Heidelberg. Ein Besuch im Zoo steht insbesondere bei Familien mit Kleinkindern ganz oben auf der Hitliste. Bei der Robbenfütterung zuschauen, Elefanten, Gürteltiere oder Rüsselhündchen bestaunen, das begeistert einfach alle. Dass hinter den Kulissen im Zoobetrieb aber noch viel mehr passiert, wird kaum sichtbar.
Das ganze Jahr über wird geforscht, gezüchtet, gezählt, dokumentiert. Weil die Zerstörung natürlicher Lebensräume auf allen Kontinenten immer weiter fortschreitet, haben sich die Hausaufgaben europäischer Zoos deutlich verändert. „Heute gehören Natur- und Artenschutz zu unseren Kernaufgaben“, beschreibt Jörg Junhold, Präsident des Verbands Zoologischer Gärten, der auch Direktor des Leipzigers Zoos ist. Wie diese Kernaufgaben im Heidelberger Zoo umgesetzt werden, zeigen Direktor Klaus Wünnemann und Sandra Reichler, Kuratorin für Säugetiere, an einigen Beispielen.
Für den Fortbestand des Steinkauzes wurde viel getan
Der Steinkauz zum Beispiel. Eher unscheinbar und für Besucher vielleicht weniger spannend, lebt das Steinkauzpärchen im Heidelberger Zoo. Für den Fortbestand dieser Eulenart in der Region ist aber in den letzten Jahren schon viel passiert. Gemeinsam mit lokalen Partnern wurde ein Projekt für den Schutz des Steinkauzes ins Leben gerufen. Konkret heißt das: Brutbäume wurden gesichert, vorzugsweise auf Streuobstwiesen, künstliche Nisthilfen angelegt. 2022 erfolgte ein intensives Monitoring mit Beringung, damit man die Arbeit auch belegen konnte. Im Sommer 2023 wurden vier Nachzuchttiere aus dem Heidelberger Zoo ausgewildert, um die genetische Basis der lokalen Population zu verbessern. Im vergangenen Jahr folgten bereits acht Nachzuchten. Möglich wurde das durch enge Kooperation mit Naturschutzverbänden aus der Region. Der BUND Dossenheim und der Arbeitskreis Greifvogelschutz des NABU Heidelberg suchten geeignete Habitate auf Dossenheimer Gemarkung. Der NABU Weinheim machte entlang der Bergstraße mit, ebenso Umweltschützer aus Mannheim, Hemsbach und Ladenburg. Die gute Nachricht: Der Steinkauz bekommt so wieder eine heimische Zukunft.
Der Feldhamster hat eine feste Adresse in einer etwas abseits gelegenen Aufzuchtstation des Zoos. Spätestens seit den Planungen für die SAP Arena beschäftigte das putzige Tierchen die Naturschützer, weil er aus dem Umfeld der Halle im Mannheimer Mühlfeld umgesiedelt werden musste. Seit 2004 engagiert sich der Zoo Heidelberg schon für das Überleben der bedrohten Feldhamster in der Region. Zu den Schutzmaßnahmen zählt unter anderem die Zucht von über 100 Hamstern jährlich für die Wiederansiedlung in der Rhein-Neckar-Region. Zusätzlich erhalten Landwirte für eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung ihrer Felder Ausgleichszahlungen für mögliche Schäden, verursacht durch die Tiere. Auf dem Zoogelände befindet sich das Artenschutz-Zentrum Feldhamster, hier werden die Europäischen Feldhamster nachgezüchtet. Die Station liegt abseits des Besucherverkehrs, weil Hamster für eine erfolgreiche Zucht viel Ruhe benötigen.
Zoos arbeiten gemeinsam für den Schutz der Affen
Sehr viel Erfahrung haben die Heidelberger Zoo-Verantwortlichen bereits mit dem Projekt „West African Primate Conservation Action“ (WAPCA). Unter Führung des Zoos Heidelberg haben sich viele europäische Zoos und Organisationen zusammengefunden, die sich für den Schutz der Affen in den westafrikanischen Regenwäldern einsetzen. „Ohne die Heidelberger Affen wäre das nicht möglich gewesen“, so Direktor Wünnemann. Dabei geht es um die Sicherung des bedrohten Lebensraums von afrikanischen Affenarten wie den Roloway-Meerkatzen oder Weißscheitelmangaben. Sie sind bedroht, weil Regenwald abgeholzt wird, gejagt, um ihr Fleisch zu verkaufen. In Ghana und an der Elfenbeinküste bemüht sich diese Initiative nun seit ein paar Jahren um ihren Schutz. „Ziel ist ein gutes und nachhaltiges Miteinander mit den Menschen vor Ort, sonst funktioniert das nicht“, sagt Zoodirektor Wünnemann.
Die Asiatische Goldkatze ist der ganze Stolz bei den Bemühungen um Artenschutz. Das Pärchen ist recht scheu, nur manchmal können Besucher einen Blick auf die wunderschönen Katzen erhaschen. Der im Zoo Wuppertal geborene große Kater und die kleinere Katze aus Indonesien leben in getrennten Bereichen. Wenn sie dann aber im gemeinsamen Bereich aufeinandertreffen, sind sie ausgesprochen liebevoll zueinander, berichtet Sandra Reichler. Das lässt hoffen, dass sich in einigen Monaten Nachwuchs einstellen könnte. Unter dem Aspekt des Artenschutzes wäre das ein großer Erfolg, „Die beiden Tiere sind mit den Goldkatzen in Europa nicht verwandt und daher genetisch besonders wertvoll“, beschreibt Reichler die Hoffnung auf einen Zuchterfolg.
Heidelberger Zoo
Der Zoo Heidelberg engagiert sich als wissenschaftlich geführter Zoo aktiv für den Schutz vieler bedrohter Tierarten auf allen Kontinenten.
Er beteiligt sich aber auch an verschiedenen Zuchtprogrammen , zum Beispiel zur Rettung des Gürteltiers . Die nachtaktiven Tiere leben im großen Affenhaus in Wohngemeinschaft mit den goldgelben Löwenäffchen und fühlen sich so wohl, dass sie inzwischen regelmäßig für Nachwuchs sorgen. Der Urzeitsäuger ist Zootier des Jahres 2025 .
Die 11 Hektar große Anlage mit vielen Spielplätzen im Neuenheimer Feld umfasst etwa 2500 Tiere , die von 30 Tierpflegern versorgt werden.
Weil Zoos heute auch einen Bildungsauftrag haben, gibt es seit vielen Jahren die Zoo-Akademie . Sie bietet ein breites Spektrum an Veranstaltungen für verschiedene Altersgruppen, Workshops und Ferienprogramme .
Jährlich kommen rund 500 000 Besucher in den Heidelberger Zoo.
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