Schwetzingen. Am Boden ist eine farbenrohe Musterdecke ausgebreitet, darauf sind Kerzen platziert, die eine heimelige Wärme ausstrahlen. Bequeme Kissen liegen im Rund um das Arrangement, hier haben die Teilnehmerinnen Platz. Die Orte der Treffen können variieren, der Inhalt ist immer die Gemeinschaft, der Austausch der Frauen untereinander. Kristina Semmler und Marion Güttler laden Frauen in diesen „FrauenHerzRaum“ ein.
Der Frauenkreis richtet sich an alle Frauen jedes Alters in Schwetzingen und Umgebung. Was genau ist der „FrauenHerzRaum“?
Kristina Semmler: Die Idee basiert auf der alten Tradition der Frauenkreise und dient dazu, Frauen untereinander zu vernetzen, sich gegenseitig zu stärken, in die eigene Kraft zu kommen und zu entspannen. Wir treffen uns einmal im Monat und haben immer ein Thema als Schwerpunkt. Wir möchten möglichst viele Frauen erreichen und gehen von einem hohen Bedarf aus. Das Ganze läuft auf Spendenbasis, damit wir Raummiete und andere Kosten decken können.
Kontakt
Kristina Semmler und Marion Güttler erreicht man unter den Nummern 0162/90 29 000 oder 0176/60 15 17 44. Der „FrauenHerzRaum“ findet immer am letzten Freitag im Monat von 19 bis 21 Uhr statt. Eine Anmeldung ist notwendig. Da wird auch Ort der Treffen mitgeteilt.
Sie sprechen von einer alten Tradition der Frauenkreise, erklären Sie das bitte?
Semmler: Frauenkreise haben ihren Ursprung in alten matriarchal organisierten Kulturen. Schon immer kamen Frauen, besonders im Zusammenhang mit dem Neumond, in Kreisen zusammen, um ihrer zyklischen Natur durch Zeremonien und Rituale näher zu kommen. Aktuell lebt diese alte Tradition auf der ganzen Welt wieder auf und lässt dadurch die weibliche (Ur-)Kraft wieder erstarken – in unserer heutigen nach wie vor patriarchalischen Gesellschaft. Frauen leben häufig noch in Unterdrückung, Konkurrenz und Neid und versuchen, irgendwelchen Rollen gerecht zu werden, die ihnen durch die mediale Welt vorgelebt werden. Im Frauenkreis zusammenzukommen bedeutet, das alles ablegen zu dürfen, sich frei zu machen von Rollen und Bildern und sich zu zeigen, wie man als Frau wirklich ist und sich dabei eben auch auf die weiblichen Kräfte zu besinnen.
Sie sind NLP-Coach, fassen Sie das System der neurolinguistischen Programmierung in eigene Worte?
Semmler: NLP steht für neurolinguistisches Programmieren oder wie mein NLP-Mentor zu sagen pflegt auch für „nachhaltige, liebevolle Persönlichkeitsentwicklung“. Und genau das ist es für mich, ein Methodenkoffer, der mir die Möglichkeit gibt, meine Klientinnen und Klienten bei Veränderungsprozessen zu begleiten und das Ganze mit einer wertschätzenden positiven Grundhaltung. Von Fragetechniken, die man auch aus dem systemischen Coachingansatz kennt, bis hin zu Aufstellungsarbeit und der Arbeit mit inneren Bildern bietet mir NLP im Coaching verschiedene Ansatzpunkte. Ein NLP-Coach arbeitet immer lösungs- und ressourcenorientiert mit dem Ziel der persönlichen Weiterentwicklung des Klienten.
Frau Güttler, Sie sind „Doula“, haben also viel mit Emotionen, tiefen Erfahrungen rund um die Geburt zu tun, wie ergänzen sich Ihre beiden Betätigungsfelder im „FrauenHerzRaum“ und wie kam die Idee zu den Treffen zustande?
Marion Güttler: Da ich während meiner Ausbildung zur „Doula“ überhaupt erst mit „Frauenkreisen“ und deren Organisation in Berührung kam, entstand die Idee. „Doulas“ fühlen sich durch ihre tiefe Verbundenheit mit der Weiblichkeit und dem Leben, häufig dazu berufen, Frauenkreise zu führen. Für mich war auch sehr schnell klar – ich möchte auch irgendwann einmal mit vielen wundervollen Frauen diese Kraft spüren. Da Frau Semmler und ich in vielen Bereichen auf einer Wellenlänge sind, lag es für mich sehr nahe, ihr meine Idee vorzuschlagen. Danach ging alles recht schnell und läuft seit unserem ersten Treffen im April sehr einfach und unkompliziert. Die Aufgaben sind bereits aufgeteilt und jede von uns kann durch ihre jeweils unterschiedlichen Ausbildungen und zahlreichen Fortbildungen verschiedene Inputs und Methoden einbringen. Außerdem sind wir beide Mütter und Frauen, die sich in unserer heutigen – nicht immer einfachen – Gesellschaft „durchschlagen“. Und so fiel es uns von Anfang an leicht, für Frauen einen Raum zum Austausch zu schaffen. Und jedes Mal kommen wir wieder an diesen Punkt zu erkennen: Ich bin nicht allein mit diesem Thema, anderen Frauen geht es auch so! Die Frauen schätzen genau diesen wertfreien Austausch sehr.
Wie läuft so ein Treffen ab?
Semmler: Wir kommen einmal im Monat im Kreis zusammen. Nach der Begrüßung starten wir mit einem kurzem „Sharing“. Das heißt jede Frau berichtet kurz, wie es ihr geht, also wie sie heute hier ist. Dabei geht es nicht darum, aus dem Alltag zu berichten, sondern seine Gefühle zu schildern. Jeder darf, niemand muss etwas sagen. Dann kündigen wir das Thema des aktuellen Treffens an. Wir haben immer einen Schwerpunkt pro Abend, zum Beispiel „Die weibliche Intuition“, „Schönheit und mein Körper“, „Mir selbst nah sein“ oder „Der weibliche Zyklus“. Passend zum Thema des Abends geben wir einige Impulse, also Denkanstöße oder auch Fragen zur Selbstreflexion. Die Teilnehmerinnen werden dabei angeregt, aus einer anderen Perspektive auf sich und vor allem auch auf ihr Leben als Frau in unserer Welt zu blicken. Danach gehen wir mit den Teilnehmerinnen ins Gespräch und besprechen eventuelle Probleme oder Stolpersteine, die jeder so hat. Der Austausch untereinander dient dazu, die Erfahrungen der anderen zu hören und voneinander zu profitieren. Denn was wir alleine nicht lösen können, schaffen wir gemeinsam! Anschließend machen wir uns Notizen oder kreieren etwas, das jede Frau als Erinnerung mit nach Hause nehmen kann. Zum Beispiel haben wir intuitiv Steine bemalt oder ein Meersalz-Olivenöl-Peeling hergestellt. Diese kleinen „Anker“ erleichtern es uns, uns in unserem Alltag an die Impulse aus dem „FrauenHerzRaum“ zu erinnern. Denn Ziel ist es, mehr Achtsamkeit, Entspannung und Selbstfürsorge in unseren Alltag zu integrieren und unser Frausein mehr zu schätzen und zu zelebrieren. Im Anschluss leiten wir passend zum Thema eine Meditation an, in der jede Frau noch mal tief in die Entspannung eintauchen kann und mit inneren Bildern die Impulse des Abends verankert werden. Auch eine Körperreise und progressive Muskelrelaxation sind Entspannungsmethoden, die anstelle der Meditation zum Einsatz kommen. Mit einem kleinen Abschlussritual beenden wir den Abend.
Kann man von „Ergebnissen“ nach den Begegnungen sprechen und werden diese in irgendeiner Weise vertieft?
Güttler: Wir sprechen jedes Mal die Zeit nach dem letzten Treffen an: Was hat sich seitdem verändert im Leben der Frauen? Was konnte umgesetzt werden? Welche Fragen sind in der Zwischenzeit aufgetaucht? Ziel ist es, immer achtsamer und bewusster zu werden. Oft berichten uns die Frauen, dass sie noch Tage nach dem Treffen ganz beschwingt oder beseelt waren. Die positive Energie und die Kraft, die uns der Kreis gibt, lassen sich schwer in Worte fassen.
Sie erbitten einen Beitrag zu Ihnen entstehenden Kosten, wofür setzen Sie das Geld ein?
Semmler: Wir haben keine eigenen Räume und zahlen Raummiete. Wir sorgen immer für Getränke, Obst, Knabbereien und etwas Selbstgebackenes. Außerdem kaufen wir die Materialien ein.
Gibt es von Ihnen beiden ein privates Lebensmotto? Verraten Sie es uns?
Semmler: Privat würde ich sagen „Bleib Dir selbst treu und entwickle Dich immer weiter!“ Beruflich als Coach ist mein Motto „Glück und Gesundheit beginnen bei Dir, lass uns gemeinsam den ersten Schritt machen!“ Güttler: Meine beiden privaten Lebensmottos: „Erfreue Dich an den kleinen Dingen des Lebens“ und „Gehe Deinen eigenen Weg – Du kannst es nicht jedem recht machen.“
Was wünschen Sie sich für die Treffen im „FrauenHerzRaum“?
Semmler und Güttler: Wir wünschen uns für den „FrauenHerzRaum“ viele Frauen, die mit uns gemeinsam Lust haben, sich immer wieder mit sich selbst und ihrer Weiblichkeit auseinanderzusetzen, die die liebevolle Verbindung zu anderen Frauen suchen, frei von Konkurrenz und Neid, und die diesen Zauber des Frauenkreises mit uns erleben wollen!
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