Gitarrist John McLaughlin tritt in Schwetzinger Wollfabrik auf

Endlich beginnt das Herz der Schwetzinger Veranstaltungslocation Wollfabrik wieder leise an zu schlagen. Lange war der Auftritt des legendären Gitarristen John McLaughlin und seiner Band „The 4th Dimension“ geplant. Jetzt konnte er endlich stattfinden.

Lesedauer: 
Gitarren-Legende John McLaughlin beim Auftritt in der Wollfabrik. © Kern

Schwetzingen. Zwei Jahre und drei Monate stand das Herz der Wollfabrik still. Es war eine schmerzliche Zeit, daran ließ Wollfabrik-Chef Joachim Schulz am Dienstagabend keine Zweifel. Die Schwetzinger Veranstaltungslocation so ganz ohne Musik, ohne Kabarett oder wenigstens einer kleinen klugen Lesung – das sei mehr als nur ein leerstehendes Gebäude gewesen. Denn Kultur stehe in den Augen von Schulz – frei nach dem deutschen Lyriker Hans-Christoph Neuert – für das Bemühen des Menschen Mensch zu sein.

Und so ist die Freude bei ihm und den 350 Gästen nur zu verständlich darüber, dass dieses Bemühen mit dem Auftritt des legendären Gitarristen John McLaughlin und seiner Band „The 4th Dimension“ jetzt wieder begonnen hat. Wobei wieder begonnen hat eigentlich zu defensiv wirkt. Es war ein kultureller Katapultstart, der begeisterte. Sogar wenn man kein ausgewiesener McLaughlin-Fan ist, die Virtuosität dieses 80-Jährigen an seiner Gitarre nur zu sehen, das schaffte es, bei den Besuchern die Seele zu bewegen.

Es ist schwer diesen Auftritt der vier Musiker in Worte zu fassen. Gitarrist McLaughlin, Keyboarder Garry Husband, Nicolas Viccaro am Schlagzeug und Bassist Etienne M’Bappe muss man eigentlich sehen. Denn es geht um weit mehr als nur um den Ton. Das technische Knowhow, die Liebe zu dem, was sie da machen, und die Blicke, die sie untereinander austauschen – das gehört alles zusammen und wird so zum Gesamtkunstwerk.

Anfangs wünschte sich Schulz, dass die Menschen hier für die zwei Stunden die Welt vor der Tür ließen. Der Blick auf die Welt mache gerade eher Sorgen und es sei auch richtig, sich dieser besorgniserregenden Welt zu stellen. Doch jetzt solle es nur um die Musik gehen. Es war eine Ansage, die im Nachhinein überflüssig erschien.

Den Zuhörern blieb angesichts dieser Brillanz gar keine Wahl. Dieser Magie konnte und wollte sich niemand entziehen. Freia Behringer-Hoffmann folgte ihrem Vater hier in die Wollfabrik. Er sei schon seit einem halben Jahrhundert Fan von diesem „britischen Ausnahmegitarristen“. Und auch sie konstatiert, dass man musikalisch dem Himmel wohl nicht näherkommen könne, als bei diesem Konzert. Wenn Musik ein See wäre, sie hätte hineinspringen müssen, meint sie.

Songs wie „The Creator has a Masterplan“, „El Hombre Que Sabia“ oder „Gaza City“ schienen geheimnisvolle Kräfte inne zu wohnen. Es war nur noch Musik im Raum. Alle Konzentration war auf sie gerichtet. Es war wirklich für nichts anderes mehr Platz. Für Frank Käseberg aus Heidelberg war das nicht weiter überraschend. Auch schon seit Jahrzehnten ein begeisterter McLaughlin-Anhänger, kennt er die faszinierende Wirkung dieses Musikers auf die Menschen. Er sei ein musikalischer Diamant und was beim Diamanten das Funkeln sei, zeige sich bei McLaughlin in der „die spielerischen Brillanz“: „Man kann nicht anders als hinsehen und hinhören.“

Auch wenn das manchmal anstrengend ist. Die Musik von „The 4th Dimension“ ist eben nichts für nebenbei. Deren Spiel ist anspruchsvoll und auch das Zuhören erfordert ein sich Einlassen und sich konzentrieren. Aber es ist wie immer. Die Anstrengung wird belohnt, mit einem Moment echtem Glück. Der Mensch, da hat Neuert recht, kommt dem Menschsein nur mit der Kultur nahe.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung