur, umhüllt von Blisterfolie, mit einem Stock im Vordergrund zu sehen sowie und eine weitere Figur im Hintergrund ebenfalls mit Stock.
„Flash Light“ zeigt das gestochen scharfe Bild eines Objektivs, gehalten von den Händen des Fotografen, von dem im schwarzen Hintergrund rein gar nichts zu sehen ist. Auf dem zweiten Bild ist das unscharfe, überbelichtete Abbild eines Mannes zu sehen. Auch die Titel der Aufnahmen bringen hier keine weitere Erkenntnis. Etwas hilflos fragt sich der Betrachter: Wo ist die Geschichte und wenn ja, wo ist die Aufklärung? Der Künstler lacht und sagt: „So muss es sein.“
Fantastische Techniken beim Fotosalon in Schwetzingen
Claus Marschner, zum zweiten Mal beim Fotosalon dabei, erzählt, dass er lange Zeit „am Thema gescheitert“ sei, aber dann doch einen Weg für sich gefunden habe. Zahlenreihen im Hintergrund, ein alter Porzellanpuppenkopf im Vordergrund und im zweiten Exponat viele übereinandergelegte Fotografien des Puppenkopfs, wiederum mit Zahlen dahinter. „Künstliches Unbehagen“ ist der Titel seines Werks und die Andeutung seiner Intention. Monika Bauer bildet ein menschenleeres Schwimmbecken streng symmetrisch ab. Im Wasser spiegeln sich Wände und Leuchten der Schwimmhalle. Im zweiten Bild ist eine einzige Veränderung zu bemerken: An der Leiter ins Becken ist die Spiegelung einer Figur im Wasser zu sehen, nicht aber die Figur. Der Titel ist „Eingetaucht“. Die Fotografin ist überzeugt, dass die Betrachter der Ausstellung „einen eigenen Zugang finden und eine geheimnisvolle Geschichte in den Bildern entdecken können“.
Zugang zu Petra Dischs geheimnisvollem Exponat „Fluch des Monddiamanten“ hat am ehesten der Betrachter, der den gleichnamigen historischen Kriminalroman kennt. Einzigartig im Fotosalon ist hier wieder die Technik, die die Druck-Expertin für ihre Aufnahmen angewandt hatte: Belichtung eines Bananenblattes durch Sonneneinstrahlung. Auch ihr zweites Exponat bedient sich dieser Technik: „Metamorphose CatWoman“ zeigt zwei Aufnahmen eines Katzenkopfs.
Bei Peter Reineke geht es klar erkennbar um ein Gewaltverbrechen – ein Messer steckt in einer Zitrone – heraus tropft Blut. Aber wer ist der Täter, was ist das Motiv, wieso ist das Zitronenblut rot? Fragen über Fragen – die Antworten fehlen: Und der Titel „Zitronenrot“ gibt auch keine sachdienlichen Hinweise.
Wer beim 16. Fotosalon miträtseln möchte, keine endgültigen Antworten einfordert und seine Gedanken spielen lassen möchte, ist eingeladen zur Vernissage. Wie stets hat Jessen Oestergaard eine Diashow mit den gedruckten Exponaten und vielen weiteren Aufnahmen der Fotografen, unterlegt mit Musik, zusammengestellt.
Die Ausstellung der 30 Werke wird bis zum 18. Mai zu den üblichen Öffnungszeiten der VHS zu sehen sein.
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