Vom 4. bis zum 21. Jahrhundert reichte die Programmauswahl des Ensembles "The Gregorian Voices" aus Bulgarien, das zu einem Gastspiel in den Mozartsaal des Schlosses gekommen war. Dass es in Schwetzingen eine große Anzahl Anhänger dieser Musikrichtung gibt, ist bekannt. Doch vorab sei gesagt: Wer diesen Abend versäumte, ist nur zu bedauern!
Die mystische Beleuchtung des Podiums und die in Kutten gekleideten Sänger ließen zunächst auf ein meditatives Konzert schließen. Diesen Eindruck musste man rasch ad acta legen. Es war schlichte Faszination, als die acht Sänger zum "Ave Maria" zum ersten Mal ihre Stimmen erhoben. Der Chorleiter Ivan Uzunov hatte auf Anregung des künstlerischen Leiters des Ensembles Georgi Pandurov die Auswahl der Stimmen "handverlesen". Es waren durchgehend klassisch ausgebildete Sänger, die sowohl ein als auch mehrstimmig, mit spektakulären, solistischen Tenor und Bass Sequenzen aufwarteten - jede Stimme ein Solist und gemeinsam ein Chor der Spitzenklasse. Sie traten frei von jeglicher - aufgesetzter - Frömmigkeit auf, dafür mit viel Feingefühl in die Werke der unterschiedlichen Jahrhunderte. Mal kraftvoll, wenn es angebracht war, und daneben in Arrangements, die an Opernarien glauben ließen. Wobei Letzteres in einer reinen, strahlende Tenorstimme zu hören war.
Beinahe sanft und dennoch ausdrucksstark kam der Bass zum Einsatz. Hier neigen Ensembles, die mit einem ähnlichen Repertoire auftreten, doch eher zur "Schwärze" eines Basses und zum "Counter" bei den Tenören. Das Programmheft wies leider keine Namen der Sänger auf, so dass sie an dieser Stelle keine lobende Erwähnung finden können. Es sind in der Tat Ausnahmestimmen, die das Publikum immer wieder mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen bedachte. Dass Pandurov derartige Sänger zur Verfügung stehen, macht es ihm möglich, einen musikalischen Bogen vom frühen Mittelalter bis in die Zeit populärer Songs zu schlagen.
Von Beatles bis Scorpions
Die Zeit des Pop dominierte den zweiten Teil. Songs von Simon & Garfunkel ("The Sound of Silence"), Leonard Cohen ("Halleluja"), den Beatles ("Michelle") oder den Scorpions ("Wind of Change") waren zu hören und das, ohne die Identität des gregorianischen Gesangs aufzugeben. Diskret - da er dem Ensemble angehört - dirigierte Ivan Uzunov das Konzert. Es war gregorianischer Gesang vom Feinsten!
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