Schwetzingen. Festes Schuhwerk und Arbeitsbekleidung waren hier auf jeden Fall gefragt. Zwar lud das bedeckte und regnerische Wetter nicht zu einem Wandertag ein, war jedoch etwas vorteilhaft für den Pflegeeinsatz des Naturschutzbundes (Nabu) im Hirschackerwald. Denn durch die feuchte Erde konnten die nicht erwünschten Pflanzen im Wald besser entfernt werden als in trockenem Waldboden.
Aus diesem Grund versammelten sich 21 Erwachsene und sieben Kinder am vergangenen Samstag im nationalen Naturerbe Hirschackerwald. Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann und Vorsitzender des Nabu Schwetzingen Frank Nürnberg veranstalteten diesen Pflegeeinsatz mit dem Ziel, Biotope für Sandstrohblume und Ziegenmelker zu fördern. Um dies zu erreichen, mussten die Helfer jedoch kräftig mit anpacken: Die im Wald vorhandenen invasiven Pflanzen, auch Neophyten genannt, mussten mit Gartenhacke und weiteren Utensilien händisch ausgegraben werden.
Hirschackerwald Schwetzingen: Ausgangspunkt Forsthütte
Erste Anlaufstelle des Einsatztrupps war die Forsthütte des Nabu mitten im Hirschackerwald, wo Baumann zunächst einige Worte an die Teilnehmer richtete. “Dieser Wald ist von landesweiter Bedeutung”, machte der Landtagsabgeordnete klar und erklärte danach die Geschichte der Hirschacker Dünengebiete. Damit auch nicht die falschen Pflanzen aus der Erde entnommen wurden, erläuterte Nürnberg bildlich, welche konkurrenzstarken Pflanzen entfernt werden sollten.
Im Fokus standen dabei schmalblättriges Greiskraut, spätblühende Traubenkirschen, Robinien, Götterbäume und Mahonien. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt und zogen anschließend los. Diese konzentrierten sich jeweils auf verschiedene Einsatzgebiete. Das Team, das für die Entfernung von Götterbäumen zuständig war, wurde beispielsweise von Nabu-Pflegetruppmitglied Jendre Sik begleitet. Kleine, gerade Baumstängel entpuppten sich als diese Neophyten, die mit Spaten und Hacken aus dem Erdboden ausgegraben werden sollten. Das Team aus acht Personen machte sich sofort an die Arbeit.
Dies forderte vollen Einsatz: Nasse Erde bedeckte die Schuhe und besonders viel Kraft wurde gebraucht, um die Wurzeln des Baumes zu erwischen – ohne Wurzel kann der Baum nämlich weiterwachsen. Kerstin Nathusius und ihr Mann Uli Maldacker schafften es erfolgreich, einige der hartnäckigen Pflanzen aus dem Waldboden zu schaufeln. Beide sind täglich im Hirschackerwald unterwegs und kennen sich dort aus.
Durch diese Zeitung wurden sie auf die Aktion des Nabu aufmerksam und entschlossen sich, bei dem Pflegeeinsatz mitzuwirken. “Wir fangen die Rente mit sinnvollen und guten Taten an”, lachte Nathusius und machte sich weiter an das Ausgraben eines Götterbaums. Einfach war diese Arbeit sicherlich nicht, denn tiefe und abknickende Wurzeln verbargen sich unter der doch sehr kleine Pflanze.
Hirschackerwald Schwetzingen: Keine Gnade mit Neophyten
An einer anderen Stelle des Waldes stellten sich die Neophyten der anderen Gruppe ebenfalls als hartnäckig heraus. Auf einer baumfreien Stelle ging es den zähen spätblühenden Traubenkirschen an den Kragen. “Die werden vom Nabu ziemlich radikal abgemacht”, erklärte Baumann – Alle alten Samenbäume wurden vom Naturschutzbund entfernt. Für die Gruppe des Pflegeeinsatzes reichte es aus, nur den Jungwuchs auszugraben. Auf einer großen Plane wurden die Pflanzen gesammelt, um anschließend entsorgt zu werden. Mit der Zeit wurde die Plane immer mehr von herausgegrabenen Neophyten bedeckt.
„Da kommt schon was zusammen in ein paar Stunden”, meinte eine Teilnehmerin. Sie war mit eigenem Werkzeug bestens vorbereitet, um dem invasiven Gewächs ein Ende zu bereiten und habe durch ihren eigenen Garten Erfahrung. Nach fast zwei Stunden nahm die Aktion bei Dämmerung ihr Ende und alle Gruppen trafen sich wieder an der Forsthütte.
Die harte Arbeit wurde anschließend mit belegten Brötchen und Brezeln ausgiebig belohnt. Das Ausgraben bei Wind und Regen forderte seinen Tribut bei den Teilnehmern und der Magen knurrte nach den körperlichen Anstrengungen. Jedoch stand die Zufriedenheit allen Teilnehmern ins Gesicht geschrieben. Der Nabu sei sehr positiv überrascht gewesen, wie viele sich für den Pflegeeinsatz bereit erklärt hatten und zudem sehr glücklich über das Ergebnis des Tages. Der Grund für die Aktion ist wohl für alle Beteiligten am Ende dieses Tages klar gewesen: Ein Gefühl für das Kleinod zu bekommen und die wüstenartige Landschaft zu schützen.
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