Demonstration

Fridays for Future in Schwetzingen: Klare Botschaften ans Bewusstsein

In einer Demokratie ist die Zahl derer, die sich beteiligen, nicht ganz unwichtig. Von fast 1000 Schülern des Hebel-Gymnasiums kamen rund 90 zu dem Protestmarsch mit anschließender Kundgebung.

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Stefan Kern
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Die "Fridays For Future"-Aktivisten ziehen durch Schwetzingen. © Andreas Gieser

Schwetzingen. Enttäuscht waren Charlotte Conrad und Andy Lin, die beiden Organisatoren der Klimaschutzdemonstration Fridays for Future am Freitag in Schwetzingen, nicht. Aber sie hätten sich ein paar Teilnehmer mehr gewünscht.

In einer Demokratie ist die Zahl derer, die sich beteiligen, nicht ganz unwichtig. Von fast 1000 Schülern des Hebel-Gymnasiums kamen rund 90 zu dem Protestmarsch mit anschließender Kundgebung. Zu sagen, dass die Zahl der Teilnehmer umgekehrt proportional zu den möglichen Konsequenzen des Klimawandels steht, ist da nicht völlig übertrieben.

Fridays for Future in Schwetzingen: Kopfschütteln bei Passanten

Natalie, 16 Jahre alt, glaubt, dass etliche frustriert sind. In den vergangenen Jahren habe es viel Engagement gegeben, aber erreicht wurde nicht viel. Eine Bilanz, die durchaus zutreffend ist. Doch die Schüler, die bei der Demo waren, ließen sich davon nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: Sehr laut und bunt liefen sie hinter dem Banner „Unsere Zukunft schmilzt mit“ von der Schule über den Bahnhof, am Schloss und Rathaus vorbei bis zu den Kleinen Planken und machten lautstark auf ihr Anliegen aufmerksam.

Eine deutliche Botschaft einer Schülerin. © Andreas Gieser

Auf diesem Weg ernteten die Schüler auch Kopfschütteln. Ein Passant rief: „So jung und schon so blöd“. Den Schlachtruf der Schüler „Kohle – Stopp“ quittierte ein Passant mit den Worten: „Womit soll den sonst geheizt werden?“ Doch die Mehrheit schien dem Anliegen der Jugendlichen positiv gegenüberzustehen. Was dann doch nicht so überrascht, da die Faktenlage nur noch wenig Spielraum lässt. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt kontinuierlich. Die berühmte Keeling-Kurve, die seit 1958 auf dem hawaiianischen Mauna Loa die CO2-Konzentration in der Luft aufzeigt, wuchs von knapp über 310 CO2-Moleküle pro eine Million Luftteilchen auf mittlerweile knapp über 420. In der Folge steigen auch die weltweite Durchschnittstemperatur und der Meeresspiegel ohne Pause laufend an. Es ist eine Kurve, die, je höher sie steigt, die Zukunft zusehends verfinstert. Ein Zusammenhang, den die Schüler auf ihren Plakaten, wie „Ohne Vernunft keine Zukunft“ oder „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“ griffig darstellten.

Schwetzingen

Schwetzingen: Fridays for Future am 20. Januar 2023

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Eigentlich, so die 17-jährige Sarah, sei das ja alles schon lange bekannt. Und doch würde noch immer nicht jeder glauben, dass „das alles mit uns und unserem Verhalten zu tun hat“. Sie, genau wie alle bei Fridays for Future, ist davon überzeugt, dass jeder Teil des Problems ist, aber damit eben auch gelte, dass jeder ein Teil der Lösung werden könne.

Fridays for Future in Schwetzingen: Verhaltensänderungen helfen

Sehr deutlich wurden die Schüler während der Kundgebung auf den Kleinen Planken. Für Andy Lin (kleines Foto) gibt es gerade nicht viel, was Hoffnung macht. Es würden viele Sackgassen betreten, die nur tiefer ins Unglück führten. „Und Schuld daran tragen wir alle.“ Leider, so Charlotte Conrad (kleines Foto), gebe es für diese Schuld nach wie vor kein ausreichendes Bewusstsein. Dabei sei in weiten Teilen der Welt der Klimawandel bereits jetzt eine Klimakatastrophe, die Menschenleben kostet. Für sie steht außer Frage, dass „das alles mit uns zu tun hat und wir nicht so weiter machen dürfen wie bisher“.

Die Schülerinnen und Schüler lauschen auf den Kleinen Planken den Rednern aus ihrem Kreis. © Andreas Gieser

Was alles anders gehen könnte, erarbeiteten die Schüler am Hebel-Gymnasium in einer fächerübergreifenden Nachhaltigkeitswoche. Um den Regenwald zu schützen, müsste hier weniger Fleisch gegessen werden. Denn der Futteranbau ist einer der Treiber der Regenwaldzerstörung. Auch wegen des Wasserverbrauchs wären deutlich weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse sowie Getreide angezeigt. Auch müsse man nicht jedem Modetrend folgen, ein Fahrrad funktioniere auch, wenn es regnet und mit dem Zug anstatt dem Flugzeug zu verreisen, sei keine Katastrophe.

Am Ende galt für die Schüler, es kommt auf jeden an, denn jeder trägt Verantwortung. Und, das war der Jugendrätin Ana Sophie wichtig, „man muss nicht alles machen, nur weil man es kann“. Es waren Worte, die Pfarrer Steffen Groß sichtlich beeindruckten. Dass hier zu sehen und zu hören, mache Hoffnung, so der evangelische Seelsorger. Denn Klimaschutz gebe es, anders als Bundeskanzler Olav Scholz kürzlich erklärte, nicht ohne Verzicht und schon gar nicht umsonst. Eine Sicht der Dinge, die hier einhellig geteilt wurde.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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