Innerhalb ihrer Veranstaltungsreihe „Bäume im Stadtgebiet – Schattenspender, Luftfilter und Lebensraum“ organisierten die Schwetzinger Grünen einen botanischen Stadtspaziergang mit den Gartenbauingenieuren Maximilian Keller und Andrea Schieder durch die Oststadt, heißt es dazu in einer Pressemitteilung.
Vielfältige Baumarten säumen die Straßen der Oststadt: Silber- und Sommerlinden, Kugelrobinien, Rotdorn, Spitzahorn, Eschen und auch Maulbeerbäume. Wie Maximilian Keller betonte, haben auch neue Arten und Sorten ihre Berechtigung. In Australien und Nordamerika selektionierte Eschen gedeihen bei uns und kommen mit dem Klimawandel zurecht. Dagegen kann eine formgebende Schnitttechnik, wie man sie in der Richard-Wagner-Straße findet, Nachteile haben: Die Sommer- und Silberlinden ernähren keine Insekten, weil sie regelmäßig stark zurückgeschnitten werden und die einjährigen Triebe keine Blüten bilden. Und der dort ebenfalls wachsende Rotdorn leidet sowohl unter den trockenen Sommern der letzten Jahre als auch unter Befall durch Blattpilze und kümmert regelrecht dahin. Auch viele der Spitzahornbäume drohen einzugehen. Offenbar brauchen die Bäume Schutz und Pflege. Ideal wäre es, so Keller, tief wurzelnde, hohe und Schatten spendende Straßenbäume in größerem Abstand zu pflanzen. Sie sollten um sich herum breite, gern auch begrünte Baumscheiben haben, mit ausreichend Platz für das Wurzelwerk im Untergrund. Regenwasser kann dann versickern und Insekten können mehr Nahrung finden. Möglicherweise würde dadurch der ein oder andere Parkplatz wegfallen, aber dieser Verlust wäre sicherlich für die Stadtgemeinschaft zu verkraften, so die Anmerkung von Stadträtin Dr. Susanne Hierschbiel. „Bei Straßensanierungen und Neupflanzungen muss zukünftig das Fachwissen von Stadtgärtnerei und externen Fachleuten von Beginn an berücksichtigt werden. Auch wenn es, wie in diesem Sommer, einmal viel regnet, kommt das Wasser ja gar nicht bei den Wurzeln an, sondern fließt ungenutzt in die Kanalisation“, so Hierschbiel.
Trauriger Anblick eines Schulhofs
Auf die Frage nach geeigneten Substraten und Nutzung des Regenwassers zur Bewässerung der Stadtbäume erklärte Referent Keller, wie Pflanzungen dann aussehen sollten. Wie ein Schwamm muss das versickerte Wasser im Boden gehalten und bei Trockenheit abgegeben werden. „Dieses Schwammstadtprinzip soll bei der Bebauung des Pfaudlerareals ja zum Einsatz kommen. Für das restliche Stadtgebiet wäre es sicher genauso gut anzuwenden“, ergänzte Stadtrat Dr. Michael Rittmann, der bei der Führung ebenfalls dabei war.
Der Spaziergang endete auf dem Schulhof des Hebel-Gymnasiums. Hier allerdings sah es traurig aus. Der ganze Platz wirkt ungepflegt, einige wenige und zudem kleine Bäume stehen verloren in der versiegelten Steinwüste. Um das Mensagebäude wächst kein Grün. „Mit was für einem Bild von Architektur und Natur wachsen die Jugendlichen hier auf?“, fragte Andrea Schieder. Stadtrat Professor Josef Walch konnte nur zustimmen. Fordert die Fraktion der Grünen im Gemeinderat doch seit langem, die Sanierung des Schulhofes ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen. Andrea Schieder wies mehrfach auf die Bedeutung des Stadtgrüns für städtisches Klima und Temperaturregulation, für CO2-Speicherung und Sauerstoffproduktion hin. Und für die Artenvielfalt: Mehrere Tausend Insekten leben auf und von Bäumen, Vögel leben wiederum von den Insekten.
„Um Bäume muss man sich kümmern“, so Maximilian Keller. Hier können und sollten wir alle uns einbringen, zum Beispiel in dem wir den Straßenbaum vor dem Haus bewässern oder Blühinseln in den Baumscheiben anlegen, wie dies an einigen Stellen schon geschieht. Dabei könnten die Bürger von der Stadt unterstützt werden, auch finanziell, so die Forderung der Grünen. Wenn man sieht, wie viele junge und alte Bäume im Stadtgebiet schon geschädigt sind, ist hier jeder Euro eine gute Investition in die Zukunft unserer Stadt. Denn – so das Fazit der Veranstaltung – „wir alle sind die Stadt“. zg
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-gartenbauingenieure-nehmen-schwetzinger-oststadt-ins-visier-_arid,1844260.html