Es gibt viele erste Male an diesem Abend in der Wollfabrik. Dazu gehört, dass um 20 Uhr die Scheinwerfer nur auf vier Trommler gerichtet sind. Angela Frontera, Marcel Millot, Michael Fischer und Erwin Ditzner sitzen am Rand der Bühne – und heizen den Zuschauern schon in den ersten Minuten so richtig ein.
Aber so soll’s auch sein: Denn bei der „Tuesday night life“ stehen sie bei der „Night of the drums“ im Mittelpunkt. Dabei spielen sie auch häufig „Bäumchen wechsel dich“ und überzeugen abwechselnd mal am Schlagzeug, dann an der Percussion oder an den Trommeln.
Vielseitiger Freigeist
Doch obwohl der Gast Erwin Ditzner schon eine besondere Atmosphäre aus freigeistiger Vielseitigkeit und Virtuosität in den Raum zaubert, macht es besonders die Mischung mit den „The News“-Musikern zu einem stimmigen Abend. Markus Zimmermann (Keyboard), Sascha Neuhardt (Bass) und Joerg Dudys (Gitarre) lassen es mit den Sängern Kolinda Grabar-Kitarovic und Dominik Steegmüller schon zu Beginn mit „Africa“ von Toto krachen.
Kurz darauf tritt Marcel Millot ans Mikrofon. Eigentlich ist er als Schlagzeuger und kreativer Kopf der Band bekannt – „ich lass die Katze aus dem Sack, ich sing’ euch äna“, kündigt er sich dann aber selbst mit einem „symbadischen“ Dialekt an. Bei „Heut Nacht“ von Spliff schließt er die Augen und haucht liebevoll „Küss mich, bevor du gehst“ ins Mikrofon. Seiner Frau sei zwar bei seiner Gesangsankündigung der Mund offen stehen geblieben – aber vielleicht hat sie sich bei diesen Klängen dann direkt neu verliebt.
Nach der Pause wird die Bühne in blaues Licht getaucht. Michael Fischer bläst ins Didgeridoo – und der Zuschauer hört Wasserblasen platzen. Angela Frontera kniet auf dem Boden vor einer Schale – geklaut von der Bar der Wollfabrik – und gefüllt mit etwas Wasser. Mit ihren bloßen Händen entführt sie das Publikum in den Urwald. Gemeinsam mit ihren Kollegen von „The News“ baut sich das instrumentelle Stück „Insomnia“ bis zur Ektase auf.
Dann ist wieder ein Mann auf der Bühne, der eigentlich nichts außer einer Trommel braucht. Wer Erwin Ditzner schon live erlebt hat, der weiß, wie originell er ist – und zwar von Kopf bis Fuß. Da sitzt er – und hat einfach nur drei Gummischweine und ein Schaf vor sich. „Elfriede“, „Chantal“, „Claudel“ und „Gertrud“ sind für ihren großen Auftritt bereit. Die Zuschauer sind belustigt, irritiert und auch ein wenig verwirrt. Aber Ditzner weiß, was er tut. Er drückt die Schweine zusammen und erschafft so einen unvergleichbaren Sound, bei dem das Publikum im Takt mitklatscht. Rundum ein tierisch guter Abend.
Info: Ein Video gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
Setliste
Erste Hälfte: 1. Opener, 2. Trommelsolo von Erwin Ditzner, 3. Africa, 4. Saved, 5. Yellow Moon, 6. Heut’ Nacht, 7. I hung my Head, 8. Love Machine, 9. Erwin Ditzner mit Trommelsolo.
Zweite Hälfte: 10. Insomnia, 11. Bongo Song, 12. Alles tanzt, 13. What is worth, 14. Magalenha, 15. Late in the evening, 16. Trommelsolo von Erwin Ditzner, 17. They don’t care about us, 18. Biko. Zugabe: Banana Boat. nina
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